Die Faszination und Kraft des Wassers

Einer der besten Big-Wave-Surfer der Welt: Sebastian Steudtner

Peahi, auch Jaws (Rachen) genannt, ist ein legendärer hawaiianischer Strand für Big-Wave-Surfen.

Sport hat die Kraft, ein Leben zu verändern. Das ist der Leitspruch der „Laureus for Good Stiftung“, die seit Jahren auch eng mit dem Europa-Park zusammenarbeitet. Nach diesem Motto handelt auch einer der besten Big-Wave-Surfer der Welt: Sebastian Steudtner. Wir treffen den Spitzensportler, der zwar 1985 in Esslingen bei Stuttgart geboren ist, aber inzwischen nahezu pausenlos den größten Wellen in allen Teilen der Erde nachreist.

Wasser ist sein Leben. Sebastian Steudtner, der Sohn eines Deutschen und einer Österreicherin, entdeckte schon früh seine Leidenschaft für das Wasser. Seinen ersten Kontakt mit dem Surfsport hatte er in Frankreich, im Alter von neun Jahren, auf einem Boogieboard. 2001 ging der damals 16-Jährige auf die hawaiianische Insel Maui. Dort begann er seine Karriere als Wellensurfer.

Um sich das Surfen zu finanzieren, jobbte Steudtner in den folgenden Jahren unter anderem als Bauarbeiter. In dieser Zeit lernte er über einen Freund die hawaiianische Familie von Nelson Armitage kennen, die ihn als Familienmitglied aufnahm. Durch den Kontakt zur Armitage-Familie lernte Steudtner das Big-Wave Surfen. 2004 surfte Sebastian auf der größten Welle der Welt, bekannt als „Peahi“ (auch „Jaws“ oder „Rachen“ genannt) an der Nordküste der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii. An diesem Tag waren die Wellen 20 Meter hoch. 2005 folgte dann Teahupoo, die gefährlichste Welle der Welt auf Tahiti. Seitdem verfolgt Steudtner seine Leidenschaft für große Wellen und Wasser auf einem professionellen Level. Dazu gehören unter anderem das SUP-Surfen (Stand-Up- Paddling), Windsurfen und Hydrofoil-Surfen.

Steudtner ist neben seinen sportlichen Leistungen auch sozial engagiert. Er ist „Laureus Sport for Good“-Botschafter und hat im Juni 2017 den gemeinnützigen Verein „wirmachenwelle“ gegründet. Dieser setzt Surftherapie für Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen in Deutschland um.

 „Sport ist der wichtigste Mentor, den es gibt“, sagt Sebastian Steudtner (Bild vorne) und setzt sich wie unter anderem Boxlegende Axel Schulz (hinten) bei Laureus für Kinder und Jugendliche ein.

emotional pur sprach mit Sebastian Steudtner

Ist das Big-Wave-Surfen auch ein Spiel mit dem Tod, wie eine Zeitung neulich über Sie titelte?
Sebastian Steudtner: Das Big-Wave-Surfen ist eine High- Performance-Sportart und kein Spiel mit dem Tod. Wir sind alle Top-Profis, die sich sehr gut vorbereiten und ein großes Safety-Team hinter sich haben. Leider haben das bisher einige Journalisten, die auf reißerische Storys aus sind, noch nicht verstanden.

Wie können Sie die Risiken soweit wie möglich reduzieren?
Steudtner: Ich betreibe einen recht großen Aufwand, um die Risiken zu reduzieren und sicher zu sein. So arbeite ich mit Militärärzten, einem großen Safety-Team, Jetski-Fahrern, Sportlern und Sportwissenschaftlern zusammen. Zudem nutzen mein Team und ich auch technische Hilfsmittel, wie zum Beispiel Airbags, die mich schnell an die Oberfläche bringen, und ein gutes Kommunikationssystem. Die Risiken, die ich durch all diese Vorkehrungen beim Big-Wave-Surfen eingehe, sind nicht höher als die, die ein Formel-1-Fahrer eingeht.

