Carpe Diem – Nutze den Tag

Franziska van Almsick

Franziska van Almsick
wurde am 5. April 1978 in Ost-Berlin geboren und ist eine ehemalige deutsche Schwimmerin sowie mehrfache Welt- und Europameisterin. Seit dem 1. April 2010 ist sie stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe

 Bei den Schwimmeuropameisterschaften 2002 in ihrer Heimatstadt Berlin gewann van Almsick fünf Goldmedaillen, unter anderem den Titel über 200 Meter Freistil.

emotional pur traf die Schwimmerin zum Interview.

Rulantica beim Europa-Park ist einer der modernsten Wasserparks weltweit. Woher kommt eigentlich die Faszination der Menschen für das Wasser?
Franziska van Almsick: Das Element Wasser ist etwas Wunderbares. Wir kommen ja auch von Klein auf damit in Verbindung. Im Wasser merkt man die relative Schwerelosigkeit und es tut einfach gut, sich im Wasser zu bewegen. 

Wie ist bei Ihnen persönlich die Liebe zum Wasser entstanden?
van Almsick: Man sagt, ich sei mit Fünf ins Wasser gesprungen und konnte schwimmen. Auslöser war aber mein älterer Bruder, der mich mal mit zum Training genommen hat. Als ich gesehen habe, was er macht, wusste ich, das ist genau das, was ich will. Die Liebe zum Wasser besteht bis heute noch.

Wie haben Sie als junge Sportlerin die unzähligen Erfolge in kürzester Zeit verkraftet und verarbeitet?
van Almsick: Ich war damals noch ein Teenager und die Dinge sind einfach passiert. Ich hatte ja nicht nur Erfolge. Meine Karriere war vielmehr von einer kontinuierlichen Abwechslung von Höhen und Tiefen geprägt. Sie alle haben mich geprägt und zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.

Welche Rolle spielt beim Schwimmsport heute die Technik? Also die Technik der Bewegungsabläufe, aber auch so etwas wie extrem stromlinienförmige Schwimmanzüge.
van Almsick: Schwimmen ist eine koordinativ anspruchsvolle und sehr technische Sportart. Es ist daher wichtig, alle Bewegungsabläufe sauber auszuführen. Die Schwimmanzüge tragen ihren Teil dazu bei, aber am wichtigsten ist es, eine saubere Technik zu haben und eine gute Wasserlage.

Wie viel Sport machen Sie heute noch und was genau?
van Almsick: Ich versuche, zwei- bis dreimal die Woche Sport zu machen, meistens Kraft- und Stabilitationsübungen mit dem eigenen Körpergewicht.

Wie oft denken Sie an die Glücksmomente Ihrer Karriere – etwa bei Olympia oder als Weltmeisterin – zurück?
van Almsick: Eigentlich gar nicht mehr. Es spielt in meinem jetzigen Leben keine große Bedeutung. 

Was aus der Zeit als Spitzensportlerin haben Sie bis heute in Ihrem Alltag bewahrt?
van Almsick: Disziplin und Durchhaltevermögen. Diese beiden Werte haben mich schon immer geprägt und tun es heute noch.

Weshalb lernen eigentlich viele Kinder heute nicht mehr richtig schwimmen?
van Almsick: Die Gründe dafür sind vielfältig. Einer derHauptgründe ist, dass es heutzutage vielen Eltern wichtiger erscheint, dass ihr Kind bilingual aufwächst oder ein Instrument spielt. Das ist natürlich auch schön, aber wer nicht sicher schwimmen kann, riskiert ständig sein Leben. Denn Wasser gibt es überall und ist damit auch eine potentielle Gefahrenquelle. Ein weiterer Grund ist, dass Schwimmkurse teuer sind und die Wartelisten oft sehr lang. Viele hoffen dann, dass ihr Kind in der Schule das Schwimmen lernt. In der Realität ist es aber leider so, dass der Schwimmunterricht ausfällt, die Klasse für eine Lehrkraft zu groß und die Lehrer oft nicht ausreichend qualifiziert sind. Deswegen fordere ich seit Jahren, dass der Schwimmunterricht wieder fest in den Lehrplan verankert werden muss. Und das am besten nicht erst ab der dritten Klasse, sondern ab der ersten. Ich sehe da vor allem die Politik in der Pflicht. Sie würden damit aktiv dazu beitragen, die Todesfälle durch Ertrinken bei Kindern, deutlich zu senken.

Wie entwickelt sich der auf Ihre Initiative entstandene Verein „Schwimmkids“?
van Almsick: Vor circa einem Jahr haben wir aus unserem Verein eine Stiftung gemacht, um noch mehr auf die Beine stellen zu können. Wir sehen unsere Hauptaufgabe darin, die Schnittstelle zwischen den Schulen und der Stadt beziehungsweise den Bäderbetrieben zu sein, damit der Schwimmunterricht an den Schulen optimal umgesetzt werden kann. So finanzieren wir zum Beispiel die Verwaltungskosten und stellen mit unserer Arbeit den Lehrern ausgebildete Studenten oder Schwimmtrainer zur Seite, die einen Teil der Kinder im Schwimmunterricht übernehmen. Dadurch werden die Gruppen kleiner, der Unterricht intensiver und die Lehrer werden entlastet. Über 13.000 Kinder haben durch unsere Stiftung schon sicher schwimmen gelernt und es werden immer mehr.

 Franziska van Almsick und Roland Mack bei der Grundsteinlegung von Rulantica.

Was schätzen Sie und auch Ihre Familie am Europa-Park am meisten?
van Almsick: Wir schätzen vor allem die immer freundliche Art der Mitarbeiter und den liebevoll bis ins kleinste Detail gestalteten Park mit all seinen Attraktionen und Highlights. Da ist für jeden was dabei. Wir können dort mal den Alltag hinter uns lassen und gemeinsam eine schöne Zeit verbringen.

Worauf freuen Sie sich bei der neuen Wasserwelt Rulantica?
van Almsick
: Ich bin sehr auf die Rutschreifen gespannt, vor allem auf die, auf denen man zu zweit sitzen kann. Und natürlich auf die Rutschen und all die vielen Kleinigkeiten, die den Park so auszeichnen.

Was raten Sie einem jungen Menschen, der zu Ihnen sagt, ich will gern Spitzensportler – am besten Schwimmer – werden?
van Almsick: Ich rate jedem, unabhängig von der Sportart, sich das genau zu überlegen. Der Sport verlangt viele Entbehrungen, aber er gibt einem auch sehr viel zurück. Die Entscheidung muss jeder für sich treffen. 

Schenken Sie uns eine Lebensweisheit!
van Almsick: Carpe Diem – Nutze den Tag.

Horst Koppelstätter