„Genau mein Ding“

Gespräch mit dem Direktor von Rulantica, Michael Kreft von Byern, über andere Wasserparks weltweit

Wie viele Bäder haben Sie angeschaut, bevor die Planung von Rulantica konkret wurde?
Michael Kreft von Byern: Wir haben weit über 50 Bäder gesehen und analysiert im Vorfeld. Wir wollten weltweit einen Überblick bekommen, was beim Publikum gut ankommt. Wir waren in den USA, in China, aber auch in mehreren europäischen Ländern wie England und Spanien und natürlich in Deutschland unterwegs: Schwerpunkt Erlebnisbäder. Am Ende konnten wir Ideen von überall her mitbringen. Etwas vereinfacht gesagt, sind wir wie ein Start-up und lernen jeden Tag dazu, wie Wasserpark geht. Wir können viele Erfolgsfaktoren aus dem Europa-Park übertragen, aber längst nicht alles. 

Welches Projekt hat Sie auf dieser Bäderreise am meisten beeindruckt?
Kreft von Byern: Die amerikanischen Wasserparks sind schon große Klasse. Aber auch in anderen Teilen der Welt hat jedes Bad besondere Elemente. Etwa die Thematisierung des Siam Parks auf Teneriffa – da ist die thailändische Welt sehr schön umgesetzt und in die Natur eingebunden. Die größten Hallen gibt es in den USA. Aber dort ist die Gestaltungsqualität nicht so gut. Keine Badewelt war dabei, wie wir sie hier als Rulantica realisiert haben. Wir setzen sehr stark auf Qualität. Die Vorgabe der Familie Mack lautet: Wir müssen anknüpfen an den Europa-Park.

Was macht letztlich die Faszination von Rulantica aus? Ist es eine Fortsetzung des Europa-Park mit anderen Mitteln?
Kreft von Byern: Das wäre mir zu kurz gesprungen. Es sind drei wesentliche Säulen für Rulantica. Erstens: Es ist eine nordische Erlebniswelt, entgegen dem Klischee, eine Badewelt muss tropisch mit Südsee-Flair sein. Zweitens: Es ist eine aufwendig gestaltete Welt mit vielen besonderen Attraktionen und Rutschen, die es in Deutschland in dieser Qualität nicht gibt und zum Dritten: Es ist die Welt von „Snorri“. Unser Maskottchen hat hier seinen besonderen Ort und hat gerade bei Kindern aber auch bei Erwachsenen große Sympathien. Rund um „Snorri“ ranken sich Abenteuer wie unser „Lazy River“ oder auch die Spielmöglichkeiten im Wasserpark. So unterscheiden wir uns von allen anderen Bädern, die bislang auf dem Markt sind.

Sehen Sie sich auf Augenhöhe mit den bestehenden amerikanischen Wasserparks?
Kreft von Byern: Ich möchte nicht vermessen sein. Diese besondere Situation Europa-Park und Rulantica mit Übernachtungsmöglichkeiten ist aber weltweit einzigartig. Damit wollen wir Maßstäbe setzen. Wir versuchen, das Qualitätslevel der amerikanischen Angebote zu übertreffen. Aber soweit sind wir noch nicht. Wir müssen den Beweis erst erbringen.

Wie anspruchsvoll ist die Technik?
Kreft von Byern: Die Technik spielt eine entscheidende Rolle und hat einen Großteil der Investition verschlungen. Wer unser Kellergeschoss in Rulantica besichtigt, wird staunen über die Anzahl der technischen Geräte, wie Filter und Lüftungsanlagen. Das ist weltweit modernster Standard. Bei uns machen das Meister für Badebetriebe nicht eben mit, sondern Ingenieure und Techniker sind speziell dafür eingestellt und geschult worden. Es gibt Experten für die Badesicherheit und Experten für die Technik. Wir haben eine zentrale Steuerungstechnik und stellen sicher, alle Informationen stets abrufen zu können. Das ist schon sehr komplex und anspruchsvoll.

