Handwerkskunst mit Perfektionsanspruch

In der Meisterwerkstatt Kronthaler werden einzigartige Klarinetten gebaut

Es sind unzählige Arbeitsschritte, bis die silbern glänzende Klappenmechanik exakt eingepasst ist, die Polster wirklich alle Tonlöcher perfekt abdichten und schließlich die Mechanik in seiner Gesamtheit
reibungslos funktioniert und eingestellt ist. Stundenlang sitzen die Instrumentenbauer an ihren Werkbänken, bohren, feilen, löten… bis eine perfekt funktionierende Klarinette die Werkstatt verlassen darf. Die filigranen Werkzeuge, die hierfür benötigt werden, müssen zudem auch noch größtenteils selbst hergestellt werden.

Neben der Fertigung einzelner Instrumente werden in der Meisterwerkstattfür Klarinettenbau in Karlsruhe-Durlach auch Klarinetten gewartet und repariert. Inzwischen sind schon so viele Kronthaler-Klarinetten auf dem Markt, dass nur noch eigene Instrumente gewartet werden können; die Reparatur von Fremdfabrikaten musste deshalb gänzlich eingestellt werden. „In der Überholungszeit, also während der Orchesterferien, geht es bei uns hoch her“, erzählt Johanna Kronthaler. Zumal eigentlich nur Berufsmusiker zum Kundenstamm der Familie Kronthaler zählen, müssen ihre Instrumente pünktlich, kurz vor Beginn der neuen
Konzertsaison, dem jeweiligen Kunden ausgeliefert werden – und das in erneut einwandfreiem Zustand.

Mehrere Jahre warten Kunden derzeit auf eine individuell für sie angefertigte Kronthaler- Klarinette, die natürlich auch nicht gerade billig ist, wie man sich vorstellen kann.
Mehr noch: „Wir wollen unsere Kunden gerne kennenlernen und nur, wenn die „Chemie“ zwischen uns wirklich stimmt, nehmen wir einen Auftrag auch an. Denn nur dann ist die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit geebnet“, sagt Otto Kronthaler. Wenn dann der Auftrag für die Fertigung der Klarinette erteilt ist, hört der Kunde, bedingt durch die lange Wartezeit, eine ganze Zeitlang erst einmal nichts mehr aus der Durlacher Manufaktur. Oft schwinge viel Aufregung mit, wenn dann nach Jahren der Anruf kommt, dass das Instrument nun endlich soweit fertig sei, berichten die Kronthalers. Der Kunde lernt dann endlich „sein“ Instrument, das Kronthaler bereits im Vorfeld speziell für ihn ausgesucht hat, beim ersten Anspielen kennen. In den Einspielräumen neben der Werkstatt wird nun lange getestet und probiert – dies ist mit das wichtigste im ganzen Prozess, um zu eruieren, ob Instrument und Kunde tatsächlich die „musikalische Ehe“ miteinander eingehen wollen.

 Otto Kronthaler

Musikerlaufbahn aufgegeben

Vielleicht ist es nun gerade dieses Prozedere, das für den Erfolg des Unternehmens sorgt. Johanna und Otto Kronthaler lernten sich bei ihrer Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher kennen. Zu diesem Zeitpunkt musste Otto Kronthaler gerade seine Laufbahn als Berufsmusiker wegen einer Gesichtslähmung unterbrechen. Die Idee nun Instrumentenmacher zu werden, um eigene Instrumente zu konzipieren, mit denen die Musikerlaufbahn vielleicht doch nochmals weitergeführt werden könne, führt beide in eine aufregende berufliche Zukunft.

Johanna Kronthaler baut nach dem Gesellenbrief in harter Arbeit ihr eigenes Unternehmen auf und Kronthaler kehrt allmählich zurück auf die Bühne. Zwischenzeitlich ist Otto Kronthaler unter anderem auch als Dozent an mehreren Musikhochschulen tätig. Zudem kümmert er sich auch noch
um die Werkstatt seiner Frau – in erste Linie natürlich um die Weiterentwicklung und Perfektionierung der Kronthaler-Klarinette.

„Wir waren wie Tellerwäscher“

Im Alter von 50 Jahren, müde des vielen Reisens von einem Konzert zum nächsten, vor allem aber müde der vielen Schattenseiten während seiner Lehrtätigkeit, obwohl er den Großteil seiner Studenten in Lohn und Brot bringen konnte, verlässt Kronthaler sein bisheriges Berufsfeld. Er entscheidet sich dazu, im Betrieb seiner Frau einzusteigen. „Wir waren wie Tellerwäscher, die sich von ganz unten mit viel Biss nach und nach hochgearbeitet haben. Dieses immer wieder von vorne anfangen, jedem Problem die Stirn zu bieten, vor allem aber unser gegenseitiges heiliges Versprechen: 'geht nicht gibt’s nicht', hat uns menschlich wie natürlich auch beruflich eng zusammengeschweißt. Ein sehr arbeitsintensives Leben war das bis dato, aber auch unglaublich spannend und abwechslungsreich“, erinnert sich Otto Kronthaler.

Heute gibt es vier Mitarbeiterinnen und zwei Azubis in der Werkstatt; und dennoch wird der kronthaler'sche Klarinettenbau nicht vom grassierenden Fachkräftemangel verschont: Weitere Gesellen werden händeringend gesucht.

 Johanna Kronthaler

„Mein Betrieb ist für mich wie eine Familie. In stressigen Zeiten ziehen
alle an einem Strang und wenn´s zeitlich eng wird, muss ich meine Mädels erst gar nicht darum bitten, mal etwas länger zu arbeiten. Erst wenn das jeweilige, gemeinsame Projekt fertig gestellt ist, gehen wir alle zufrieden nach Hause. Und allein schon deswegen bin ich unheimlich stolz und glücklich über mein wundervolles Team“, berichtet Johanna Kronthaler über die Atmosphäre in ihrem Betrieb.

Auch die Nachfolge des Unternehmens ist bereits gesichert, wie Otto Kronthaler erklärt: Adoptivsohn Stephan, derzeit Bassklarinettist an der Frankfurter Oper, wird zur rechten Zeit in die Fußstapfen treten und das Lebenswerk von Johanna und Otto Kronthaler in die nächste Generation führen.

http://www.kronthaler-klarinetten.de

Janina Croissant