Fortsetzung des Europa-Park mit Wasser

Gespräch mit Roland, Jürgen, Michael und Thomas Mack

Roland Mack und Thomas Mack
Michael Mack

Welche Assoziation haben Sie spontan mit dem Begriff Rulantica?
Michael Mack: Wasserpark oder auch Roland, Rust und letztlich die verloren gegangene Insel, die in einem Roman wiederentdeckt wird.

Weshalb steckt hinter dem neuen Wasserpark eine ausgeklügelte Story?
Michael Mack: Das ist sicherlich kein Muss. Da gibt es Kinder, die freuen sich nur auf die Rutschen, aber wir haben die ganze Familie und da wird die Geschichte dahinter eine Rolle spielen. Am Ende muss das Gesamtbild stimmen. Das ist einfach mehr als ein Schwimmbad. Die Gäste tauchen in eine eigene Welt ein. Es wird Spaß für die ganze Familie sein, das hat unser Opa schon sehr früh erkannt. Deshalb ist die Tiefe einer Geschichte schon von großer Bedeutung …
Roland Mack: … und es ist ein Alleinstellungsmerkmal für den Europa-Park.

Aber es stellt sich ja schon die Frage, weshalb bauen Sie nicht nur einen hochqualitativen neuen Wasserpark, sondern eine sehr aufwendig thematisierte eigene Welt.
Jürgen Mack: Durch diese Geschichte gibt uns viel mehr Möglichkeiten, da sind die Charaktere wie „Snorri“, da gibt es ein mehrbändiges Buch. Die Einbindung in eine Geschichte des „Adventure Clubs of Europe“ eröffnet auch im Marketing ganz neue Möglichkeiten. Sogar ein Musical ist dazu entstanden. Vielleicht geht es einmal bis zu einer Fernsehserie für Kinder. Die Rutschen und der Spaß im Wasser sind der Kern, die Geschichte dazu bietet auch Chancen, die Wertschöpfungskette zu erweitern.
Thomas Mack: Die Menschen beschäftigen sich schon im Vorfeld damit. Die Kinder können das Buch vorher lesen und sich darauf einstellen. Wir haben übrigens auch aufwendige Musik komponieren lassen. Da gibt es unglaublich viele Details, die das ganze Bild prägen …
Roland Mack: … oder das Maskottchen „Snorri“, das kommt ja auch aus der Rulantica-Story. Dazu wurde ein Clip produziert.
Michael Mack: Auch der Verkauf von Souvenirs hängt damit zusammen.
Roland Mack: Mein Vater war ja alles andere als ein Filmemacher und ein Story-Erzähler. Was er im Bauch hatte: Er sagte, es muss alles anders sein als draußen. Das ist eigentlich ganz einfach. So wird es auch beim Wasserpark: Die Leute lassen an der Schwelle die Sorgen und den Alltag hinter sich. Sie tauchen in eine andere Welt, sie sind im Urlaub. Wir dürfen auch nicht vergessen: Die Konstellation Wasserpark mit dem passenden thematisierten Hotel dazu gibt es in der Form weltweit nirgends. Das wird auch international Nachfolgeprojekte auslösen. Davon bin ich überzeugt: Wenn es bei uns läuft, steigen da viele ein. Der Europa-Park ist ein Trendsetter.
Thomas Mack: Wer hat schon ein Hotel als nordisches Museum thematisiert, mit einer gigantischen Schlange über die gesamten Stockwerke in der Lobby, mit See, mit einem direkten Übergang zu einem einzigartigen Wasserpark. Am Ende fügt sich alles zu einem großen Bild zusammen.

 Thomas Mack

Weshalb haben Sie sich für eine nordisch geprägte Anlage und gegen eine tropische Palmenlandschaft entschieden?
Roland Mack: Wir wollten uns massiv von allen Anderen unterscheiden.
Thomas Mack: Die skandinavische Thematisierung ist wirklich super. In Skandinavien leben die glücklichsten Menschen, da gibt es auch eine tolle Küche. Das Thema Skandinavien macht auch uns mega happy. Die nordische Mythologie ist enorm spannend für das gesamte Storytelling. Das Thema ist rundum klasse und öffnet uns noch viele Möglichkeiten.
Roland Mack: Die Thematisierung ist die teuerste Form, einen Freizeitpark zu bauen. Es wäre viel einfacher, ein paar Anlagen nebeneinander zu stellen und fertig ist der Park. Aber die erfolgreichsten Parks weltweit sind diejenigen, denen es gelingt, die Thematisierung perfekt zu inszenieren. Beispielsweise Universal oder alle Disney-Parks.

Aber Skandinavien ist doch eher gegen den Strich. Mit Wasserspaß verbindet man oftmals Karibik und Palmen? Wie hat sich diese Idee entwickelt? Das birgt ja auch Risiken, dass man ganz daneben liegt.
Michael Mack: Rulantica geht auch darauf zurück, dass mein Bruder und ich immer schon den Traum des skandinavischen Lebensgefühls hatten. Mit Holz, Wäldern, Bäumen, Natur und vielem mehr. Wir waren mehrfach in Skandinavien. Die Landschaft ist faszinierend. Die Sehnsucht von Natur. Wir denken auch für die Zukunft weiter in diese Richtung. Was wir machen ist Familienunterhaltung, für Alt und Jung, für Männer und Frauen. Hier im Park gelingt es, eine hohe Verweildauer zu generieren. An einem anderen Urlaubsziel geht die Tochter zum Reiten und der Sohn zum Fußball. Wir trennen die Familie nicht, sondern alle können beisammen bleiben. Das ist ein großer Vorteil. Dazu trägt dann auch die Thematisierung sehr stark bei. 

