Du bist, was du erlebst

emotional pur sprach mit dem Unternehmer Jochen Schweizer über Emotionen, das Überschreiten der eigenen Grenzen, virtuelle Erlebnisse, die Stärke von Marken, die Wirkung von Rückschlägen und seine Erfahrungen im Europa-Park

Jochen Schweizer
ist erfolgreicher Gründer-Unternehmer, Investor und Bestseller-Autor. Als Top-Speaker vermittelt der ehemalige Stuntman in seinen Keynotes wichtige Impulse zu Erfolg, Risiko und Resilienz. Er zeigt auf, wie man aus Krisen gestärkt hervorgeht und zum Unternehmer seines eigenen Lebens wird. Dabei zieht er sein Wissen aus seiner eigenen Erfahrung. Er weiß, wovon er spricht, denn er hat alles selbst erlebt. Als Gründer der gleichnamigen Marke steht er – mit der Firmenveranstaltungslocation „Jochen Schweizer Arena“ bei München und über 3.000 weiteren Erlebnissen – wie kein anderer als Synonym für das Erlebnis. 2019 lief die eigene Primetime-TV-Show des ehemaligen TV-Investors aus „Die Höhle der Löwen – Der Traumjob“ auf ProSieben.

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Sie sind mit dem Verkauf von Emotionen erfolgreich geworden, was macht ein gutes Erlebnis aus?
Jochen Schweizer: Das ist sehr unterschiedlich und hängt vom jeweiligen Menschen ab. Beim Erleben geht es vor allem darum, sich selbst zu spüren, intensiv zu erfahren und das Gefühl zu haben, seinen Weg selbst zu bestimmen. Neue Erlebnisse, egal welcher Art, verändern und erweitern den Horizont, sie bieten uns die Möglichkeit, über uns hinauszuwachsen, unsere eigenen Grenzen zu überschreiten, indem wir unsere Komfortzone verlassen. Aus diesem Grund sagen wir bei Jochen Schweizer: „Du bist, was Du erlebst.“

Erlebnisse hängen oft mit Nervenkitzel und Risiko zusammen, wie grenzen Sie Risiken ein? Sie waren ja selbst auch Stuntman.
Schweizer: Durch meine Vergangenheit als Stuntman und Extremsportler habe ich gelernt, Risiken richtig einzuschätzen. Ich habe zu Risiko mittlerweile ein sehr abgeklärtes Verhältnis. Risiko ist nichts anderes als Unsicherheit. Man kann sie bis zu einem gewissen Grad managen, aber am Ende bleibt der Ausgang dann doch irgendwie ungewiss. Deshalb haben viele Angst vor ihr. Trotzdem liegt für mich in der Unsicherheit vor allem die Chance. Im Sport und in der Entwicklung meiner Firmengruppe hat Unsicherheit eine große Rolle gespielt. Ich musste häufig Unsicherheiten in Kauf nehmen, um voran zu kommen.

Was hat sich mit Corona geändert, wie reagieren Sie darauf?
Schweizer: Seit dem ersten Lockdown im März 2020 leiden wir ganz besonders unter den Auswirkungen der Pandemie, die drei Wirtschaftszweige ganz besonders getroffen hat:
1. die Veranstaltungswirtschaft, 2. die Gastronomie und 3. den Tourismus. Aber: Ich bin davon überzeugt, dass eine Krise immer auch eine Chance ist und oft der Treiber für Innovation und Fortschritt sein kann. Wir haben den vermeintlichen Stillstand genutzt, um in neue Geschäftsbereiche zu expandieren und zu investieren und neue Technologien zu entwickeln, um am Ende gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Zum Beispiel haben wir in unserer „Virtual Reality“-Veranstaltungshalle in der „Jochen Schweizer Arena“ ein komplettes TV-Studio eingerichtet und streamen seither digitale und hybride Firmenveranstaltungen.

