Aus Diesel wird Elektro

Die Modernisierung seiner Panoramabahn zeigt besonders anschaulich, wie der Europa-Park Spass und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringt

Auch wenn sie in einem kleineren Format daher kommt, lässt sie Dampf ab wie jene Stahlrösser, die einst durch den Wilden Westen schnauften. Doch in ihr steckt alles andere als eine Technik von anno dazumal: Die Panoramabahn im Europa-Park wird vielmehr elektrisch. Seit der Eröffnung des Europa-Park 1975 fahren Panoramabahnen die Besucher quer durch den Park – bislang gezogen von Dieselloks. Bis 2021 werden alle vier Bahnen auf elektrischen Antrieb umgestellt, bei der ersten ist die Modernisierung bereits abgeschlossen. „Die Motivation dahinter ist ein umweltfreundlicher Antrieb“, erklärt Volker Klaiber, Direktor Operation & Service des Europa-Park. „Die Bahnen werden abgas- und geruchsfrei.“

Hinter der Umstellung steckt ein höchst komplexer und innovativer Prozess. „Zum Beispiel muss der Rahmen jeder Lok komplett verändert werden, damit der Einbau der neuen Komponennten überhaupt möglich ist“, erläutern Steffen Kasten, Leiter Betriebstechnik, und Patrick Spoth, Assistenz der Betriebsleitung in der Elektrotechnik. „Und die ganze Technologie, die dann eingebaut wird, ist eine Zusammensetzung aus hunderten Prototypen, die eigens dafür entwickelt und gebaut worden sind.“ Neben den Abteilungen Elektrotechnik und Betriebstechnik sind als Partner das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit Professor Eric Sax und der Antriebshersteller SEW Eurodrive mit Hauptsitz im nordbadischen Bruchsal an dem seit mehr als einem Jahr laufenden Projekt beteiligt. Die Erkenntnisse aus einer Masterarbeit beim KIT unter anderem zu Strecken- und Höhenprofilen der Bahn flossen als Grundlagen ein. SEW liefert die komplette Antriebstechnik – also Motoren, Getriebe und Steuerung. „Da es diese Teile vorher noch nicht gab, wird das auch die Entwicklung bei SEW voranbringen“, sind sich die Beteiligten vom Europa-Park sicher.

Etliche Nachhaltigkeits-Aspekte

Die erste Elektro-Panoramabahn ist bereits im Betrieb. Sie wird bei jedem Halt im Bahnhof induktiv, also berührungsfrei, geladen. Hierfür wurden eigens vier Ladeeinheiten pro Bahnhof eingebaut, auf welche die Elektro-Lok automatisch auffährt. „Wir laden ein Prozent in einer Sekunde, das ist sehr viel“, beschreibt Kasten. „Dass wir Induktionsspeicher statt Lithium-Batterien einsetzen, ist ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt“, fügt Spoth hinzu. „Die Technik hält viel länger und kann deutlich umweltverträglicher entsorgt werden.“ Zudem werde der Zug nun mit energiesparenden LED-Lampen beleuchtet.
Auf das besondere Nostalgie-Feeling, das die Bahn ausstrahlt, müssen die Gäste bei all diesen Modernisierungen dennoch nicht verzichten. Es wird sogar verstärkt. So imitieren eingebaute Sound-Systeme die Geräusche einer echten Westernbahn. Und die Lok stößt sogar Dampf aus – dazu wird Leitungswasser mithilfe von Ultraschall in feine Partikel zersetzt. „Rund ein Jahr lang hat ein Mitarbeiter daran getüftelt“, sagt Volker Klaiber.