„Hier werden Visionen gelebt“

Baumanager Charles R. Botta

Schwierige und große Bauprojekte sind ein Fall für ihn: Charles R. Botta, Schweizer Unternehmer und Manager, der seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich große Bauprojekte in vielen europäischen Ländern sowie in den USA, Afrika und Südamerika geleitet hat.

Unter anderem war er zwischen 1976 bis 1981 für ein Schweizer Baukonsortium an der Elfenbeinküste am Bau der Autobahn zwischen Abidjan und der heutigen Hauptstadt Yamoussoukro maßgebend beteiligt. 1989 machte er sich mit der Botta Management Group AG selbstständig. Das Unternehmen steht für höchste Professionalität und fachliche Kompetenz im weltweiten Projektmanagement von großen Bauvorhaben und Immobilien, insbesondere in der Sportwelt und jetzt für den Europa-Park. 

Im Jahre 2008 erhielt die Botta Management Group AG den von der ETH Zürich verliehenen „Project Management Excellence Award“ für das beste Projektmanagement in der Schweiz.

 Ein Botta-Projekt: FIFA-WM 2014, Maracanã, Rio de Janeiro.

emotional pur sprach mit Charles R. Botta.

Was war die größte Herausforderung des Baus von Rulantica?
Charles R. Botta: Meist ist bei solch einer Großbaustelle ein Generalunternehmer eingesetzt. Hier hatten wir Einzelvergaben. Das ist schon sehr anspruchsvoll, diese vielen Firmen zu koordinieren. Gute Kommunikation und klare Strukturen sind unerlässlich. Das ist vor allem auch eine Frage der Führung. Was den Bau anbelangt: Dies ist Hochbau in einer sehr beeindruckenden Dimension. Besonders kompliziert ist die Wassertechnik. Statik, Luftfeuchtigkeit und Brandschutz haben einen sehr hohen Stellenwert. Auch die Umsetzung der Thematisierung ist sehr komplex.

Was wiederholt sich auf großen Baustellen weltweit jenseits von Sprache und Kultur?
Botta: Es ist immer der Mensch. Es geht um die Führung der Menschen, klare Strukturen, Motivation. Ich habe große Stadien in vielen verschiedenen Ländern gebaut. Es kommt auf die Menschen an, die verschiedenen Mentalitäten anzunehmen, und die Art zu führen. Die Abläufe ähneln sich in aller Welt. Das Ziel ist es immer, alle Beteiligten in eine Spur, in eine Richtung, zu bringen.

 Auch für den Confed-Cup 2017 und die WM in Russland 2018 baute Botta an einer Arena mit: das Fischt-Stadion in Sotschi.

Was ist Ihr Erfolgsrezept, wenn Sie an solche komplexen Projekte gehen?
Botta: Es gibt drei Punkte: Termine, Kosten, Qualität. Das muss man in den Griff bekommen. Das ist auf der ganzen Welt gleich. Mir kommt sicher auch die langjährige und internationale Erfahrung auf komplexen Großbaustellen zugute. Wichtig ist es, immer frühzeitig mögliche Konfliktpunkte oder Engpässe zu erkennen und eine Lösung zu finden. Es geht auch um Vertrauen und eine offene Sprache, also „das Kind beim Namen nennen“, wenn es Probleme gibt. Man muss sich zudem Spezialisten und gute Leute holen, das ist ebenfalls sehr wichtig für den Erfolg. Ich war Kommandant eines Regiments in der Schweizer Armee, da gilt genau das Gleiche.

Warum wird es in Deutschland immer schwieriger, Großprojekte im Zeit- und im Budgetplan fertigzustellen?
Botta: Es steht mir als Schweizer nicht zu, den Deutschen zu sagen, wie es gehen soll. Aber es ist ein Problem. Bei 73 Prozent der Großprojekte in Deutschland werden Kosten und Termine nicht eingehalten. Das ist weit mehr als der Flughafen in Berlin. Auch im Privaten: Jeder dritte Bauherr zahlt nach einer aktuellen Untersuchung 20 Prozent zu viel. Das liegt am Zeitdruck und den großen Kapazitätsproblemen. Die Handwerker und Baufirmen sind komplett überlastet. Das ist eine Frage des Marktes.

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Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht ein Investitionsvolumen von 265 Milliarden Euro vor. Eine riesige Steigerung. Wo könnte man gegensteuern?
Botta: Es müssen wieder mehr junge Menschen ins Handwerk gehen. Das ist ein Teil davon. Wo man die vielen Arbeitskräfte für die Großprojekte herholt, wird ein großes Thema sein. Viele Osteuropäer sind auch in ihren Ländern mit ihrer eigenen Infrastruktur gefordert und kommen gar nicht mehr zu uns nach Westeuropa.

