Begegnung mit Meike Bottlender

Klinikdirektor Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Meike Bottlender hat im November 2018 die Leitung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Städtischen Klinikum Karlsruhe übernommen. Vorher war er Leitender Arzt und Stellvertretender Chefarzt in der Schweiz und Oberarzt in einer Klinik in Berlin. Seine Schwerpunkte sind unter anderem die Diagnostik und Behandlung von psychotischen Erkrankungen sowie Tic- und Tourette-Störungen, aber auch jugendforensische Fragestellungen.

Herr Bottlender, welche Patienten kommen zu Ihnen?
In unserer Klinik behandeln wir das gesamte Spektrum kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen. Das heißt, sowohl Patienten mit psychischen Reaktionen auf (akute) Belastungen als auch chronisch erkrankte Kinder und Jugendliche. Ausgeschlossen sind lediglich Drogenentwöhnungsbehandlungen und Behandlungen von Verhaltensstörungen, die vorwiegend pädagogische Interventionen benötigen.
Welche Projekte konnten Sie in Ihrer Zeit im Städtischen Klinikum bereits anstoßen?
Aktuell haben wir einige Projekte zu einer differenzierten Versorgung von Kindern und Jugendlichen initiiert. Die Erweiterung des Versorgungsangebots für essgestörte Jugendliche in Kooperation mit der Jugendhilfe nimmt gerade konkrete Formen an. Weiterhin entsteht zur Zeit ein Snoezelenraum (Entspannungsbereich) und eine Erweiterung der testpsychologischen und neuropsychologischen Diagnostik.
YouTube
Was liegt Ihnen für die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Zukunft besonders am Herzen?
Wir haben vor allem die Bereiche Eltern-Kind-Behandlung (frühkindliche Störungen), Familientherapie, Psychosomatik, Adoleszentenpsychiatrie und die Versorgung von Jugendlichen mit Essstörungen stark im Fokus. Unser Ziel ist es, die Kooperation mit den Kliniken des Städtischen Klinikums Karlsruhe (zum Beispiel Pädiatrie, Psychiatrie, Sozialpädiatrie), aber auch die Kooperationen mit externen Partnern weiter auszubauen, um eine individuelle und spezialisierte Diagnostik und Behandlung in Karlsruhe zu bieten. Daneben wollen wir berufliche Aspiranten für das Fachgebiet begeistern und gewinnen. 
Sie sind – quasi im Nebenberuf – Kriminologe. Ist das ein Hobby oder wie passt das mit Ihrem Beruf zusammen?
Wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die Kriminologie ein interdisziplinäres Fach: Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaften, Justiz, Polizei, Forensische Wissenschaften, Soziale Arbeit etc. haben unterschiedliche Sichtweisen und Ansätze. Wer definiert abweichendes Verhalten und wie? Wer sanktioniert es und aus welchen Gründen? Welche Erklärungsmodelle gibt es für abweichendes Verhalten und wie wird es gemessen? Mein Interesse gilt dem menschlichen Verhalten in allen seinen Facetten, der Beobachtung und Beschreibung von Verhaltensweisen im Spannungsfeld zwischen psychischer Erkrankung und Pathologisierung und im Hinblick auf die Zuschreibung von abweichendem Verhalten.

Was machen Sie, wenn Sie nicht im Städtischen Klinikum oder als Kriminologe arbeiten?
Dann entspanne und erhole ich mich mit der Familie und beim Motorradfahren.

Portrait Meike Bottlender