Funkeln, glitzern, strahlen

Im Jahr 2017 feiert Pforzheim den 250. Geburtstag seiner Schmuck- und Uhrenindustrie

Die rund 120.000 Einwohner starke Stadt Pforzheim trägt selbstbewusst den Beinamen „Goldstadt“ und es war Markgraf Karl Friedrich, der bereit im Jahr 1767 das Privileg erteilte, eine Taschenuhr- und eine Silberwarenmanufaktur zu errichten. Damit setzte er eine wahre Erfolgsgeschichte in Gang, denn heute gilt Pforzheim als Wirtschafts-, Design- und Hochschulstandort, der unverrückbar mit diesem historischen Ereignis verbunden ist. Schüler und Studenten aus der ganzen Welt kommen in die Stadt mit den drei Flüssen Enz, Nagold und Würm, um an renommierten Ausbildungs- und Studienangeboten teilzunehmen. In den 250 Jahren hat sich Pforzheim als Innovationsstandort platziert.

Die Identität Pforzheims ist durch die Schmuck- und Uhrenindustrie stark geprägt worden.

So zum Beispiel an der Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule, die mit ihrem Angebot in Europa einzigartig ist. „Zu uns kommen Schüler aus allen Ländern der Erde, weil sie hier in den alten, fast ausgestorbenen Handwerken ausgebildet werden. Und zwar von Lehrern, die diese noch von der Pike auf gelernt haben“, sagt Schulleiter Michael Kiefer. Hoch spezialisierte Berufe wie Graveur, Edelsteinfasser, Silberschmied oder Metalldrücker gehören dazu. Es sind jedoch auch Berufe, die sich an neue Produktionsbedingungen angepasst haben. Ein Paradebeispiel ist die Umwandlung des ehemaligen Galvaniseurs zum Oberflächenbeschichter.

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Die internationalen Schüler bleiben zwei oder drei Jahre und kehren dann in ihre Heimatländer zurück oder finden ihre neue Heimat in der Goldstadt und nutzen die gute Infrastruktur für ihren weiteren beruflichen Werdegang. Die nostalgische Vorstellung des fingerfertigen Goldschmiedes, der mit seinen Präzisionswerkzeugen maßgefertigten Schmuck herstellt, sei nur eine Perspektive der Ausbildung an der Goldschmiede- mit Uhrmacherschule, sagt Kiefer. Die Verknüpfung der „alten“ Techniken mit neuen Produktionsverfahren sei reizvoll und qualifiziere die Schüler für den aktuellen Arbeitsmarkt. Selbst Autozulieferer oder Flugzeugbauer nutzen das Wissen und lassen ihre Lehrlinge an der Schule ausbilden. „Das Jubiläum der Goldstadt Pforzheim ist für uns von großer Bedeutung“, so der Schulleiter. „Ich habe das Gefühl, dass durch dieses besondere Jahr ein Wir-Gefühl innerhalb der Stadt und den verschiedenen Branchen entsteht und wir sind mittendrin. Mit den unterschiedlichsten Kooperationspartnern plant die Schule, die im Jahr 2018 ihren 250. Geburtstag feiert, verschiedene Projekte.“

Für das Jubiläumsjahr ist ein großes Feierprogramm geplant.

Ausstellungen und spektakuläre Live-Acts, Design- und Schmuckkunst, Tagungen und Kongresse, Musik und Theater – der Veranstaltungskalender im Jubiläumsjahr, der im Internet unter www.goldstadt250.de zu finden ist, ist breit gefächert. Über 200 Programmpunkte an 30 Locations werden für die Feierlichkeiten angekündigt. In dem Buch „250 Jahre Schmuck, Uhren und Design aus Pforzheim“ wird ein Blick auf die Historie geworfen. Denn die Identität der Pforzheimer ist durch die Schmuck- und Uhrenindustrie geprägt, dementsprechend hoch ist das Bürger-Engagement während der Feierlichkeiten. Nicht nur in den bekannten Einrichtungen wie dem Schmuckmuseum, in dem die Doppelausstellung „Must-haves – Schmuck großer Juweliere“ und „Must-Sees – Schmuck in der Kunst“ zu sehen sein wird, sondern auch dem Congress Centrum, dem Stadtgarten, dem Kulturhaus Osterfeld oder dem Theater gibt es Veranstaltungen. Auch kleine Vereine, Gruppen und Institutionen machen mit. Das Technische Museum wird zu Beginn des Jubiläums nach einer kompletten Umgestaltung wiedereröffnet werden. Ein Schwerpunkt der Feierlichkeiten ist der Bereich der Workshops und Tagungen, denn das Festival soll nachhaltig in die „Ornamenta II“ münden, die als internationales Forum für Design, Architektur und Stadtentwicklung im Jahr 2022 realisiert werden soll. „Lassen Sie uns gemeinsam die internationale Strahlkraft unserer Goldstadt um die Komponente Design- und Innovations-Metropole für das Jahr 2017 und darüber hinaus erweitern. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Pforzheim und die Region eine prosperierende Zukunft vor sich haben“, lautet der Aufruf von Gert Hager, Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim.

Denn es geht um mehr als die touristischen und unterhaltenden Aspekte eines Festivals. Einerseits sollen die Traditionen des ursprünglichen Handwerks bewahrt und andererseits die neuen, innovativen Industrien vorgestellt werden. Präzisions-, Medizin- und Stanztechnologie sind mehr denn je in den Betrieben gefragt und durch die Ausbildungs- und Studiengänge werden die notwendigen Fachkräfte in Pforzheim ausgebildet. „Seit einem Vierteljahrtausend hat sich die Stadt als Dreh- und Angelpunkt des internationalen Schmuckschaffens eine große Kompetenz geschaffen. Das Jubiläum wird den Blick auf den Start der Schmuckmanufaktur werfen und gleichzeitig aufzeigen, welche neuen Industrien aus dieser Tradition entstanden sind und welche Möglichkeiten sich dadurch für die Zukunft eröffnen“, ist sich der Oberbürgermeister sicher.

Janina Beuscher