Was lernen Sie beim Surfen für andere Dinge im Leben, was lässt sich übertragen?
Steudtner: Surfen hat mir so ziemlich alles beigebracht, was ich in meinem normalen Leben einsetze: dranzubleiben, an mich selbst zu glauben, meine Ängste zu überwinden, respektvoll zu sein, hart zu arbeiten und Spaß zu haben. Vieles aus dem Sport lässt sich übertragen und nach meiner Erfahrung ist Sport der schönste und wichtigste Mentor, den es gibt.

Die Macht der riesigen Wellen lässt uns Menschen doch sehr klein erscheinen, wie empfinden Sie das?
Steudtner: Klar, eine 25 Meter hohe Welle lässt dich winzig klein, machtlos und unwichtig fühlen, aber das ist zur gleichen Zeit eine extrem mächtige Erfahrung, zu wissen, dass wir hier eigentlich gar nicht von Bedeutung sind und gleichzeitig aber die Möglichkeit haben, an so was Mächtigem teilzuhaben und darin auch noch zu performen.

Sind Sie gläubig?
Steudtner: Ja, ich bin gläubig, ich glaube an mich und das, was ich tue.

Sie engagieren sich für Laureus. Was können Sie damit für junge Menschen erreichen?
Steudtner: Als „Laureus Sport for Good“-Botschafter kann ich mehrere Sachen erreichen, einmal, dass Sportprojekte unterstützt werden, dass Geld gesammelt und damit Finanzierungen ermöglicht werden und dass Awareness geschaffen wird dafür, dass Sport ein extrem wichtiger Teil unserer Gesellschaft ist und Kindern zu einem besseren Leben verhelfen kann, so wie Nelson Mandela es bei den „Laureus World Sport Awards“, im Gründungsjahr der Stiftung im Jahr 2000, gesagt hat: „Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern.“

Schildern Sie uns Ihre Rolle als Botschafter für Laureus?
Steudtner: Als Laureus-Botschafter unterstütze ich die Stiftung darin, Geld zu sammeln, also im Fundraising, aber auch in der Awareness, die Projekte und ihre Arbeit bekannt zu machen und bei Veranstaltungen als Gesicht für und als Sprachrohr von Laureus tätig zu sein.

Fahren Sie gerne Achterbahnen?
Steudtner: Ich fahre generell sehr gerne sehr schnell, auch mit der Achterbahn.

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 Teahupoo, Tahiti, die gefährlichste Welle der Welt.

Was wollen Sie als Sportler noch erreichen?
Steudtner: Ein Ziel ist, in den nächsten paar Jahren den ersten wissenschaftlichen Weltrekord in meinem Sport aufzustellen. Generell aber ist es sportlich für mich wichtig, einfach Spaß zu haben am Surfen und die beste Leistung, die mir möglich ist, zu erreichen. Mir geht es beim Big-Wave-Surfen vor allem darum, die bestmögliche Performance zu erreichen, was auch wiederum den Spaß mit sich bringt, und natürlich, gesund zu bleiben und mit meinem Team viele tolle Erlebnisse zu haben.

Bis jetzt gibt es keine Messmethode, die Wellenhöhen wissenschaftlich akkurat messen kann. Wir entwickeln gerade ein System, welches uns die exakte Höhe, Geschwindigkeit, Masse, G-Force und sonstige physischen Daten liefert, außerdem werden wir über Human-Technology meine biometrischen Daten erfassen, während ich eine große Welle surfe.

Laureus-Geschäftsführer Paul Schif über Sebastian Steudtner:
„Profiathleten sind dafür bekannt, Ziele konsequent zu verfolgen. Sebastian sticht für mich in diesem Punkt dennoch heraus. Schon als Kind hat er alles seinem Ziel untergeordnet, Profi-Surfer zu werden und ist auf eigene Faust, ohne seine Eltern, nach Hawaii gezogen. „Als Laureus Sport for Good“-Botschafter war für Sebastian von Anfang an klar, dass er ein eigenes soziales Sportprojekt für benachteiligte Kinder und Jugendliche ins Leben rufen wird, um seine Erfahrungen weitergeben und auch ihnen eine eigene Perspektive für ihr Leben geben zu können.“

von Horst Koppelstätter