Fortschritt bei der Behandlung?

Ermutigende Hinweise auf Senkung der Mortalität bei schwer an COVID-19 erkrankten Patienten durch Gabe von Rekonvaleszentenplasma (RKP).

Für die Behandlung von schwer an COVID-19 erkrankten Patienten gibt es bislang kein Medikament, das das Virus daran hindert, Schaden anzurichten. Verschiedene Therapieansätze werden mit Hochdruck erforscht. Eine erfolgversprechende Therapieform ist die passive Immunisierung mit Rekonvaleszentenplasma (RKP)

PD Dr. Andreas Ruf

„Im Gegensatz zu einer aktiven Impfung, bei der der Patient selbst Antikörper gegen den Erreger produziert, verabreichen wir den Patienten RPK-Plasma eines Spenders, der bereits eine SARS CoV-2-Infektion durchgemacht hat. Die im Blutplasma des Spenders enthaltenen Antikörper sind in der Lage, die Erreger zu bekämpfen und wirken im Sinne einer passiven Immunisierung“, erklärt PD Dr. Andreas Ruf, Leiter der Abteilung für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie am Städtischen Klinikum Karlsruhe. „Es geht bei dieser Therapieform darum, Patienten zu behandeln, die lebensbedrohlich an COVID-19 erkrankt sind“, betont der Transfusionsmediziner. Der Wirksamkeitsnachweis dieser Therapieform muss durch randomisierte klinische Studien noch abgesichert werden.

„Rekonvaleszentenplasma wird deshalb bisher vorzugsweise in klinischen Studien verabreicht und kann darüber hinaus im Rahmen eines individuellen Heilversuches angewandt werden“, betont Ruf. „Damit RKP zu einem breit einsetzbaren Medikament werden kann, brauchen wir die Evidenz auf Basis randomisierter und kontrollierter klinischer Studien.“ Weltweit laufen derzeit rund 20 solcher Studien zu RKP. Das Städtische Klinikum Karlsruhe beteiligt sich als Prüfzentrum an der deutschen Studie „CAPSID“, die durch das Paul-Ehrlich-Institut, dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, genehmigt wurde.

Die Therapieform der passiven Immunisierung mit RKP ist nicht neu. Sie wurde bereits bei der Spanischen Grippe 1918 bis 1920, zur Bekämpfung von SARS 2003 und als Influenza-Therapie 2009 eingesetzt. Hinweise aus früheren Studien ergaben, dass mit dieser Methode die Mortalität signifikant gesenkt werden kann. Unter anderem von der renommierten Mayo-Klinik in Minnesota, USA, kommen positive Hinweise zur Wirksamkeit von RKP bei COVID-19. Hier wurden mehr als 30.000 Plasmen bereits erfolgreich angewandt.

Die EU hat mittels ESI (Emergency Support Instrument) ein Projekt ausgerufen, das die Gewinnung von RKP EU-weit erhöhen soll. Mit 40 Millionen Euro will die EU Blutspendeeinrichtungen bei der Rekrutierung von geeigneten Spendern unterstützen. Auch das Städtische Klinikum Karlsruhe beteiligt sich im Verbund mit den Universitätskliniken in Baden-Württemberg an diesem Projekt.

„Wir werden alle Maßnahmen vorantreiben, die nötig sind, um genügend RKP zur Verfügung zu haben, für den Fall, dass sich die bisherigen vielversprechenden Ergebnisse auch in den laufenden randomisierten Studien bestätigen. Dies würde zu einem breiten therapeutischen Einsatz von RKP bei schwerkranken COVID-19-Patienten führen“, so Ruf. „Es gehört auch zur Bewältigungstrategie der COVID-Krise, dass wir auf diese Situation vorbereitet sind.“

Info:
Sie waren an COVID-19 erkrankt, sind wieder genesen und wollen Rekonvaleszentenplasma spenden? Dann können Sie sich ganz einfach unter folgender Adresse registrieren: www.blutspende-ka.de