„Roland Mack gehört zu den Top Ten“

Gespräch mit dem Wasserpark-Spezialisten James „Chip“ Cleary

James „Chip “ Cleary
ist seit vier Jahrzehnten in der Freizeitbranche tätig. Der New Yorker startete seine Karriere 1978 im „Adventureland Amusement Park“ auf Long Island. Anfang der 1990er wurden Wasserparks zu seiner mehr als rein beruflichen Leidenschaft. Er gründete unter anderem den „Splish Splash Water Park“ bei New York und wirkte in der Folge bei mehr als einem Dutzend weiterer Wasserparks mit. 2010 wurde Cleary Präsident des weltweiten Dachverbandes der Freizeitparkbranche IAAPA (International Association of Amusement Parks and Attractions). Im Jahr darauf folgte ihm Roland Mack in dieser renommierten Funktion.

Als Gründer des „Splish Splash“-Wasserparks bei New York zählt James Cleary (68), den alle nur „Chip“ nennen, zu den Pionieren der Wasserpark-Branche. Sein Erfahrungsschatz ist einzigartig. Der frühere Präsident des Weltverbands der Freizeitindustrie (International Association of Amusement Parks and Attractions, IAAPA) gilt vielen als größter Experte für Wasserparks und ist als Berater stark in die Entwicklung von Rulantica eingebunden. Im Interview spricht Cleary über die besonderen Herausforderungen der Wasserwelt, seine langjährige Freundschaft mit der Familie Mack – und was es für die Gäste bedeutet, dass es keinen „Liegestuhl-Gott im Himmel“ gibt.

 Rust: Chip Cleary in der Wasserwelt Rulantica.

Man kann sagen, Sie haben eine jahrelange Liebesbeziehung zu Wasserparks – wie kam es dazu?
Chip Cleary: Ende der 1980er Jahre hatte ich mit Partnern den kleinen Freizeitpark „Adventureland“ in den USA gegründet. Zu den Partnern gehörte ein Deutscher. Er kam jeden Tag und sagte: Wir müssen einen Wasserpark bauen, wir müssen einen Wasserpark bauen ... und so begannen wir, uns damit zu beschäftigen. Es wurde mir schnell klar, dass das eines Tages ein großes Geschäft werden würde. Denn: Jeder mag Themenparks, aber Achterbahnen sind oft zu groß für die ganze Familie. Vater und Sohn fahren sie, aber Mutter und Tochter machen etwas anderes. Wasserparks sind dagegen wirklich für alle, die ganze Familie kann die Attraktionen zusammen nutzen.

Bis dahin waren Wasserparks also noch kein großes Thema?
Cleary: Nein, bis dahin war es eine Art Wild-West-Geschäft ohne große Qualität. Aber als Disney 1989 das Wasserresort „Typhoon Lagoon“ in Orlando eröffnete, war das ein Riesenqualitätssprung, etwa im Design der Rutschen. So stiegen auch wir ein und bauten ebenfalls 1989 den Wasserpark „Splish Splash“ bei New York. Es war der erste Wasserpark dort mit Thematisierung. Das wurde zu so einem großen Erfolg, wir waren fast ein wenig schockiert. Für den ersten Tag hatten wir mit 1.800 Besuchern gerechnet ... es kamen 3.600.

Warum sind Wasserparks für viele Menschen so faszinierend?
Cleary: Wasser ist nun mal ein elementarer Teil unseres Lebens, wir können nicht ohne es leben, nicht einmal Bier oder Wein können wir ohne Wasser machen.

Gibt es große Unterschiede zwischen Freizeit- und Wasserparks?
Cleary: Das sind im Grunde zwei verschiedene Welten. Bei einem Themen- oder Freizeitpark gehen Sie einfach rein und haben Spaß. Zu einem Wasserpark gehört ein gewisser „Level of Commitment“ dazu, wie wir Amerikaner sagen. Also ein gewisses Engagement der Gäste. Sie müssen schon mal Ihre Badesachen mitbringen oder für die Frauen muss es ok sein, dass das Make-up nass wird. Natürlich müssen Sie sich auch in einem Freizeitpark normal verhalten und Sicherheitsvorkehrungen beachten. Aber in einem Wasserpark kommt zu den Regeln noch mehr Ihre persönliche Verantwortung hinzu: Sie müssen eben schwimmen können, wenn Sie ins Wasser gehen. Es gibt also eine größere Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Betreiber und Gast. In Rulantica haben wir im Winter eine Kapazität von 1.700 Liegestühlen und leider gibt es keinen Liegestuhl-Gott im Himmel. Man muss also auch dafür bereit sein, mal etwas warten zu müssen.

Wie ging es nach „Splish Splash“ mit Ihnen weiter?
Cleary: So kam ich in die Welt der Wasserparks. Später haben wir mit einer Private-Equity-Gesellschaft zwölf Wasserparks in den ganzen USA betrieben. Es war ein Riesenerfolg, irgendwann wurde alles verkauft, aber ich wollte danach nicht einfach in den Sonnenschein reiten und das Leben genießen. Ich wollte weiter in diesem Business bleiben. Eines Tages sprach mich Roland Mack an, den ich schon sehr lange kenne, ob ich mit ihm an einem Wasserpark arbeiten wolle. Und so wurde ich Berater für Rulantica. Ich musste nicht eine Sekunde darüber nachdenken, es war mir gleich klar, wenn die Mack-Familie etwas macht, dann wird es etwas Besonderes.

