„Holzkonstruktionen für hunderte Jahre"

Gespräch mit dem Geschäftsführer von Holzbau Amann, Bernhard Tritschler

Eine von vielen imposanten Konstruktionen von Holzbau Amann: das Expodach in Hannover
 Auch beim Centre Pompidou in Metz kam das beeindruckende Dach von der Firma aus dem Schwarzwald.

Was ist das Faszinierende an Holz als Baumaterial?
Bernhard Tritschler: Holz ist ein unglaublich warmer Baustoff, der tatsächlich in vielfacher Weise Wärme ausstrahlt, es entsteht ein angenehmes und gesundes Raumklima. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, bindet CO2 und ist ausreichend verfügbar. Nicht zu vergessen: Holz ist sehr stabil, widerstandsfähig und lässt sich gut verarbeiten.

Sind andere Materialien nicht wesentlich stabiler und länger haltbar?
Tritschler: Überwiegend werden Nadelhölzer verleimt und verbaut. Diese sind statisch nicht so gut wie Stahl beziehungsweise, es müssen für die gleichen Schnittkräfte größere Querschnitte eingeplant werden. Wir verwenden aber neuerdings Baubuche und damit sind wir statisch ähnlich wie Stahl und haben auch ähnliche Querschnitte. Bei richtigem Einsatz kann die Holzkonstruktion weit über 100 Jahre alt werden. 

Denken Sie an die alten Schwarzwaldbauernhöfe, überwiegend mit Weißtannenhölzern gebaut, mit einem Alter von über 400 Jahren. Wenn wir vom Wasserpark Rulantica sprechen: Fichten- und Tannenbrettschichthölzer für Schwimmbäder sorgen für ein gleichbleibendes Klima, da ist eine Holzdachkonstruktion ideal.

Für den Bau von Rulantica wurden wahre Holzgiganten auf Betonträger gehoben.

Was war die Herausforderung beim Bau der Wasserwelt Rulantica?
Tritschler: Die begehbaren Fachwerkträger als Zweifeldträger mit einer Gesamtlänge von 87 Metern und einem Gesamtgewicht von über 110 Tonnen pro Fachwerkträger. Die Fachwerkträger sind strahlenförmig im Dachgrundriss angeordnet. Dort sind Lüftungsrohre, Dachentwässerung und einiges an Technik untergebracht und die Träger sind für Wartungsarbeiten jederzeit zugänglich. Die gesamte Holzdachkonstruktion hat eine Dachfläche von mehr als 10.500 Quadratmetern, davon 2.000 Quadratmeter Oberlichter.

Welche Hölzer haben Sie verwendet und wo kommen diese her?
Tritschler: Die Holztragkonstruktion besteht aus Fichten-Brettschichtholz und die Dachplatten aus Fichten-Brettsperrholz. Das Holz kommt zur Hälfte aus Deutschland und zur Hälfte aus Österreich.

Wie fällt die ökologische Bilanz aus?
Tritschler: Wir haben einen nachwachsenden Rohstoff mit CO2-Bindung. Das spricht für sich. Eindeutige Antwort: Wir haben eine sehr gute Öko-Bilanz.

Wie ist es überhaupt möglich, solch riesige Konstruktionen frei tragend aus Holz zu bauen?
Tritschler: Durch die CNC-Abbundtechnik und entsprechende Verbindungstechniken wie Schlitzblechverbindungen können sehr hohe Lasten an die Holzquerschnitte angeschlossen werden. Wenn dann noch die entsprechende Konstruktionshöhe für die Fachwerkbinder zur Verfügung steht, dann sind auch weitgespannte Fachwerkträger wirtschaftlich ausführbar.

Gibt es eine Renaissance des Holzbaus?
Tritschler: Ich denke schon, dass auch bei Ein- und Mehrfamilienhäusern, Schulen, Kindertagesstätten und auch im Gewerbebau ein Umdenken stattfindet und mehr in Holz gebaut wird. Das Naturprodukt Holz, das Raumklima und der ökologische Aspekt werden bereits vor und in der Planung thematisiert.

 Bernhard Tritschler Geschäftsführer Holzbau Amann

Was sind die Vorteile von Holz im Baubereich?
Tritschler: Diffusionsoffene Bauweise, atmungsaktive Bauweise, sommerlicher Wärmeschutz und dadurch gesundes, gleichbleibendes Wohnklima im Sommer und Winter. Außerdem ist Holz vielseitig einsetzbar in der Tragkonstruktion, im Innenausbau, als Dämmmaterial, für Möbel, Treppen und so weiter. Holz ist ein leichter Baustoff und dadurch sind große Spannweiten im Ingenieurholzbau möglich. Holz ist regional erhältlich, es gibt sehr viele regionale Verarbeiter als Holzbauer, Zimmerer, Tischler oder Schreiner.

Sie sind weltweit gefragt, können Sie einige Großprojekte nennen, die Holzbau Amann realisiert hat?
Tritschler: Expodach in Hannover, Centre Pompidou in Metz, Bugaturm in Magdeburg, Messehallen Hannover, Friedrichshafen und Hamburg, Kirchen in Siegen und Holzkirchen und viele Gebäude mehr. Natürlich steht auch die Wasserwelt Rulantica jetzt ganz weit oben auf dieser Liste.

Horst Koppelstätter 

Facts
650
Kubikmeter Brettsperrholz für die Dachschalung
1.450
Kubikmeter Brettschichtholz für das Dachtragwerk
10.500
Quadratmeter Grundf läche Dach