Menschen der ersten Stunde

Michael Scholz, Dr. Willi Thoma.....

Roland Mack: Wenn ich heute zurückblicke, denke ich immer wieder daran, dass der riesige Erfolg ohne unsere Mitarbeiter undenkbar wäre. Historisch betrachtet, haben damals Menschen der ersten Stunde unglaublich viel zur Weichenstellung des Europa-Park beigetragen.

Es waren beispielsweise Michael Scholz, Peter Reich, Dr. Willi Thoma, Dr. Michael Thoma, Claudia Thoma, Erich Spoth und seine Frau Hedwig, Dieter Stumpf mit seiner Frau Anita, Theresel Stumpf, Günther Stumpf mit seiner Frau Fini, Heinz Schmid, Armin Rosenkranz, Siggi und Hilde Schleinzer, Karl und Mali Bornhäuser, Heinz Opitz und seine Frau Gisela, Walter Börschig und seine Frau Friedel, Otto Tiemann und seine Frau Püppi.

 

Michael Scholz ist Schulkamerad und Freund von mir und unserer Familie. Wir kennen uns seit dem 12. Lebensjahr. Er hat als Schüler in den Ferien in unserem Betrieb in Waldkirch gejobbt. Er hat in Karlsruhe Bauingenieurwesen studiert und ich Maschinenbau. Michael Scholz hat dann als erster Mitarbeiter im Europa-Park angefangen. Er ist vom ersten Tag nach Rust gezogen und hat in dem kleinen Häuschen, dem Kiosk des früheren Märchenparks gewohnt und sich von der ersten Stunde bis heute 60 Jahre lang sein ganzes Berufsleben voll eingebracht. Das kleine Häuschen war übrigens vom früheren Märchenpark der Familie Berberich.


Peter Reich ist sprichwörtlich ein Mann der ersten Stunde für den Europa-Park. Er hat mir als Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und enger Wegbegleiter mehr als 45 Jahre lang bis heute bei wichtigen Entscheidungen, Verträgen und allen steuerlichen Fragen geholfen. Seien es Kooperationsverträge oder  unternehmerische  Weichenstellungen, Überlegungen für neue Investitionen, Personalentscheidungen oder zuletzt die Familiencharta- Peter Reich war immer dabei. Bereits der Schwiegervater von Peter hat schon für meinen Vater und meinen Großvater als Steuerberater gearbeitet. Also eine ganz lange enge Beziehung.


Dr. Willi Thoma hatte eine ganz enge Verbindung zu uns. Er ist sogar in der Firma Mack in Waldkirch auf die Welt gekommen. Sein Vater war Schmiedemeister bei Mack und hatte schon früh eine Beziehung zu unserer Familie. Willi Thoma war dann einer der ersten Rechtsberater meines Vaters. Aus dieser Konstellation heraus war er auch vom ersten Tag an Bord, als der Europa-Park konkret wurde. Von ihm kamen alle Verträge bis hin zu unserem Ehevertrag. Auch die Verkaufsverhandlungen mit Familie Fuchs für den Erwerb des Schlosses Balthasar standen unter seiner Regie. Aus dieser Verbindung ist eine enge Freundschaft entstanden. Willi Thoma hat mir viel aus Literatur und Kultur beigebracht. Er war ein begnadeter Schriftsteller und Geschichtskenner. Willi war ein tolles Bindeglied zwischen dem Filmarchitekten Ulrich Damrau, meinem Vater Franz und mir. Die Bücher „200 Jahre Mack“ und „Schloß Balthasar“ stammen aus seiner Feder. Es gab eigentlich keinen Tag, an dem ich nicht mit ihm telefoniert habe. Er war bei allem dabei und war sehr oft Festredner, weil er ein riesiges Wissen hatte.

 

Sein Sohn Dr. Michael Thoma ist in seine Fußstapfen getreten und berät uns in allen wichtigen Rechtsfragen. Er hat unter anderem auch das schwierige und sehr komplexe Planungsverfahren für den Wasserpark Rulantica exzellent umgesetzt.  Die versicherungsrechtliche Abwicklung des Großbrandes 2018 hat er auch glänzend gemeistert. Michael Thoma ist mein Schwager, er hat mit Claudia Thoma die Schwester meiner Frau geheiratet.