Stimmt es, dass Sie bereits wenige Jahre nach der Eröffnung erstmals im Europa-Park waren?
Cleary: Ja, es muss 1979 oder 1980 gewesen sein. Meine Schwester lebte in Basel. Und sie kam schon länger hierher. Jeder im Freizeit-Geschäft in den USA kannte damals schon den Namen Mack. Attraktionen wie das Fahrgeschäft „Musikexpress“ von Mack waren äußerst populär, auch für meinen Freizeitpark habe ich einen „Musikexpress“ gekauft. Aber ich war überrascht, wie schön der Europa-Park schon damals in seiner Anfangszeit war. Schon beim ersten Besuch dachte ich, wow! Seither wurde der Park immer noch schöner und schöner.

 So sieht ein Wasserpark in den USA aus: Blick auf den Golfland-Sunsplash-Wasserpark in Roseville, Kalifornien.

Und wie entwickelte sich Ihre Freundschaft mit der Familie Mack?
Cleary: Durch geschäftliche Verbindungen kannten wir uns schon lange. Aber da meine Schwester eben in der Schweiz wohnte, kam ich auch öfter in den Park. Meine Frau hat mich vor kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass wir sogar Fotos von Michael und Thomas Mack haben, als sie noch im Kinderwagen herumgefahren wurden. Schon damals stand der Name Mack für Qualität, dass sie immer mehr tun als nötig. 2011 wurde ich dann Präsident des Weltverbands der Freizeitindustrie (International Association of Amusement Parks and Attractions, IAAPA) und Roland Mack war ein Jahr später mein Nachfolger. In dieser Zeit arbeiteten wir sehr viel und sehr eng zusammen. Wir reisten gemeinsam, um andere Parks zu besuchen, zum Beispiel nach Südamerika oder China. Damals wurde unsere Beziehung noch enger, auch weil wir in vielen Dingen übereinstimmen, wie zum Beispiel bei der Sicherheit als Thema Nummer eins oder den Gästen mehr zu geben als sie erwarten. Roland ist im Grunde die große und ich die kleine Version (lacht).

Welchen internationalen Stellenwert hat Roland Mack für Sie?
Cleary: Ich habe ihn immer als einer der Top-Ten-Leute in der weltweiten Freizeitpark-Branche angesehen. Das ist eine ziemlich hohe Messlatte, denn auch Leute wie Walt Disney oder Angus Gilchrist Wynne, der „Six Flags“ gegründet hat, gehören dazu. Roland Mack ist seiner Zeit immer voraus gewesen. In den 1990er haben sie hier angefangen, Hotels zu bauen. Damals gab es nur die Sommersaison. So weit ich weiß, hat jede Hotelgesellschaft abgewunken, als sie wegen einer Beteiligung angefragt wurden. Das war auch für mich erstaunlich, aber wenn die Macks an etwas glauben, dann haben sie auch den Mut, es durchzuziehen. Und jetzt haben sie sechs wunderschöne Hotels, die zusammen das größte Resort in ganz Deutschland abgeben. In nicht einmal 25 Jahren. Das hat die ganze Branche inspiriert, heute bauen viele Parks Hotels. Aber es gibt nirgendwo sonst auf der Welt einen Ort mit einem Themenpark und 5,6 Millionen Besucher, sechs Hotels und jetzt auch noch einer Indoor- Wasserwelt. 

Wie sehen Sie den Bau von Rulantica, bei dem Sie als Berater stark beteiligt sind?
Cleary: Wir haben 26 Wasserparks und andere Einrichtungen in den USA und in ganz Europa besucht, um uns Anregungen zu holen. Als wir zurückkamen, war uns klar: Es gibt nichts mit Rulantica vergleichbares. Es ist nicht nur die atemberaubende Thematisierung, auch hinter der dazu gehörenden Logistik steckt eine jahrelange Vorbereitung. 
Zum Beispiel haben wir bei einigen Wasserparks gigantische Umkleideräume gesehen, bei denen man fast eine UBahn gebraucht hätte, um von einem Ende zum anderen zu kommen. Dort gab es schreiende Kinder, die ihre Eltern verloren hatten. Daher haben wir acht kleinere Umkleideräume gebaut, um eine persönlichere Atmosphäre zu schaffen. So gibt es viele Details, die wir durchdacht haben. Man muss natürlich eine große Zuversicht haben, wenn man so ein Projekt angeht – aber auch großen Respekt. Und wenn ich zurückdenke an die ersten Designentwürfe vor fünf, sechs Jahren ... die wurden mit der Zeit besser und besser. Ich bin richtig stolz darauf, wie Rulantica geworden ist und ich bin sehr zuversichtlich ... schon in Präsentationen vor der Eröffnung konnte man die Leute beobachten, wie sie mit einem Staunen im Gesicht und einem Lächeln auf den Lippen aus dem Gebäude kamen.

Christoph Ertz