Das Bike als Glücksfaktor

Der Nordschwarzwald ist ein Paradies für Mountainbiker

Die Expertin Alexandra Bornstein beschreibt die vielen Facetten der Bike-Region

Volle Kanne rattert Alexandra Bornstein einen abschüssigen Weg entlang. Auf Tempo 40 und mehr kommt sie mit ihrem Mountainbike – die Baden-Badenerin liebt es:

„Aber nicht unbedingt die Geschwindigkeit, sondern mehr, dass man sich besonders konzentrieren muss. In solchen Situationen gibt es kein Gestern und kein Morgen, Sie sind fokussiert nur auf das Jetzt!“

Das Mountainbike bietet ihr noch mehr. Alexandra Bornstein begeistert sich ebenfalls für technisch anspruchsvolles Gelände, in dem es langsam, aber mit großer Kontrolle über Rad und Körper, auf felsigem Untergrund sowie Wurzelwerk dahin und um Spitzkehren geht. Und sie mag es ebenfalls, einfach durch die Natur zu „cruisen“, wie in der Fachsprache das gemütliche Dahinrollen durch die Landschaft genannt wird. Immer wieder neue Grenzen austesten, immer wieder neues Gelände ausprobieren und auch immer wieder auf den Fahrten neue Menschen kennenlernen – für Alexandra Bornstein gibt es eine ganze Fülle an Faktoren, die „das Bike zum Glücksfaktor“ werden lassen.

Und für all diese Facetten findet sie gerade im Nordschwarzwald beste Voraussetzungen.

„Er verbindet stark bewaldete Stellen und hochragende Felsen mit freien Flächen und tollen Aussichten, es ist einfach auch eine Urlaubsregion, die es in ihrer spannenden Mischung fast nirgendwo sonst gibt“,

erklärt sie. „Für Mountainbiker bieten sich nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für alles, was sich das Bikerherz nur wünschen kann.“ Das gelte insbesondere für das charakteristische Auf und Ab in Deutschlands größtem Mittelgebirge – „viele wollen hoch, um runterzufahren“.

 Alexandra Bornstein freut sich über ihre Leistung nach einer anstrengenden Mountainbike-Tour.

Frau mit dem Bike auf der Bühne
2020 wird Alexandra Bornstein 50. „Ich stamme aus einer Radel- Familie“, sagt sie. „Mit 20 hatte ich das erste Damen-Mountainbike in der Region.“ Aus dieser familiären Radbegeisterung hat Bornstein sogar einen Beruf gemacht. Unter anderem ist sie als Trainerin, Lehrbeauftragte beim Württembergischen Radsportverband, Mental- und Business-Coach tätig – sowie als Speakerin. Als solche gilt sie als „die Frau mit dem Bike auf der Bühne“, denn sie lässt die Erfahrungen aus dem Sport einfließen: „Es lässt sich viel ableiten“, sagt sie. „Zum Beispiel, wie erreiche ich Ziele, wie bleibt man an etwas dran, wie motiviert man sich und andere. Sport macht Mut für‘s Leben.“ Die Radbegeisterte prägt das Mountainbiken in der Region durchaus mit. So ist sie Mitinitiatorin des sehr naturbelassenen Mountainbike- Wegenetzes in Baden-Baden, bei dem die „Zwei-Meter-Regel“ nicht gilt, wonach Wege unter zwei Meter Breite Fußgängern vorbehalten sind. Diese Regel existiert nur in Baden-Württemberg und erschwert naturgemäß das Mountainbike-Vergnügen. Aber es werde zunehmend erkannt, welche Chancen das Biken für den Tourismus bietet, betont Bornstein.

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Zu ihren Lieblingsstrecken im Nordschwarzwald zählt sie Trails rund um Baden-Baden oder der Hornisgrinde sowie den Strommastentrail bei Ettlingen.

„Im Gebiet um Pforzheim und Bad Wildbad finde ich den Erzkopftrail technisch besonders spannend und den Seehaustrail flowig“

sagt sie. „Und wenn ich an meine Grenzen gehen will, fahre ich in einem Bikepark wie in Sasbachwalden oder in Bad Wildbad. Aber jeder hat seine eigenen Grenzen, das ist immer individuell.“ Das Tourenportal „outdooractive“ im Internet zählt den Schwarzwald generell zu den Top Ten der europäischen Mountainbike- Reviere. Nach Angaben der Schwarzwald Tourismus GmbH reicht das gesamte Streckennetz für Mountainbiker 8.500 Kilometer weit und ein großer Teil davon führt durch den Nordschwarzwald. Mit Hilfe von Apps wie „komoot“ und eben „outdooractive“ lassen sich Touren finden und zusammenstellen.

Fußgänger haben Vorfahrt
Übung macht aber auch beim Mountainbiken den Meister – gerade da immer mehr Fahrerinnen und Fahrer auf Elektro-Mountainbikes umsteigen. „Umso trainierter man ist, desto sicherer wird man“, erklärt Bornstein. „Beispielsweise das Fahren auf Geröll lässt sich üben und es gibt Techniken, die den Bremsweg um die Hälfte verkürzen.“ Jeder Biker dürfe zudem nie aus den Augen verlieren: Fußgänger haben immer Vorfahrt! Als Tipp gibt die E xpertin des Weiteren mit auf den Weg, das Bike so leicht wie möglich zu halten: „Wir müssen das Rad ja manchmal auch tragen.“ Allerdings – leichter bedeutet in aller Regel auch teurer. Nach einer Faustregel verteuert ein Kilo weniger das Bike um etwa 500 Euro. Zu guter Letzt macht noch ein Faktor den Nordschwarzwald als Mountainbikeparadies aus. „Biker sind meist mit wenig Packmaß unterwegs, daher kehren sie sehr gerne ein.“ Und an gemütlichen Einkehrmöglichkeiten gibt es in der Urlaubsdestination Nordschwarzwald sicher keinen Mangel.