 

Claudia Thoma prägt seit Jahrzehnten mit ihren hoch professionellen und emotionalen Fotos das Bild des Europa-Park nach außen.


Erich Spoth: Er war Bürgermeister von Rust, mit dem ich die ersten Gespräche geführt habe. Damals noch als ganz junger Diplom-Ingenieur. Ich kann mich gut erinnern, wie ich mit meinem Vater und dem Schausteller Otto Tiemann damals aufs Rathaus gekommen bin und ihm die Idee Europa-Park vorgestellt habe. Erich Spoth war sehr angetan und hat das dann direkt am Sonntag nach dem Gottesdienst der Ruster Bevölkerung mitgeteilt mit dem legendären Satz: Rust wird aus dem Dornröschenschlaf erwachen. Das war quasi ein Vorläufer der heutigen Bürgerinformationen.
Wir sind uns mit größtem gegenseitigem Respekt begegnet, wobei es  mit den baurechtlichen Hürden, Erschließungskosten, Vergnügungssteuer usw. am Anfang nicht ganz einfach war. Erich Spoth hat aber letztlich überhaupt die Weichen für die Entwicklung des Europa-Park gestellt. Er hat mich als jungen Mann von Behörde zu Behörde begleitet. Das hat mir sehr geholfen. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt. Vor allem als er nicht mehr im Amt war. Mit meinen Eltern sind die Spoths gemeinsam in Urlaub gefahren, oder haben zusammen Karten gespielt. Erich und Hedwig sind für uns alle großartige Freunde geworden. Erich und mein Vater sind Ehrenbürger von Rust.

 

Es gibt zwei Stumpfs, Günther Stumpf und Dieter Stumpf. Die Stumpfs sind die Kinder der einzigen Schwester meines Vaters, Theresel Stumpf, die ihre Drogerie mit ihrem Mann in Kenzingen hatte. Sie hat lange Zeit das Büro meines Opas geleitet als Chefsekretärin und nach der Heirat hat sie dann die Drogerie eröffnet, die später ihr Sohn Dieter Stumpf weitergeführt hat. Weil wir von Non Food keine Ahnung hatten, haben wir damals Dieter und Anita angesprochen, ob sie sich vorstellen könnten, bei uns die Souvenirbetriebe zu übernehmen. Sie haben sich spontan bereit erklärt. Das war auch moralisch für uns wichtig. Die meisten Leute damals sahen im Europa-Park einen Misserfolg auf uns alle zukommen. Dieter Stumpf (im Park von 1975 bis 1998) und Anita Stumpf (im Park von 1975 bis 1996) haben die Souvenirbetriebe aufgebaut. Das war ein unglaublich engagiertes Arbeiten, beide haben sich inklusive ihrer Kinder eingebracht. Sieben Tage die Woche.

Heute führt ihr Sohn Ralf Stumpf die Souvenirbetriebe im Europa-Park. Sein Vater war noch viele Jahre persönlicher Berater bei uns.

Der zweite Stumpf war Günther Stumpf mit seiner Frau Fini. Er war der mittlere Sohn der Familie. Günther war gelernter Bautechniker und hat schon in jungen Jahren im bei uns in der Firma Mack  gearbeitet. Er lernte seine Frau hier kennen, sie war Chefsekretärin meines Vaters. Mein Vater hat Fini Stumpf sehr geschätzt für ihre perfekte Leistung. Später haben Günther und Fini Stumpf die Niederlassung der Riegler Brauerei in Riegel übernommen und erfolgreich ausgebaut. Als der Erfolg des Parks immer größer wurde und wir auf der Suche nach Führungskräften waren, habe ich zu meinem Vater gesagt, "Was hältst Du davon, wenn wir Günther Stumpf fragen?", sagte er verblüffender Weise, „Genau den Gedanken hatte ich letzte Woche auch“. Schon 1978 kamen beide zu uns in den Park. Sie sind direkt nach Rust gezogen. Später war Fini eine sehr vertrauensvolle und großartige Stütze für meine Frau beim innerbetrieblichen Rechnungswesen. Günther Stumpf hat die Bauabteilung geleitet. Fünf Tage machte er Bauabteilung und am Samstag und Sonntag war er Parkleiter. Er hat Tag und Nacht gearbeitet.

