25 Jahre „Die Fallers“

Solides Handwerk – vor und hinter der Kamera

Sie verstehen zweifellos ihr Handwerk, die Macher vor und hinter den Kameras einer Serie, die seit ihrer Erstsendung im September 1994 alle Erwartungen übertroffen hat: „Die Fallers“. Eine Familiengeschichte, die ganz unspektakulär im Schwarzwald, mit gelegentlichen Ausflügen nach Freiburg und Baden-Baden und ganz selten in die Ferne spielt. Ohne Mord und großangelegte Intrigen, mit wenig Sex und etwas Kommunalpolitik, verzeichnet sie seit 25 Jahren stabile Quoten von rund einer Million Zuschauern pro Folge. Dass sich das Publikum trotz immer größerer Konkurrenz gerade bei den privaten Sendern auch noch leicht verjüngt hat, liegt laut Pressesprecherin Kathrin Brunner-Schwer vor allem daran, dass der „Fallers“-Nachwuchs immer mehr Spielraum in den 44 halbstündigen Sonntagsausgaben pro Jahr ab 19.15 Uhr im SWR-Fernsehen erhält.

 Bevor bei den „Fallers“ in einem Sägewerk gearbeitet werden kann, legen erst die vielen Profis hinter der Kamera Hand an.

Zu der jungen „Fallers“-Generation, die nicht immer auf das Verständnis der „Alten“ um Johanna (Ursula Cantieni) und Hermann (Wolfgang Hepp) trifft, zählt Sophie Kramer (Janina Flieger), die einen für Frauen immer noch ungewöhnlichen Handwerksberuf erlernt hat: Als „Holzbearbeitungsmechanikerin“ wirbelte die Tochter von Heinz Faller in der „Fallermühle“ schon viel Sägemehl auf. Ihre Lehre hätte sie theoretisch auch auf der Baden-Badener Funkhöhe absolvieren können, denn die den Zuschauern bestens vertrauten Spielorte wie Johannas Küche, die Amtsstube des Bürgermeisters oder die Dorfkneipe nehmen in den Ernst-Becker-Studios 3 und 4 des SWR eine Gesamtfläche von 1.280 Quadratmetern ein, auf der sich neben der 30-köpfigen „Fallers“-Großfamilie auch zahlreiche Handwerker und Techniker tummeln.

31 Dekorationen sind während des Jahres ständig aufgebaut, zusätzliche Kulissen wie Johannas Hofladen, ein Zimmer im Krankenhaus oder das Sprechzimmer des Tierarztes werden von den Bühnenbauern und -malern, den Requisiteuren und Kostümbildnern drehbuchgemäß im Studio gestaltet.
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 Von links: Peter Schell, Roland Frey und Janina Flieger haben etwas zu besprechen.

Unübliche Arbeitszeiten

Rund 80 junge Leute absolvieren derzeit ihre Ausbildung, ihr duales Studium oder ihr Volontariat in der Direktion Technik und Produktion, beispielsweise als Mediengestalter Bild und Ton, Veranstaltungstechniker, Maßschneider, Elektroniker für Betriebstechnik, Angewandter Informatiker und Requisiteur.

Während der dreijährigen Ausbildung sind die jungen Leute nicht nur im Sender tätig. „Wir haben beispielsweise eine Kooperation mit der Uni Tübingen“, erzählt Kerstin Wagner, zuständig für die Auszubildenden im SWR,

„außerdem werden sie auch mal beim New Pop Festival und anderen Großereignissen eingesetzt.“

Unter den Nachwuchskräften sind Hauptschüler ebenso wie Abiturienten oder Studenten und Teenies, aber auch Flüchtlinge, die sich für eine Ausbildung qualifiziert haben. Sie alle müssen neben den üblichen Grundvoraussetzungen auch die Bereitschaft, eher unübliche Arbeitszeiten auf sich zu  nehmen, mitbringen. Dreharbeiten laufen nicht immer nach Schema F ab, und Abend- oder Wochenendeinsätze sind – gerade bei Festivals oder auch den „Fallers“ – keine Seltenheit.

 Ursula Cantieni alias Johanna Faller ist von Anfang an dabei.

„Das Tempo hat sich verschärft“, meinte denn auch Anne von Linstow, die in der ersten Folge als hochschwangere Französin Monique in das Schwarzwaldambiente platzte und mit Johannas Hilfe Albert zur Welt brachte. Sie gehört zu den Schauspielern, die ununterbrochen seit dem ersten Drehtag an dem Erfolgsprojekt „Die Fallers“ mitwirken und damit ein Vierteljahrhundert in einer Rolle leben. Wie schafft es eine Familienserie, den Spannungsbogen über eine so lange Zeit zu halten, nachdem sogar dem Dauerbrenner „Lindenstraße“ ab März nächsten Jahres die Luft ausgeht? Der bisherige SWR-Intendant Peter Boudgoust sieht die Bodenständigkeit als Erfolgsrezept:

„Die Fallers, das ist eine Hommage an Schaffer und Macher, Menschenfreunde und Eigenbrötler, Weltentdecker und Heimatverwurzelte – oder kurz eine Hommage an die Menschen im Südwesten.“

Dieser Verbundenheit wird auch und gerade im Jubiläumsjahr Rechnung getragen: Johanna und Hermann gehen beispielsweise per Kutsche auf Schwarzwaldtour und führen die Zuschauer zu besonders reizvollen Ausflugszielen – ganz im Sinne von Schwarzwald Tourismus!

Theoretisch ganz nahe an den „Fallers“, manchmal sogar hautnah, arbeitet Hanna Fritz, Auszubildende im Bereich Maßschneiderei, der der Handwerkskammer Karlsruhe direkt zugeordnet ist. Nach der Realschule bewarb sich die näh- und modebegeisterte Bühlerin per Internet um den Ausbildungsplatz in der Schneiderei, deren insgesamt acht festangestellte Kräfte nicht produktionsbezogen arbeiten, sondern ihre Aufträge von der Kostümschneiderei erhalten. Nach ihrer Ausbildung, mit der sie „sehr zufrieden“ ist, kann sie sich auf zwölf Monate Beschäftigungsgarantie verlassen, die der Sender seinen Nachwuchskräften einräumt.

Nicht nur zuschauen, sondern mitmachen, lautet das Motto bei den jährlichen Ausbildungstagen, zu denen der SWR einmal jährlich einlädt. Die Termine für den Blick hinter die Kulissen eines möglichen Traumberufs bei Fernsehen oder Radio werden im Internet, in der Tagespresse und Informationsbroschüren bekannt gegeben.

Irene Schröder