Prägende Eindrücke und nichts als pures Gold

Firmenporträt: MünzManufaktur

In der „MünzManufaktur“ und bei „Les Graveurs“ in Heimsheim wird das Graveurhandwerk hochgehalten und gleichzeitig mit neuen Technologien Highend-Standard geliefert
Der Betrieb von Tobias Dalacker graviert Münzen unter anderem für Scheichs sowie Industriekonzerne.

Tobias Dalacker könnte viele Geschichten erzählen. In einem Schaukasten in seinem Büro ist das Foto eines Scheichs zu sehen. Auf die Frage, was es damit auf sich hat, sagt er fast beiläufig:

„Achja, für diesen Kunden aus den Arabischen Emiraten haben wir etwas Besonderes produziert: eine Übergabemünze aus Feingold, mit Smaragden verziert.“

Wert pro Medaille: 50.000 bis 80.000 Euro. Stückzahlen verrät er nicht. Auch ein Sultan, einer der reichsten Männer der Welt, ist Kunde in Heimsheim. Für seinen neuesten Privatjet hat er ein Wappen bestellt, das an der Flugzeugtür angebracht werden soll. Auch er fand den Graveur in der „MünzManufaktur“, beziehungsweise bei „Les Graveurs“. Das Unternehmen, das 1978 von mehreren Graveuren gegründet wurde, hat Tobias Dalacker vor elf Jahren übernommen. 2011 wurde der Bereich Münz- und Medaillenherstellung zu einem eigenständigen Bereich, der im Unternehmen „MünzManufaktur“ aufging. Hier werden auch Goldbarren und Awards geprägt.

Das Kerngeschäft des gelernten Graveurs liegt zu 50 Prozent in der Industrie. Für den Automotive-Bereich fertigen die Spezialisten von „Les Graveurs“ hochwertige und optische Bauteile an. Dabei geht es um Sichtteile wie Logos, Embleme, Schriftzüge, Plaketten oder Zierteile für limitierte Sondereditionen für Luxusmarken wie Porsche, Daimler, BMW, Maybach oder Bugatti. Eine zweite Säule des Unternehmens bilden modernste Laser-Gravuren für den Medizinbereich. „Ein Spezialsegment mit Zukunft“, sagt Tobias Dalacker.

„Wenn man einen Betrieb übernimmt, hat man meistens gute Chancen, innovativ zu sein. Wir haben von Anfang an versucht, unseren Handwerksbetrieb zukunftstauglich zu machen, mit neuen Technologien und dem Automatisieren von Produktionprozessen“, erzählt er. 

„Das ist unser Alleinstellungsmerkmal: Wir arbeiten zwar Highend mit neuesten Technologien, aber wir vernachlässigen das traditionelle Handwerk nicht.“

Dalacker, der auch Azubis ausbildet, bedauert jedoch,
dass es zu wenig Fachkräfte gibt. „Wir könnten noch viel mehr Aufträge annehmen, aber uns fehlen die Graveure.“ Dabei hat das Handwerk des Graveurs durchaus Zukunft und wenn man es richtig anstellt, kann es auch sehr lukrativ sein. „Man muss nur eine Nische finden und dann eine gute Kombi aus traditionellem Handwerk und Innovation hinkriegen“, ist der Gravurspezialist überzeugt.

Gold geht über die Ladentheke

Mittlerweile sind im Unternehmen von Tobias Dalacker 30 Mitarbeiter beschäftigt. Auf einem Arbeitstisch enthüllt der Firmenchef sorgsam ein gerade fertiggestelltes Porsche-Emblem. Das Firmenlogo ist mit 24 Karat vergoldet und wiegt 200 Kilo. Es ist Eyecatcher und Herzstück auf jedem Messestand des Automobilherstellers und – made in Heimsheim. 

Neben den Gravurarbeiten für die Industrie produziert und handelt das Unternehmen mit Goldbarren und Münzen. „Viele wissen gar nicht, dass Goldbarren ein Zahlungsmittel sind“, berichtet Dalacker beim Rundgang durch den Tresorraum. Hier werden Goldbarren – Motiv- und Anlagebarren aus 999,9 Feingold – graviert und verkauft. In einem Kundenbereich kann man Münzen und Barren direkt am Schalter des Münzhandels erwerben. Ein Hochsicherheitstrakt versteht sich. „Unser Gebäude ist bestens gesichert und überwacht“, sagt Dalacker. Eine Kamera zeichnet genau auf, wie viel Gramm Gold in jedes Paket kommen.

Wenn man von den staatlichen Münzprägeanstalten absieht, ist die „MünzManufaktur“ in Heimsheim als Spezialist für Medaillen, Ehrenmedaillen, historische Münzen, Sammlermünzen, Gedenkmünzen und vieles andere eine von ganz wenigen Münzproduzenten in Deutschland. Städte, die zum Beispiel eine Geschenkmünze mit ihrem Stadtwappen brauchen, fragen fast ausschließlich bei Tobias Dalacker an. Denn hier lagern in riesigen Schubladenmagazinen Münzstempel von fast allen deutschen Städten. Seit man in den 1960er Jahren hier mit den Münzprägungen begann, haben sich mehr als 30.000 Prägestempel angesammelt.

„Viele Städte wissen wahrscheinlich gar nicht, was hier für Schätze lagern“,

sagt Tobias Dalacker.