Wie hoch ist der Aufwand für Hygiene und Sauberkeit des Wassers?
Kreft von Byern: Sicherheit und Sauberkeit sind die Fundamente des Erfolges. Hier ist der Aufwand bei Reinigungen und moderner Wasseraufbereitung sehr hoch. 80 Prozent des Badewassers wird mit einer zweistufigen Anlage wieder aufbereitet. Die Wasserwerte werden hervorragend sein und wir gehen sehr sparsam mit dem Wasser um. 

Aber so ein Wasserpark benötigt doch ständig riesige Mengen Wasser?
Kreft von Byern: Diese Vorstellung ist nachvollziehbar, stimmt aber nicht. Wir verbrauchen pro Person nur die Hälfte des Wassers eines durchschnittlichen Hotels. Das ist Folge der modernen Wasseraufbereitung.

Wie können Sie Energie sparen bei solch einem großen Bad?          
Kreft von Byern: Das fängt sehr früh an. Also schon bei der Planung. Wir haben sehr aufwendige Technikkonzepte. Wir haben eine Energiezentrale mit zwei Blockheizkraftwerken und Nahwärmenetz, wo wir über eine Absorptionsanlage die vorhandene Wärmeenergie im Sommer zum Kühlen des Hotels verwenden. Wärme in Winterzeiten leiten wir in die Wasserwelt. Wir gehen schonend mit den Ressourcenum.

Wie werden die Mitarbeiter geschult?
Kreft von Byern: Wir sind einen sehr guten Weg gegangen: Wir haben die Expertise aus dem Europa-Park und erfahrene Fachkräfte aus dem Bäderwesen zusammengebracht. Die Bäderexperten mussten erstmal den Europa-Park kennenlernen. Die Mitarbeiter aus dem Europa-Park waren in verschiedenen Bädern, um dieses Thema besser zu verstehen. Die zwölf Führungskräfte im Wasserpark setzen sich zur Hälfte aus Bäderexperten und zur Hälfte aus Europa-Park-Mitarbeitern zusammen. Diese Mannschaft, aber auch alle anderen der 300 Mitarbeiter, erhalten intensive Schulungsprogramme. Wir haben übrigens auch Rettungsschwimmer eingestellt. Und wir werden unterstützt durch externe Berater. Besonders möchte ich Chip Cleary herausstellen, einen ausgewiesenen Bäderexperten aus den USA, der uns unglaublich stark hilft.

Wie funktioniert die Kooperation mit der DLRG?
Kreft von Byern: Es ist eine enge Zusammenarbeit mit der DLRG geplant. Es soll damit die Sicherheit am und im Wasser sichergestellt sein. Alle unsere Mitarbeiter werden auch von der DLRG geschult. Wir wollen die DLRG aber auch in ihren Zielen unterstützen. Gerade das Thema Badesicherheit liegt uns allen sehr am Herzen. Ein wichtiger Impulsgeber war übrigens TV-Journalist Hans Meiser aus dem Beirat der DLRG. 

Wie haben Sie sich persönlich auf diese Aufgabe vorbereitet?
Kreft von Byern: Ich habe ja 1988 im Europa-Park begonnen. Ich war im administrativen Bereich, aber auch im Marketing- und Kommunikationsbereich des Europa-Park tätig. Das kommt mir heute zugute. Ich durfte die Wasser-Erlebniswelt schon von der Genehmigungs- und Planungsphase her begleiten. Ich habe über Jahre ein Gefühl für die Wasserwelt entwickeln können. Und: Ich bin ja ein Nordlicht aus Flensburg.
Wasser gehört zu meinem Leben.

Also lieben Sie selbst Wasser in der Freizeit?
Kreft von Byern: Ja, ich bin immer schon begeisterter Bäderbesucher, in meiner Jugend war ich im Schwimmverein, ich habe eine Rettungsschwimmerausbildung. Rulantica ist genau mein Ding!

Horst Koppelstätter