Warum ist es im Europa-Park gelungen?
Botta: Wir haben seit Jahren einen sehr engen und guten Kontakt zu den Baufirmen, die dem Europa-Park stark verbunden sind und auch in den nächsten Jahren bleiben wollen. Das ist eine Frage des Vertrauens. Wir nehmen die Firmen mit uns ins Boot.

Kann ein normaler Bürger überhaupt noch ein Häuschen bauen?
Botta: Wohnraum ist immer schwieriger zu finden in den Städten. Die Preise klettern weiter schnell nach oben. Wer kann sich das noch leisten? Die Grundstücke fehlen. Es wird für einen normalen Bürger immer schwieriger, ein Haus zu bauen. Es hängt alles von sehr vielen Faktoren ab – die Weltwirtschaftslage, Entwicklung an den Finanzmärkten und so weiter. Die schwierige Situation auf dem Bau kann noch lange andauern.

 Weiteres Referenzprojekt: das „Rolex Learning Center“ in Lausanne.

Wie oft haben Sie bei Rulantica gedacht: „Das wird nie rechtzeitig fertig“?
Botta: Ich habe bis vor ein paar Wochen schon ein paar Momente gehabt, in denen man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr gesehen hat. Aber ich habe immer gewusst, dass wir als Team das schaffen werden. Das sind tausende von komplizierten Details, bis hin zu den Sicherheitsvorschriften, die koordiniert und kommuniziert werden müssen. Es war gut, dass wir ein klares Eröffnungsdatum gesetzt haben. Zudem konnte ich mich nach der Fertigstellung des Hotels „Krønasår“ voll und ganz dem Wasserpark widmen.

Was würden Sie gerne noch bauen?
Botta: Ich hatte die Gelegenheit, weltweit sehr Vieles bauen zu dürfen – es fehlt nur noch eine Kirche (lacht), aber das überlasse ich jedoch gerne meinem Namensvetter Mario Botta.

Sie waren weltweit bei großen Bauvorhaben beteiligt, was waren die spannendsten Projekte?
Botta: Es waren derer viele! Zu den spannendsten Projekten gehören jedoch sicherlich die Stadionbauten für Fußball- Weltmeisterschaften und Olympische Spiele, beispielsweise in Südafrika, Brasilien und Russland. Allein in Brasilien waren es zwölf Stadien, natürlich auch das berühmte Maracanã-Stadion in Rio. Hochwertige Wohn-, Shopping- und Geschäftsimmobilien, Hotels sowie repräsentative Gebäude aller Art gehören ebenfalls zu unseren Referenzobjekten. Über 20 Jahre habe ich viele große Bauprojekte der FIFA bis hin zu deren Headquarter gemanagt. Für die ETH Lausanne und deren Sponsor Rolex haben wir ein Learning Center gebaut, für das die Architekten Sanaa aus Japan mit dem renommierten Pritzker-Preis geehrt wurden. Wir haben schon den Ehrgeiz, immer wieder außergewöhnliche Leistungen zu vollbringen. Wie jetzt auch im Europa-Park. Spannend sind alle diese Großprojekte.

Haben Sie etwas mit dem Architekten Mario Botta zu tun, werden Sie auf ihn angesprochen?
Botta: Wir sind nicht verwandt, aber ich werde oft darauf angesprochen. Mario Botta ist aus Mendrisio in der Schweiz.

 Viele Jahre war Botta auch für den Weltfußballverband FIFA tätig.

Was ist das Besondere an einem Freizeitpark, wie dem Europa-Park, und an der Inhaberfamilie Mack?
Botta: Schön ist für mich, dass ich nun dort tätig bin, wo ich schon seit langer Zeit mit meinen Kindern als Besucher hingehe. Herausragend ist natürlich das riesige Engagement der Familie und der Erfolg dieses Familienunternehmens. Die Familie schenkt mir, als Direktor der „Mack Solutions“ und Vertreter der Bauherrschaft, ein sehr großes Vertrauen, hier aktiv zu sein. Es ist unglaublich, was Roland Mack mit seiner Familie auf die Beine gestellt hat. Hier werden Visionen gelebt. Es macht großen Spaß, letztlich indirekt so vielen Menschen eine Freude zu machen. Mit nichts kann man die strahlenden Kinderaugen aufwiegen.

Horst Koppelstätter