Sie waren vergangenes Jahr im Europa-Park, wie ist Ihr Eindruck? Sie stammen ja aus Ettlingen und haben lange im Südwesten unter anderem in Freiburg und Heidelberg gelebt.
Schweizer: Ich bin immer gerne im Europa-Park – privat wie geschäftlich. Letzten Herbst habe ich gemeinsam mit Roland und Michael Mack, mit denen ich im regelmäßigen Austausch zu aktuellen Erlebnistrends stehe, die 15 Themenbereiche besucht. Ich bin immer wieder beeindruckt von den Innovationen und der hohen Erlebnisqualität im Europa-Park. Besonders begeistert haben mich bei meinem letzten Besuch neben den Achterbahnen „Silver Star“ und „Blue Fire“, das Flying Theater „Voletarium“ und die neueste Attraktion „YULLBE“, die ich ausgiebig testen durfte.

Jochen Schweizer (zweiter von links) mit Sohn Max mit Roland und Michael Mack vor dem „Voletarium“ des Europa-Park.

Bei „YULLBE“ im Europa-Park werden die Menschen zu Avataren, wie technisch werden die Erlebnisse von morgen?
Schweizer: Lange Zeit war ich davon überzeugt, dass nur das „echte“, reale Erlebnis einen wirklichen Mehrwert bietet. Nachdem ich lange Zeit an vorderster Front neue digitale Erlebnisse getestet habe, bin ich heute überzeugt, dass manche dieser Erlebnisse eine den realen Erlebnissen vergleichbare Wirkung auf unser limbisches System haben können. Die Ausschüttung von Adrenalin, Endorphin und Dopamin ist ähnlich. Die Technik auf diesem Gebiet entwickelt sich rasant und ich bin zunehmend von den neuen Features und Innovationen begeistert. Es ist spannend, die neuen Möglichkeiten in diesem Bereich in die Tat umzusetzen und die Grenzen zwischen „realen“ und „virtuellen“ Erlebnissen immer weiter verschwimmen zu lassen. So auch unser neuestes Erlebnis in der „Jochen Schweizer Arena“: „VR Bodyflying Xperience“, bei der man in unserem vertikalen Windkanal dank modernster VR-Technologie einen Base-Jump im Lauterbrunnental erleben kann.

Was macht eine gute Marke aus?
Schweizer: Marken sind wie Leuchttürme, die Orientierung bieten. Und dafür brauchen sie ein solides Fundament. Dieses Fundament ist „our reason why“. Bei Jochen Schweizer bereichern wir mit unserer Arbeit das Leben von Millionen Menschen mit Erlebnissen. In unserem Markenhaus, der „Jochen Schweizer Arena“ im Süden Münchens, gilt das auch für hunderte Unternehmen, die sich seit der Eröffnung für die Arena als Veranstaltungsort entschieden haben.

Was raten Sie einem jungen Menschen, der eine Firma gründen will?
Schweizer: Es gibt mehr Menschen, die aufgeben, als Menschen, die scheitern. Eine der wichtigsten Eigenschaften für Erfolg ist eine resiliente Lebenshaltung. Grundstein dieser Lebenshaltung ist die Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Oft werde ich gefragt, was der größte Fehler beim Gründen ist. Dazu habe ich eine klare Haltung: Aufgeben. Die meisten Gründer geben zu früh auf, anstatt ihre Idee der selbsterfahrenen Realität anzupassen. Auch ich musste auf meinem Weg einige Rückschläge in Kauf nehmen – aber erst sie haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Selten geht es immer nur bergauf. Schwierigkeiten sind ein Zeichen dafür, dass die Dinge normal sind. Wer erfolgreich sein möchte, muss lernen mit Rückschlägen umzugehen.

Schenken Sie uns eine Lebensweisheit für mehr Glück und Erfolg?
Schweizer: Schnitze das Leben aus dem Holz, aus dem Du gemacht bist.