Weltweit gefragtes Spezialprodukt

Firmenporträt: Heitz GmbH

In der großen Schauvitrine glänzen flexible Rohrkomponenten aus Edelstahl, Bronze und Tombak um die Wette. So fein herausgeputzt sieht man sie eher selten, denn als Bauteil verschwinden sie meist komplett in unterschiedlichen technischen Geräten und Anlagen. „Jedes Produkt hat seine eigene Geschichte“, so Max- Jürgen Heitz (53), einer der beiden Geschäftsführer und Inhaber der Heitz GmbH in Rheinstetten. Das mittelständische Unternehmen ist auf die Entwicklung und Produktion von Metallbälgen, Balgkomponenten und Kompensatoren spezialisiert. Metallbälge sind flexible Funktionselemente, die sich für vielfältige technische Applikationen eignen. Sie bestehen aus einer oder mehreren Rohrlagen aus Edelstahl, in die parallele Wellen eingearbeitet werden. Der Grund für die aufwändige Technik: Die Wellen machen das Rohr beweglich und flexibel.

Man findet Metallbälge beispielsweise in verschiedensten Regelgeräten wie Thermostaten, Ventilen und Armaturen oder als Balgkupplungen im Maschinen- und Anlagenbau, als flexibles Verbindungselement in der Heizungs-, Klima- und Sanitärtechnik, der Vakuumindustrie sowie in der Rohrleitungstechnik, um nur einige wenige Anwendungsbereiche zu nennen. Kurz: überall dort, wo eine flexible Verbindung innerhalb fester Bauelemente vonnöten ist. Metallbälge sind aufgrund Ihrer Dünnwandigkeit meist das empfindlichste Teil einer Baugruppe. „Wenn der Balg nicht funktioniert, dann funktioniert normalerweise die ganze Anwendung nicht“, so Geschäftsführer Tobias Heitz (51). Die Verbindung relativ dünnwandiger Metallbälge mit massiven Anschlussteilen stellt nicht selten eine technologische Herausforderung dar. Immer häufiger werden deshalb von den Kunden Komplettlösungen bevorzugt, die neben der Fertigung des Metallbalgs auch die Verbindung mit Anschlussteilen vorsieht. Seit über 70 Jahren designt und fertigt das Unternehmen mittlerweile Metallbälge und zunehmend komplette Balgkomponenten oder Balgelemente, die vom Kunden dann relativ einfach montiert werden können.

„Going flexible“

Obwohl der mittelständische Industriebetrieb kein typisches Handwerksunternehmen ist, ist er Mitglied der Handwerkskammer Karlsruhe. Zum einen ist der Ausbildungsberuf Feinmechaniker ein Handwerksberuf – und immerhin sind zehn Prozent der Belegschaft Azubis. „Außerdem sind wir aus Tradition bei der Handwerkskammer angesiedelt. Unser Großvater war jahrzehntelang Mitglied der Meisterprüfungskommission für das Werkzeugmacherhandwerk“, so Max- Jürgen Heitz.

Großvater und Unternehmensgründer Max Gustav Heitz gehörte zu den Pionieren der Metallbalgentwicklung in Deutschland. Durch die konsequente Weiterentwicklung der Produktpalette und der eingesetzten Fertigungstechnologien hat das Unternehmen seine Marktstellung kontinuierlich ausgebaut. Es zählt heute – nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlichen Variantenvielfalt und Stückzahlflexibilität, des hohen Qualitätsstandards sowie seiner Kundennähe – international zu den führenden Herstellern der Branche. Über die Hälfte der Produkte geht ins Ausland. Doch auch der Standort ist von Vorteil: „Baden-Württemberg als eine der am stärksten boomenden Wirtschaftsregionen Europas ist in punkto Technologie- Know-How und -entwicklung für uns so etwas wie ein ‚Mekka‘. Das ist sicherlich auch einer der Erfolgsfaktoren“, so Max-Jürgen Heitz.

Der Heitzsche Firmenslogan „Going flexible“ spielt inhaltlich in erster Linie auf die Beweglichkeit der Spezialbauteile an. Er lässt sich ohne weiteres aber auch auf die Firmenphilosophie des Unternehmens übertragen: „Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter bei uns wohlfühlen und lange bei uns bleiben, fordern aber auch, dass sie flexibel sind in ihrer Denkweise und hinsichtlich ihres Einsatzgebiets“, sagt Tobias Heitz im Hinblick auf die anspruchsvollen technischen Prozesse.

Zum anderen passt der Slogan auch zur ständigen Innovationsbereitschaft – vor allem in der Entwicklung der Technologien wie Automatisierungstechnik oder Robotik sowie in der kontinuierlichen Verbesserung der Produktionsprozesse. Dank des unternehmenseigenen Anlagen- und Werkzeugbaus verfügt das Unternehmen über eine große Fertigungstiefe. Von der Vormaterialerzeugung bis zur fertigen Baugruppe kann alles im eigenen Haus produziert werden. „Das macht uns wirtschaftlich ein Stück weit unabhängig“, so Tobias Heitz: „Als Familienunternehmen haben wir großen Gestaltungsspielraum. Wir können auch mal ohne Großauftrag in Technologien investieren, von denen wir vorher noch nicht wissen, wie beziehungsweise wie schnell sie sich entwickeln werden.“

Geglückte Unternehmensnachfolge

Die Brüder haben das Unternehmen in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt übernommen. Vater Max Walter Heitz hat es über Jahrzehnte erfolgreich und verantwortungsvoll geführt, hervorragend entwickelt und seine Erfahrung über einen langen Zeitraum hinweg an die nächste Generation weitergegeben. Er kommt auch heute noch regelmäßig ins Haus, um die ein oder andere Weichenstellung mitzudiskutieren. „Unser Vater hat eine tolle Basis für das Unternehmen geschaffen. Wenn wir es nur halb so gut machen wie er, dann haben wir es sehr gut gemacht“, so Max-Jürgen und Tobias Heitz.

www.heitz-gmbh.de

Ariane Lindemann