Savoir-Vivre

Gespräch mit der Frankfurter Innenarchitektin Oana Rosen zum Konzept des neuen Restaurants „The Grill“

Was macht einen guten Raum für Sie aus?

Oana Rosen: Ein guter Raum ist ein Raum, in den man eintritt, sich wohlfühlt und sich gerne aufhält – auch wenn man nicht definieren kann, warum und woran es genau liegt. Dabei kommt es auf das Zusammenspiel von Raumproportionen, Materialität, Farben, Raumakustik und vor allem auf das Licht an. Zusätzlich können Musik und Geruch wichtig sein.

Es gibt weltweit ähnlich anmutende Restaurants wie „The Grill“, die aber mitunter auch steril wirken. Wie haben Sie es geschafft, diesen Wohlfühlfaktor zu realisieren, den der Gast beim Betreten intuitiv verspürt? 

Rosen: Die Vorgabe des wunderschönen Bestands, der schönen Raumproportionen und der außergewöhnlichen Decken- und Wandgestaltung war eine überragende Kulisse für die Inszenierung. Der Wohlfühlfaktor kommt über die warmen Materialien und Farben, die Stoffe, den Teppichboden und vor allem über das Licht. Durch die unterschiedliche Möblierung haben wir verschiedene Zonen geschaffen. Die warme Ausleuchtung der unterschiedlichen Bereiche schafft Gemütlichkeit und betont die Zonierung.

Welchen Einfluss hatten die (Architektur-) Geschichte des Casinos und insbesondere die Geschichte der Stadt Baden-Baden auf die Realisierung von „The Grill“?

Rosen: Die Opulenz der Räumlichkeiten des Casinos sind natürlich Respekt einflössend, beeindruckend und gleichzeitig inspirierend. Das französische „Savoir-Vivre“, welches das Gebäude mit seiner Geschichte ausstrahlt, war sicherlich inspirierend bei der Ideenfindung. Die Ruhe, die Beschaulichkeit, die Eleganz und gleichzeitig die Internationalität der Stadt Baden-Baden spiegeln sich im Entwurf wieder.

Wie lautete die Aufgabenstellung Ihres Auftraggebers für die Konzeption und Realisation des Restaurants „The Grill“?

Rosen: Es sollte ein modernes und cooles Restaurant werden, welches sich jedoch gut in das altehrwürdige Haus einbettet – ein deutlicher Kontrast, jedoch kein Widerspruch zum opulenten und klassischen Umfeld. Das Restaurant sollte cozy und cosmopolitisch sein und das internationale Publikum ansprechen. Die hochwertige und innovative Küche (Steaks, Sushi, Fisch) sollte sich im Interieur wiederspiegeln.


Können Sie uns Ihre Herangehensweise an dieses Projekt kurz erläutern?

Rosen: Da wir ja mit dem Objekt Casino Baden – Baden und den Bauherrn durch den Club Bernstein vertraut waren, war es für uns einfacher uns in das Thema einzufühlen. Es war wichtig, das Essensangebot, die Abläufe und das gewünschte Ambiente  zu klären. Zudem war es Herrn Schreck wichtig, die Art der Bestuhlung  zu besprechen. So gab es z.B. die Anforderung, dass die Bestuhlung in der Raummitte mobil sein muss, um für besondere Anlässe eine lange Tafel bilden zu können. (Ebenso die Sitzinsel vor dem Eventbereich ist mobil, um auch hier flexibel zu sein.)

Welche Rolle spielen Kostenbudgets bei Ihrer Planung?

Rosen: Für die Bauherren sind die Kostenbudgets ein wichtiger Bestandteil der Planung. Bei der Planung von „The Grill“ hat das Budget natürlich auch eine Rolle gespielt, jedoch hatten wir hier das Glück, dass die Idee und die Qualität im Vordergrund stand.

In wie weit bestimmt der Auftraggeber das Design, gibt Vorgaben?

Rosen: Wir haben meist das Glück, dass wir das Briefing des Bauherrs relativ frei umsetzten können.  Die Ideen und Vorstellungen der Bauherren und die damit verbundenen Vorgaben bzw. Zwangspunkte sind oft gerade der Ursprung guter Ideen.

Sind sie eher ein visueller oder ein haptischer Mensch?

Rosen: Beides. Ich habe einen genauen Blick, sehe manchmal auch zu viel. Ich sauge Bilder und Raumstimmungen in mich auf und lasse sie nachhaltig wirken. Trotzdem muss ich immer Dinge und Materialien anfassen und fühlen – als Ergänzung zum Sehen.

Muss Inneneinrichtung teuer sein?

Rosen: Nein. Es muss nicht unbedingt teuer sein, um eine Idee umzusetzen. Die Budgets spielen zwar definitiv eine Rolle, jedoch lässt sich mit besonderen Elementen, Feinsinn, guten und außergewöhnlichen Ideen auch „gute“ Architektur machen. Wenn jedoch eine bestimmte Qualität gefordert wird und ein Anspruch auf Wertigkeit besteht, sind die edlen und hochwertigen Materialien und Werkstoffe, wie Messing , Naturstein, Echtholz, gute Stoffe, außergewöhnliche Tapeten etc. und deren Preis nicht zu umgehen.