Warum wurde der Wasserpark in dieser doch sehr beachtlichen Größe geplant?
Jürgen Mack: Allein die Gäste der bestehenden Hotels und des neuen Hotels würden den Wasserpark schon füllen, wenn annähernd jeder Gast ihn nutzen möchte. Damit war klar, wir brauchen eine gewisse Größe, sonst haben wir bei den Gästen sofort Unzufriedenheit.
Roland Mack: Ziel war schon, im Prinzip alle Hotelgäste unterbringen zu können in Rulantica. Das gilt ja auch für den Winter.

Warum lieben die Europa-Park-Besucher Wasser? Das wurde ja seit Jahren als Wunsch genannt …
Roland Mack: Der Wunsch für einen Wasserpark ist seit Jahren mit Abstand stabil bei den Besucherbefragungen. Rund 70 Prozent der Gäste sagen das.

Wer ist die Zielgruppe? Familien?
Thomas Mack: Ja, die Familie steht immer im Fokus bei uns. Roland Mack: Klar, Rulantica ist die Fortsetzung des Europa- Park mit Wasser.
 Jürgen Mack

Ist Rulantica der entscheidende Schritt zur eigenständigen Kurzreisedestination?
Michael Mack:
Wir sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange. Die Aufenthaltsdauer wird sich Stück für Stück erhöhen. Weitere Hotels sind möglich und ich glaube auch, dass wir den nahen Standort Frankreich noch nutzen müssen, wo die Leute die Natur genießen, beispielsweise mit dem Fahrrad oder auch mit Kanufahren, um länger in der Region zu bleiben. Wir werden eine Kurzreisedestination und Rulantica ist ein strategisch sehr wichtiger Schritt dahin. Heute bleiben die Übernachtungsgäste im Durchschnitt 1,4 Nächte.
Thomas Mack: Wir hoffen darauf, diesen Wert auf zwei und mehr steigern zu können … in Orlando beispielsweise bleiben die Leute mehrere Tage bei Disney.

Rulantica ist auch der Schritt zum Ganzjahresbetrieb?
Thomas Mack: … eindeutig ja. Auch im Blick auf die Mitarbeiter und für die Zeiten, in denen der Europa-Park geschlossen hat.
Roland Mack: Stillstand ist Rückschritt in unserer Branche. Und wir haben Erweiterungsflächen hier. Am Europa-Park direkt wären wir in fünf bis zehn Jahren am Anschlag gewesen. Das große erschlossene Gesamtgelände hier eröffnet uns riesige Möglichkeiten für die Zukunft. Das Unternehmen Europa-Park bekommt unglaubliche Chancen und wächst in der Attraktivität in eine neue Dimension.

Welche Erweiterungsmöglichkeiten gibt es bei Rulantica? 
Roland Mack: Die Fläche umfasst 45 Hektar und jetzt ist ein Drittel bebaut.
Thomas Mack: Wir können die komplette Rulantica-Halle noch einmal bauen, zwei weitere Hotels und Attraktionen im Außenbereich sind möglich. Wir müssen nun zuerst mal lernen, was die Gäste wollen.
Roland Mack: Es könnte sein, im Winter reichen die Kapazitäten, aber im Sommer ist es zu wenig. Dann müssen wir zunächst draußen wachsen. Wir wollen alles mit den Wünschen unserer Gäste gemeinsam entwickeln.

Wird es damit einfacher, Mitarbeiter zu halten? Wie klappt das überhaupt mit der Personalgewinnung? Angeblich gibt es überhaupt keine Bademeister mehr in Deutschland, wie haben Sie das gelöst?
Jürgen Mack: Es gibt 300 neue Mitarbeiter für Rulantica. Es wird immer schwieriger, Mitarbeiter zu gewinnen. Die Anstrengungen sind sehr groß. Das Recruiting läuft europaweit. Wir bauen eigene Mitarbeiterwohnungen und wir mieten viele Wohnungen an, damit die Mitarbeiter hier wohnen können. Auch das Sprachproblem müssen wir lösen. Aber bislang sieht es unter dem Strich gut aus, darüber sind wir sehr glücklich. Rulantica ist natürlich auch als Arbeitsplatz sehr attraktiv, was für den gesamten Europa-Park gilt. Junge Menschen reizt auch das positive internationale Umfeld. Hier zu arbeiten, macht auch Spaß. Wir haben Mitarbeiter gefunden, ohne den Schwimmbädern aus der Region welche abzuziehen. Wir wollen Bademeister künftig selbst ausbilden.

Haben Sie eine persönliche Beziehung zu Wasser?
Michael Mack: Wir schwimmen alle gerne. Und Wasser in der Natur hat eine riesige Faszination. Wasser hat immer eine beruhigende Wirkung. Wobei der Wasserpark eher Action ist und nichts Besinnliches, wie am See zu wohnen. Es wird ein Themen- und Actionpark. Ich freue mich schon auf den Wildriver.

Wie werden Wasserpark und Europa-Park künftig verbunden sein?
Michael Mack: Da fangen wir jetzt mit Bussen an und später wird es vermutlich eine Monorail geben.

Horst Koppelstätter