Honig aus den Wäldern Baden-Badens

Wir treffen die Imker Christiane und Jürgen Wunsch im Baden-Badener Stadtwald einige Kilometer im Wald hinter dem Bütthof

Die Biene — voll Harmonie,
voll Phantasie und Poesie — verlockt in sämtlichen Bereichen und immer wieder zu vergleichen.
Drum findet man im Imkerkreise meist kluge Menschen, gut und weise.
(Aus einem alten Bienengedicht)

Was zeichnet Ihren Honig aus?

Christiane Wunsch: Wir haben Blütenhonig von der Kirsch- oder auch der Kastanienblüte, aber bei uns stehen vorallem der Wald- und auch der Tannenhonig im Vordergrund. Sie sind schon von der Farbe her sehr prägnant. Geschmack und Qualität sind wirklich große Klasse und werden überall geschätzt. Wir verkaufen Honig bis nach Dubai und in andere arabische Länder und natürlich in ganz Deutschland. Aber auch aus der Schweiz, aus Russland, Österreich oder Frankreich kommen Kunden zu uns. Waldhonig aus den Baden-Badener Wäldern zählt zur erstklassigen Qualität. Wir haben hier oben Tannen, Bergahorn und natürlich auch Brombeerhecken. Das alles ergibt einen einmaligen kräftigen Geschmack – das macht unseren Honig einzigartig.


Nach welchen Kriterien produzieren Sie?

Wunsch: Wir arbeiten nach Bio-Standards, sind aber nicht für Bio-Honig zertifiziert. Wir vermeiden Chemie, wo immer es geht, und arbeiten so natürlich wie möglich. Der Aufwand ist wesentlich größer, aber wir essen den Honig ja auch selbst und wir wollen das Beste und Gesündeste erreichen.


Welches sind die Feinde Bienen?

Wunsch: Das ist vor allem die Varroa, eine Milbenart. Die macht uns sehr zu schaffen. Wir haben im Durchschnitt Verluste bis zu 40 Prozent durch diese Schädlinge. Es gibt auch Imker, die in einem Jahr 100 Prozent Verlust haben. Das ist sehr bitter.

Wie kann man diese Schädlinge bekämpfen?

Wunsch: Wir müssen die Bienen so natürlich wie möglich züchten, dann sind die Ausfälle nicht so groß. Gegen die Varroa-Milbe gibt es bislang kein wirklich gutes Rezept. Es sei denn, man arbeitet mit Medikamenten, die dann Rückstände im Honig hinterlassen. Das lehnen wir aber ab.

Und wie ist es mit Spritzmitteln in der Landwirtschaft?

Wunsch: Die Bienen fliegen ja mehrere Kilometer. Wenn sie beispielsweise in Reben fliegen, in denen gespritzt wird, habe ich Probleme. Insgesamt ist es aber besser geworden. In den 80er Jahren hatten wir durch Spritzmittel sehr große Bienensterben, das hat sich Gott sei dank gelegt.

Wir beobachten das sehr genau. Ich bin auch Bienensachverständiger und habe solche Fälle auch für das Veterinäramt zu beurteilen und zu prüfen. Jedes Bienenvolk hat ein Gesundheitszeugnis, das von den Bienensachverständigen ausgestellt wird.

Menge und Qualität des Honigs sind also von Jahr zu Jahr unterschiedlich?

Wunsch: Ja. Es gibt sogar Jahre, in denen wir überhaupt keinen Tannenhonig haben. Pro Bienenvolk haben wir normalerweise 20-30 Kilogramm Honig als Jahresertrag.

Seit wann betreiben Sie die Imkereien hier auf dem Grobbachhof?

Wunsch: Mein ältester Sohn ist mit 24 Jahren die fünfte Generation. Hier im Stadtwald von Baden-Baden gab es schon im 17. Jahrhundert Imkerei, damals hat man die Imker noch Zeidler genannt. Der Grobbachhof liegt noch auf der Gemarkung Baden-Baden. Wir sind übrigens weder an das Wasser- noch an das Stromnetz angeschlossen und müssen uns da selbst versorgen, unter anderem über ein kleines Wasserkraftwerk. Der Grobbachhof war früher ein typischer Schwarzwaldhof. Unsere Familie heißt ursprünglich Schoch.

Warum produzieren Sie Honig?

Wunsch: Es gehört in die Landschaft und ist bei uns von Generation zu Generation weitergegeben worden.

Wie viele Bienen leben in einem Bienenvolk?

Wunsch: Das kommt darauf an. Neben der individuellen Volksstärke – das eine Bienenvolk ist stärker, das andere schwächer – ist die Anzahl der Bienen auch stark abhängig von der Jahreszeit. So sollten im Herbst mindestens 5.000 Bienen in einem Volk zu finden sein, sonst könnte die Überwinterung ein Problem werden. Dagegen beträgt die Zahl im Juni oft 40.000 Bienen, manchmal auch mehr.

Für ein Pfund Honig müsste eine einzelne Biene dreimal um die Erde fliegen.

Sind Sie zuversichtlich für die Zukunft der Imkerei?

Wunsch: Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen. Die meisten Imker sind doch schon recht alt ...

... aber es gibt doch derzeit so etwas wie einen Trend zur Imkerei. Selbst in den Städten werden Bienen gehalten durch so genannte „Stadtimker“?

Wunsch: Ich fürchte, das ist nur ein kurzer Trend. Imkerei ist wirklich harte Arbeit, es gibt oft Verluste und Rückschläge. Der Imker hat auch kein Wochenende, er muss ja letztlich rund um die Uhr für die Bienen da sein. Da geben viele wieder auf. Es kommen junge Imker nach, das sind aber derzeit zu wenige.

Wo kann man Ihren Honig kaufen?

Wunsch: In der Geroldsauer Mühle oder direkt hier im Grobbachhof.

www.grobbachhof.de

Tel. 07221-73468

Horst Koppelstätter