 

Nachdem wir keinen Pächter für die Parkgastronomie gefunden haben, mussten wir einen Geschäftsführer suchen. Heinz Schmid hat sich beworben und kam von Augsburg angefahren. Mit Krawatte und Anzug. Hier musste er erstmal durch Matsch laufen zu meinem Büro und hatte gedacht, um Gottes Willen, wo komme ich denn da hin. Wir waren uns schnell sympathisch und ich war überzeugt von seinen Fähigkeiten. Er hat sich unheimlich eingebracht in dieses Unternehmen. Heinz Schmid hat die Gastronomie aufgebaut und geleitet und hat von Anfang an für eine sehr gute Infrastruktur gesorgt. Meinem Vater war das damals alles zu teuer, aber aus heutiger Sicht waren die Entscheidungen für Qualität richtig. Er war ein absoluter Fachmann und hat  sehr große Verdienste. Er hat auch sieben Tage gearbeitet, seine Frau und seine Kinder haben auch oft geholfen. Er wurde leider sehr krank und ist früh gestorben. Heinz Schmid hat meinem Sohn Thomas sehr viel beigebracht. Das Gespann Heinz Schmid-Roland Mack war die Basis für den betriebswirtschaftlichen Erfolg der heutigen Parkgastronomie.

 

Armin Rosenkranz kommt auch aus der Verwandtschaft. Seine Mutter war eine Cousine meines Vaters gewesen, das heißt aus dem zweiten Stamm der Macks aus den Sägebetrieben war sie eine Tochter. Über diese Verbindung kam Armin Rosenkranz als Leiter der Schloßgastronomie zu uns. Später übernahm er die Verantwortung Hotelgastronomie. Er hatte ein unheimlich enges Verhältnis zu unserer Familie, vor allem zu meinen Söhnen. Michael war sehr häufig bei ihm und hat viele persönliche Dinge mit ihm besprochen. Rosenkranz war ein wichtiger Ratgeber. Er war extrem ehrlich und direkt. Leider ist er so früh mit 62 Jahren verstorben. Damals ist mein Sohn Thomas in diese Lücke und hat die Hotelgastronomie übernommen.

 

Siggi und Hilde Schleinzer. Meine Schwiegereltern aus Endingen. Da muss ich weiter ausholen. Ich habe meine Frau Marianne ja mit 16 kennengelernt und bin dann auch regelmäßig in ihr Elternhaus nach Endingen am Kaiserstuhl gekommen. Ich habe sehr viel Zeit dort verbracht. Die Schwiegereltern betrieben dort eine eigene Drogerie.  Die Familie war sehr musisch, sehr kontaktfreudig. Da waren immer offene Türen und es haben sich ständig viele junge Menschen dort getroffen. Für mich war das eine besondere Atmosphäre, die ich so von meinem Elternhaus nicht kannte. Alle sind gerne zu Schleinzers gegangen. Bei uns zuhause ging es etwas rauer zu und es ging eher ums Geschäftliche. Die Schwiegermutter Hilde war unheimlich herzlich, eine exzellente Köchin und Gastgeberin. Die Schwiegereltern haben auch die Distanz zwischen sich und uns abgebaut. Sie waren Freunde auf Augenhöhe.

 

Siggi Schleinzer war der erste, der bei der Idee Europa-Park mit dem Auto losgefahren ist und Grundstücke angeschaut hat. Er hat Rust entdeckt und ist mit mir hierher gefahren zum alten Schloßpark. Er war einfach fasziniert von unserer Idee. Ich konnte mir unter Rust gar nichts vorstellen, war aber dann sofort begeistert. Siggi Schleinzer hat mit Otto Tiemann, meinem Vater und mir die ersten Büroarbeiten für den Europa-Park umgesetzt und ist sofort vollständig eingestiegen hier. Er war der Marketingmann und war die Allzweckwaffe. Er hat die Kontakte zur Gemeinde, zu den Vereinen und Musikgruppen hergestellt. Der Siggi war überall beliebt. Er war der Brückenbauer zwischen den Macks, Tiemanns und der Gemeinde. Jeden Tag war er präsent bis zu dem Tag, an dem er schwer erkrankt ist.

