Sport und Handwerk passen gut zusammen

Interview mit Alfons Hörmann

Interview mit Alfons Hörmann, Vorstandsvorsitzender der Schöck AG und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), über Ehrenamt, die Verbindung von Sport und Handwerk sowie seine Sicht der Region

Herr Hörmann, Sie sind seit 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), was reizt Sie besonders an diesem Ehrenamt?
Alfons Hörmann: Nach verschiedenen Ehrenämtern in der Kommunalpolitik und im kulturellen und sozialen Bereich habe ich nun in den vergangenen zwei Jahrzehnten besonders intensive Ehrenamts- Positionen wahrgenommen. An der Spitze von Sportdeutschland erlebt man bei 27 Millionen Mitgliedern in 90.000 Vereinen und mit 101 Mitgliedsorganisationen täglich Neues und Spannendes. Gerade die Kontakte mit den Athletinnen und Athleten, aber auch mit den insgesamt mehr als acht Millionen Ehrenamtlichen im deutschen Sport inspirieren immer wieder aufs Neue.

Zugleich sind Sie Vorstandsvorsitzender der Schöck AG, einer international agierenden Unternehmensgruppe der Bauzuliefererbranche mit Hauptsitz in Baden-Baden. Wie schaffen Sie es, die berufliche Tätigkeit mit dem Ehrenamt beim DOSB zu vereinbaren?
Hörmann: Das geht nur mit engagierten und sehr professionell agierenden Teams an der Seite in beiden Lebensbereichen und einem hohen Maß an Einsatz und Selbstdisziplin. Das stellt immer wieder eine große Herausforderung dar, aber das kennt jeder ehrenamtlich Engagierte zur Genüge. Denn auch die Verbands- und Vereinsarbeit wird von Jahr zu Jahr herausfordernder. Letztlich muss man es wollen und auch bereit sein, Kompromisse zu machen.

Worin sehen Sie gegenwärtig die größten Herausforderungen im Sport?
Hörmann: Den vielschichtigen Anforderungen unserer Mitglieder genauso gerecht zu werden wie den zunehmenden Erwartungen einer tendenziell kritischer werdenden Gesellschaft. Vom Leistungssport in der Spitze bis zum Breitensport an der Basis. Themen wie Inklusion und Integration müssen dabei genauso professionell koordiniert werden wie die Betreuung unserer Mitglieder über alle Altersstufen. Nicht zuletzt wollen wir als größte Personenvereinigung Deutschlands auch wichtige gesellschaftliche Akzente setzen. Das ist insgesamt oft ein Spagat, der nicht einfach zu meistern ist.

Welche Verbindung haben Sie zum Handwerk?
Hörmann: Ich war mein Leben lang beruflich, aber auch privat, mit vielen Handwerkern im Kontakt. Als Kunden, Partner, Lieferanten und wertvolle Wegbegleiter habe ich Handwerker aus den verschiedensten Berufen sehr schätzen gelernt. Eine gesunde Mischung aus Bodenständigkeit und die Bereitschaft, Traditionen zu pflegen, auf der einen Seite. Aber auch die Gabe, innovativ und qualitätsorientiert neue Wege zu gehen und bei all dem, nie die persönlichen Beziehungen außer Acht zu lassen: Das sind die Markenzeichen des deutschen Handwerks aus meiner jahrzehntelangen Zusammenarbeit. Deshalb freue ich mich auch über die sehr enge Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Sport über nahezu alle Ebenen und Sportarten hinweg. Sportdeutschland wäre ohne die Unterstützung durch das Handwerk nicht das, was es heute ist. Und ich glaube auch, dass das Handwerk durch die enge Zusammenarbeit profitiert. Wir passen einfach gut zusammen!

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Leidenschaft, Können, Teamgeist – diese Eigenschaften verbinden Sport und das Handwerk. Können beide auch voneinander lernen?
Hörmann: Zweifelsohne gibt es viele Parallelen: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ – das gilt für beide Bereiche gleichermaßen. Viel Fleiß und Können führen zu sichtbaren Erfolgen. Dranbleiben, im Team agieren und die Tugenden des Lebens vorbildlich umsetzen. Das ist es, was Handwerk und Sport ausmachen, und nicht zuletzt stehen Attribute wie Zielstrebigkeit, Bodenständigkeit, Zuverlässigkeit und Erfolgsorientierung für die beiden gesellschaftlichen Bereiche.

Sowohl der Sport als auch das Handwerk brauchen Marketing, um sich in der Öffentlichkeit zu positionieren. Sehen Sie Möglichkeiten, wie beide Seiten kooperieren und vielleicht in Zukunft noch stärker voneinander profitieren können?
Hörmann: Das geschieht heute schon in vielen Bereichen. Gerade weil es viele Parallelen im Denken und Handeln gibt, ergänzen sich die beiden Partner perfekt. Die Leistungsentwicklung in Handwerk und Sport ist sehr ähnlich und auch die wechselseitige Sympathie der handelnden Akteure bietet eine gute Grundlage für wertvolle Synergien. Gerade in Themen der Nachwuchs-Rekrutierung oder in der gekonnten Außendarstellung kann der Sport dem Handwerk sicher viel geben. Und in zahlreichen Sportarten wiederum können Handwerker wertvolle Beiträge leisten.

Welche Ansätze und Chancen ergeben sich dabei für einzelne Handwerksbetriebe?
Hörmann: Ich denke, dass der Sport gerade im Hinblick auf emotionaleKomponenten unglaubliche Perspektiven bietet. Von der Begeisterung der eigenen Mitarbeiter über die Pflege von guten und engen Kundenbeziehungen bis hin zu gezielten Kampagnen – ob regional, landes- oder bundesweit – gibt es kaum Grenzen des Denk- und Machbaren. Wir im Sport stehen bereit!

Seit 2018 sind Sie Vorstandsvorsitzender von Schöck in Baden-Baden. Wie sehen Sie die Region der Handwerkskammer Karlsruhe?
Hörmann: Die regionale Handwerksammer ist ein „starker Spieler in der Region“ und in teamorientierter Vernetzung unterwegs. Zugleich stellt sie ein wichtiges regionales Bindeglied zwischen den Städten und den ländlichen Regionen dar. Nicht in der Theorie, sondern ganz praktisch, nach dem Motto: „Die Wahrheit ist auf dem Platz.“ Es ist gut, dass es die Handwerkskammern gibt, und auch wenn immer mal wieder deren Daseinsberechtigung hinterfragt wird, bleibt festzuhalten: Wenn es sie nicht geben würde, müsste man sie erfinden! Insofern gilt es, diese wertvolle Tradition gekonnt in die Zukunft weiterzuentwickeln, aber da mache ich mir bei den Handwerkern weit weniger Sorgen als bei vielen anderen Akteuren unserer Gesellschaft.