Spannend, schön und lehrreich

Wie im Zuge des Baus der Wasserwelt Rulantica eine Art Naherholungsgebiet geschaffen wurde – Europa-Park initiierte ökologische Arbeitsgruppe

Seit November 2019 erhebt sich Rulantica vor Rust aus der oberrheinischen Tiefebene. Umgeben sind die Wasserwelt und das dazu gehörige Hotel „Krønasår“ von Grünanlagen, die einem neu geschaffenen Naherholungsgebiet gleichen. Sogar acht Bienenvölker mit jeweils rund 50.000 Bienen sind auf dem Rulantica-Areal angesiedelt worden. Bei Bauprojekten wie Rulantica ist es Vorschrift, dass ein ökologischer Ausgleich für den Eingriff in die Natur geschaffen wird. Um dies bestmöglich zu verwirklichen, initiierte der Europa-Park 2015 die Gründung einer ökologischen Arbeitsgruppe. Zu den Vertretern vom Europa-Park gehören unter anderem Mitgesellschafterin Ann-Kathrin Mack und Gärtnerei-Chef Jürgen Sedler. Hinzu kommen Alexander Schindler, Leiter des Naturzentrums Rheinauen, und Förster Lothar Bellert als Vertreter der Gemeinde Rust sowie weitere Natur- und Umweltexperten.

Koordiniert hat die Arbeitsgruppe im Zuge des Rulantica-Baus zahlreiche Maßnahmen, so unter anderem die Neuanpflanzung von 2.000 Bäumen, 18.000 Wildsträuchern und 60.000 Blumen. Zu den Bäumen gehören beispielsweise 14 Meter hohe Waldkiefern sowie große Birken, Rotfichten und Hainbuchen. Allein 1.300 Eichen sind bereits 2016 im Aufforstungsgebiet „Eiserne Hand“ südlich der Wasserwelt gepflanzt worden. Die Begrünung des Vorplatzes des Hotels „Krønasår“ erfolgte auch mit „Bäumen des Jahres“ von 2013 bis 2019. Jürgen Sedler, der als Sprecher der ökologischen Arbeitsgruppe fungiert, erklärt: „Unser Anspruch war nicht nur die Umsetzung der Maßnahmen, sondern es wurde immer auch das gestalterische Element mit in die Planungen einbezogen. Wir wollten ein Gelände schaffen, welches nicht nur nach ökologischen Maßstäben als gewinnbringend bewertet werden kann, sondern auch einen Raum kreieren, der spannend, schön und lehrreich ist. Bürgerinnen und Bürger, Gäste und auch Schulklassen und Kindergärten können das Areal nun sinnvoll nutzen.“

Immer dann, wenn ein Europa-Park-Mitarbeiter Nachwuchs bekommt, wird ein neuer Nistkasten für die Vögelwelt aufgehängt.

Beispiel Nistkästen: viel mehr als gefordert

Im neugestalteten Gelände bieten Blüten und Kräuter auf einer Gesamtfläche von zwölf Hektar einen reichhaltigen Lebensraum für Tiere. „Für Bienen und Insekten bedeutet das eine komplette Abdeckung ihrer Nahrungsquellen von Januar bis Oktober“, sagt Sedler. Zudem begrenzen viele Wildsträucher wie Sanddorn, Haselnuss, Schneeball oder Hartriegel sowie mehr als 30.000 Narzissen zwei große Versickerungsbecken, die für das Oberfächenwasser angelegt worden sind.

Begrünte Wildschutzzäune und viel Begleitgrün an den Straßen schützten Tier und Mensch, spezielle Korridore ermöglichten Wildtieren und Fledermäusen den Wechsel in die Waldgebiete. Steinhügel sind als Schutz- und Rückzugsräume für Kleinsttiere errichtet worden. In einem künstlich angelegten Biotop fühlen sich inzwischen schon einige Eidechsenarten heimisch. Außerdem sind im und außerhalb vom Rulantica-Gelände an die 200 Nistkästen für Haussperlinge oder Kohlmeisen angebracht worden.

Die Nistkästen sind auch ein gutes Beispiel, wie sehr das Thema Natur dem Europa-Park am Herzen liegt. „Wir hatten die Vorschrift, 28 neue Nistkästen in dem an Rulantica angrenzenden Waldgebiet zu verteilen“, beschreibt Sedler. „Letztendlich wurden es alleine dort insgesamt 60 Kästen, die wir aufgehängt haben.“ Wenn ein Europa-Park-Mitarbeiter ein Kind bekommt, kommt ein neuer Nistkasten für den Vogel-Nachwuchs dazu. Zudem wird der jeweilige Kasten mit dem Namen des Mitarbeiter-Babys verziert.

Zu den weiteren ökologischen Maßnahmen zählen die Erweiterung der Fischtreppe im Europa-Park und die Sanierung von Stellfallen im nahegelegenen Gebiet der Elzwiesenwässerung. Weitere Ausgleichmaßnahmen für Rulantica sind unterdessen von der ökologischen Arbeitsgruppe noch in der Mache: So wird an einem Erlebnispfad, einem Family-Trail, einer Walking-Strecke sowie einem Wasserpfad gearbeitet. Entstehen wird außerdem noch eine ökologische Erlebnisstation – damit auch Besuchern die ganze Vielfalt der grünen Wasserwelt nahe gebracht werden kann.

Neuanpflanzung von

2.000
Bäumen

18.000
Wildsträuchern

60.000
Blumen

Ann-Kathrin Mack

Ann-Kathrin Mack über Nachhaltigkeit:

1. Wie ist Rulantica mit Blick auf Nachhaltigkeit zu bewerten?

Für den Bau der neuen Wasserwelt Rulantica haben wir in enger Zusammenarbeit mit Behörden, der Gemeinde Rust und Experten ein ganzes Paket von Ausgleichsmaßnahmen entwickelt. Dabei haben wir nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllt, sondern sind sogar weit darüber hinaus gegangen. Dies zeigt, wie sehr es unser Anspruch ist, auch ökologisch nachhaltig zu arbeiten.

2. Wie haben Sie die ökologische Arbeitsgruppe erlebt?

Es war sehr hilfreich, die Gemeinde und Experten des Umweltschutzes mit an Bord zu haben. Bei solch großen Projekten kann es auch nur Hand in Hand gehen. Für mich persönlich war die Mitarbeit ebenso spannend wie lehrreich. Aus einem Acker, der in Monokultur mit Mais bewirtschaftet war, konnten wir ein Areal schaffen, das nicht nur Freude und Spaß bereitet, sondern auch einen ökologischen Mehrwert bietet.

3. Welche Bedeutung hat nachhaltige Unternehmensführung generell?

Für uns eine sehr hohe, sonst würde es unser Unternehmen nicht schon seit 240 Jahren geben. Es geht uns nicht darum, in möglichst kurzer Zeit das Maximum an Profit zu erreichen. Mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – richten wir unser Unternehmen vielmehr so aus, dass es auch für kommende Generationen trägt.