 

Karl und Mali Bornhäuser waren ein bisschen Vater- und Mutterersatz für uns. Sie haben schon in den 30er Jahren die erste Gokartbahn gebaut. Bornhäusers waren kinderlos und wir sind uns gegenseitig unheimlich ans Herz gewachsen. Jürgen und ich waren wie Ersatzkinder für sie. Karl Bornhäuser ist dann auch mit einem  Darlehen am Anfang finanziell mit eingestiegen. Bornhäusers sind früh nach Rust gezogen und haben lange im Mack Wohnwagen gewohnt neben dem Schloß. Onkel Karl hat die Automaten betreut und Tante Mali an der Kasse geholfen. Sein Volksfestgeschäft mit Gokarts hat er von einem Geschäftsführer machen lassen, damit konnte er sich ganz auf den Europa-Park konzentrieren.

 

Heinz Opitz war Kunstmaler und hatte mit seiner Frau Gisela seit vielen Jahren einen engen Kontakt zu unserer Familie. Er hatte für unseren Betrieb in Waldkirch viele Arbeiten ausgeführt, war mit meinen Eltern befreundet und war vom ersten Augenblick von der Idee Europa-Park begeistert. Im Park gibt es bis heute viele Malereien von ihm und seinem Sohn. Für uns war es natürlich wichtig, gleich von Anfang an Talente an Bord zu haben, um alles optisch perfekt zu machen. Auch Familie Opitz hat uns mit Darlehen unterstützt.

Zu den Menschen der ersten Stunde gehörte auch Metzgermeister Walter Börschig, der Bruder meiner Mutter. Er hat natürlich die Idee Europa-Park von Anfang an mitbekommen und sich auch sofort finanziell engagiert. Seine Frau Friedel hat meine Frau Marianne von Anfang an an der Hauptkasse unterstützt. Walter hat uns von Anfang an mit Fleisch- und Wurstwaren beliefert. Das war damals schon eine tolle Qualität. An Spitzentagen hat das dazu geführt, dass er selbst im Park gestanden ist und Würstle gebraten hat. Unter der Woche hat er Fleisch und Wurst produziert und seine Metzgerei betrieben und am Wochenende war er bei uns und hat seine selbst gemachten Bartwürste verkauft. Das Fazit ist schon: Viele sehr enge Freunde und Verwandte haben den Europa-Park von Anfang an mitgetragen. Für alle, die Darlehen gegeben haben, wurde es ein gutes Geschäft. Die Freundschaft hat bei allen bis zum Tod gehalten.

Emmy Tiemann mit Roland und Marianne Mack (von rechts)

 

Otto Tiemann und seine Frau Püppi. Otto Tiemann war ein begnadeter Schausteller aus Hamburg. Er hat sehr viele Geschäfte mit meinem Vater in Waldkirch abgewickelt. Mein Vater hat ihn und seine unternehmerische Leistung sehr geschätzt. Bei der Idee Europa-Park haben wir ihn früh eingeweiht und er hat spontan gesagt, das machen wir gemeinsam. Es war ja klar aus damaliger Sicht: Mein Vater musste den Karussell- und Wagenbau in Waldkirch weitermachen und wir brauchten einen, der den Park betreibt. Ich war damals noch im Studium. Das war die Grundlage der Zusammenarbeit mit Tiemann. Leider ist er wenige Wochen vor der Eröffnung des Europa-Park vollkommen überraschend gestorben. Dann musste ich ins kalte Wasser springen. Die 40 Prozent von Tiemann am Europa-Park kauften wir zurück und mein Bruder Jürgen und ich übernahmen jeweils 20 Prozent. Aber rückblickend war es sehr wichtig, dass sich ein Schwergewicht der Branche wie Otto Tiemann zu unserer Idee bekannt und auch von Anfang an finanzielles Risiko übernommen hatte.