Bücher brauchen Menschen

Buchbinder Diethelm Büscher zeigt in Europa-Park eine fast vergessene Kunst

von Ute Bauermeister

   

Was machst Du da? So fragen junge Hotelgäste in der Lobby des Hotels Santa Isabel neugierig den Mann in dem historischen Gewand, der mit Federkiel, Tinte und Pergament hantiert. „Ich produziere und restauriere Bücher“, erklärt Diethelm Büscher. Der Buchbinder hat den antiquarischen Exemplaren der Klosterbücherei des Santa Isabel neuen Glanz verliehen.

Bücher, vor allem die Einbände, brauchen Menschen! Sie müssen ab und an aus den Regalen gezogen und angefasst werden, sonst werden Leder und Leinen spröde. Daher geht Büscher zuerst mit Melkfett ans Werk und arbeitet die Goldbordüren wieder heraus. Er hat schon so manchen Schatz zwischen den Buchdeckeln gesichtet: so einen über 200 Jahre alten Brief, dessen Verfasser sich mit dem Christentum beschäftigt und eine Pariser Zeitung aus dem Jahr 1943. Der Experte zeigt den Kindern, wie sie in fünf Minuten ein kleines Buch ohne Kleber und Tacker selbst binden können. Früher ging das freilich nicht ganz so schnell, denn Bücher wurden mit der Hand abgeschrieben, aufwendig verziert, gefalzt und vernäht, bevor die losen Blätter zwischen zwei mit Leder bezogene Holzdeckel gebunden wurden.

Diethelm Büscher führt das mit seiner Wanderwerkstatt immer wieder auch im Europa-Park vor und spricht mit den Zuschauern. Bücher seien schon wegen des Informationsgehaltes wichtig: „Ich habe zum Beispiel etwas über die Schiffchen alter Nähmaschinen wissen wollen und prompt hier im Europa-Park ein altes Buch aufgeschlagen und mehrere Seiten dazu entdeckt.“