Frauen können alles genauso gut

Firmenporträt: Kfz-Instandsetzungsbetriebe

Linda Morhard ist Chefin des Kfz-Instandsetzungsbetriebes Weng in Calw. Sie ist eine von wenigen Powerfrauen in einer typischen Männerdomäne. Ihr Erfolgsrezept: ein nicht alltäglicher Service, eine gute Frauenquote und ein sozialer Führungsstil

Der erste Moment ist oft amüsant. Wenn Kunden mit einem Unfallschaden zu Linda Morhard kommen und fragen: „Kann mal jemand mein Auto anschauen?“, schweift der Blick meistens erst mal an ihr vorbei nach nebenan in die Werkstatt. Die Kunden sind ziemlich verduzt, wenn sie hören: „Ja, mach ich gern, kommen Sie mal mit!“ Eine Frau? Versteht sie überhaupt was davon? Linda Morhard kann in diesen Momenten Gedanken lesen. „Wenn ich dann im einen oder anderen Fall unseren Lackierermeister dazu hole, sind die Leute sichtlich erleichtert“, lacht die gelernte Fahrzeuglackiererin. Ihr Kfz-Betrieb ist auf Lackierung von Unfallfahrzeugen spezialisiert. 

„Das typische Rollenbild ist schon noch relativ fest in den Köpfen der Menschen verankert. Eine Frau am Telefon oder im Büro ist ja okay, aber in der Werkstatt ...?“

Selfmade-Woman Linda Morhard hat 1990 gleich nach ihrer Meisterausbildung den elterlichen Betrieb übernommen. Schon während ihrer Ausbildung hat sie ihren Mann Michael beim Pferdesport kennengelernt.

Ein schöner Zufall: Er war vom selben Fach. Später hat sie den Kfz-Meister im Unternehmen angestellt. Gemeinsam führen die beiden den Betrieb bis heute Hand in Hand gemeinsam und auf Augenhöhe.

Täglich zusammen im Betrieb – ist das nicht eine große Herausforderung?
„Für uns ist es eine Bereicherung mit v ielen Vorteilen. Wir vertreten uns gegenseitig, wo wir können.“ Michael Morhard fährt in seiner Freizeit Autorallyes. Dann hält seine Frau die Stellung. Oder auch, wenn er gerade ein Auto wegbringt. „Wenn er nicht da ist, bin ich da und umgekehrt.“ So war es auch bei der Erziehung ihrer beiden Kinder. „Sie waren immer um uns herum, dadurch war alles viel stressfreier in der Abstimmung.“

Und zuhause, ist da die Arbeit auch ein Thema?
„Ja und nein. Wenn wir abends auf dem Sofa sitzen, ist eigentlich alles geschwätzt“, sagt sie mit dem sympathischen schwäbischen Slang. „Wir müssen nicht fragen: Wie war Dein Tag, Schatz? Das ist doch gut. Aber natürlich ist der Betrieb ständiges Thema, da gibt es keinen Cut, wenn wir zur Wohnungstür reinkommen. Wir empfinden das allerdings nicht als Last, sondern es macht uns Spaß.“

„Macht es Peng, komm zu Weng!“

Die Kunden sind Autohäuser und Privatleute. „Wenn es gekracht hat, fahren viele ihr Auto bei uns auf den Hof, um den Schaden ausbessern zu lassen. Manche wissen allerdings gar nicht, welche Schritte sie jetzt einleiten müssen und was auch administrativ wichtig ist. Da helfen wir dann gerne, das ist unser besonderer kostenloser Service. Wir können dann zum Beispiel darüber informieren, wie das mit der Versicherung abläuft und wann einem ein Anwalt zusteht.“ Das Unternehmen mit rund zehn Mitarbeitern hat großen Zulauf, weil es Lackiererei und Instandsetzung in einem bietet.

„Das ist eher selten und macht uns aus. Für den Kunden spart das Wege und Mühen.“

Eine Nische des Kfz-Betriebes bilden Lackierungsarbeiten an großen Fahrzeugen wie Wohnmobilen, Feuerwehrwagen oder kleineren Lkw. Speziallackierungen und Schriften für Mopeds und Oldtimer sind ein Randgeschäft, aber durchaus eine gefragte Spezialität.

„Kunden, die woanders wegen ihrer speziellen Wünsche weggeschickt werden, sind bei uns genau richtig.“

Wer ein Auto mit einem Lackschaden bei den Morhards abgibt, der bekommt übrigens gleich einen Leihwagen mit. Kostenlos versteht sich. „Wir haben auch Pedelecs für Kunden, die nicht so weit weg wohnen. Oder wir bringen unsere Kunden selbst nach Hause und holen sie wieder ab, wenn der Wagen fertig ist.“

Frauenpower auch in der Ausbildung

Seit die Kfz-Meisterin den Betrieb übernommen hat, wurden mehr als 20 Azubis ausgebildet. Darunter auch viele Frauen. Im Herbst starten zwei neue „Azubinen“. „Das Frauenthema ist mir ausgesprochen wichtig. Es wäre schön, wenn mehr Frauen sich den Beruf zutrauen würden, denn sie können alles genauso gut wie Männer“, sagt Linda Morhard, die im Ehrenamt als Städträtin aktiv ist und sich auch beim Landesinnungsverband engagiert.

Wie ist es, als Frau Chefin zu sein?
„Ich denke, Frauen in Führungspositionen ticken einfach anders, sie schauen auch auf die Softskills und können sich gut einfühlen.“ Wichtig ist auch der soziale Aspekt im Unternehmen. Der Führungsstil ist familiär und kollegial. Das Ziel sind zufriedene Mitarbeiter, die ihre Arbeit gerne tun und nicht warten, bis es 16 Uhr ist. Dazu gehört auch, Rücksicht zu nehmen und Freiräume zu lassen. „Wir haben einen Feuerwehrmann unter unseren Angestellten. Wenn bei ihm das Bereitschaftshandy piepst, weil er zu einem Brand ausrücken muss, ist es für uns selbstverständlich, dass er geht, da wird nicht lange diskutiert. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch.“
www.weng.de