Achterbahn im Garten

Wie der junge Europa-Park-Fan Simon Schneider zu einer exklusiven Begegnung mit Roland Mack kam

Es gibt Menschen, die haben in ihrem Garten Pflanzen, Rasen und Blumen. Andere stellen noch Gartenzwerge dazu oder eine Hütte oder im Sommer auch mal ein Planschbecken. Und es gibt Simon Schneider. Der 16-Jährige aus der Nähe von Pforzheim hat im Garten seiner Familie eine Holzachterbahn gebaut. Seit 2016 werkelt er daran. Auf rund 30 Metern Länge erstreckt sich die Holzkonstruktion inzwischen. Sie erlaubt zwar keine waghalsigen Loopings oder rasanten Kurvenfahrten, aber sie führt mit durchaus aufregendem Tempo geradewegs über eine Berg- und Tal-Piste.

„An der schnellsten Stelle muss jemand nebendran richtig rennen, um noch mitzukommen“, beschreibt der junge Achterbahnbauer.

YouTube

Der Realschüler ist schon länger Achterbahnfan. Seine Lieblingsbahn ist der „Silver Star“ im Europa-Park. Bei seinen Besuchen im Park versucht er immer, ganz vorne zu sitzen. „Wenn man mit hundert Sachen runtersaust und der Wind einem kräftig ins Gesicht weht, spürt man die Fliehkräfte am besten.“ Auf die Idee zur eigenen Bahn brachte ihn ein YouTube-Video. „Jemand zeigte, wie er sich selber eine Bahn baute. Ich dachte sofort: Das will ich auch!“ Damals war er erst elf.

Die Familie hatte gerade eine neue Waschmaschine bekommen. Aus dem Transportholz zimmert er zunächst noch im Kinderzimmer Aufbauten, für die Schienen holt er sich dicke Schläuche aus dem Baumarkt. Daraus macht er bis heute die Schienen. „Mit meiner ersten Mini-Bahn konnte ich einmal runter- und wieder hochfahren.“ Aber einmal ist auf Dauer keinmal. Bald war klar, dass Simon für seinen Handwerksenthusiasmus viel mehr Raum braucht. Und so wuchs die Bahn dann im elterlichen Garten, der neben Blumen, Bäumen und Gemüsebeeten auch über eine große Wiese verfügt. Für die Arbeiten benutzt der Jugendliche insbesondere Stichsäge, Bohrmaschine, Akkuschrauber und Winkelschleifer. Um das Holz in die passende Länge zu schneiden, kann er auf eine Kreissäge im Betrieb zurückgreifen, in dem sein Vater arbeitet. „Man brauch schon viel Geduld, aber ich tüftle einfach sehr gerne“, sagt Simon. Um die 1.000 Euro hat er bis heute in die Achterbahn gesteckt, unterstützt von den Eltern, aber auch vom eigenen Taschengeld. Im Laufe der Zeit hat er auch unternehmerische Fertigkeiten entwickelt: „Heute würde ich keine teuren Spax-Schrauben mehr benutzen und Holz vom Baumarkt muss auch nicht sein, aus dem Sägewerk ist es billiger.“

In der ersten Reihe mit Roland Mack

Seinem ungewöhnlichen Hobby geht er längst nicht mehr im Verborgenen nach. Zeitungen und das Fernsehen haben bereits mehrfach über ihn berichtet. Mit einem eigenen YouTube-Kanal informiert er eine fast 4.000 Follower große Fan-Gemeinde über seine Bautätigkeiten. Die Kunde von dem besonders leidenschaftlichen Achterbahn-Fan mit dem handwerklichen Geschick drang schließlich auch bis zu Europa-Park-Inhaber Roland Mack vor – und der Maschinenbau-Ingenieur war so beeindruckt von dem Nachwuchstechniker, dass er Simon mit seiner Familie in den Europa-Park einlud. Gleich für zwei Tage!

Simon Schneider mit Roland Mack.

Dabei kam der Achterbahnfan sogar in den Genuss einer exklusiven Führung durch die Wartungshalle des „bluefire Megacoasters“. Ein Ingenieur vom Produktionsbetrieb Mack Rides erklärte ihm, wie Roller Coaster für Freizeitparks auf der ganzen Welt entstehen. Vor vielen Jahren wurden die Attraktionen noch zuerst im Hof des Unternehmens zusammengebaut, bevor sie an die Kunden gingen. Also durchaus ein wenig so, wie es Simon im Garten macht. Heute lassen sich die Achterbahnen schon am Computer millimetergenau modellieren. Die Programme rechnen exakt aus, ob alle Kurven und Loopings funktionieren und die Wagen nicht mitten auf der Strecke stehen bleiben. Aus dem Computermodell machen Maschinen dann Schienen aus Metall und biegen sie so zurecht, dass sie die echten Achterbahn-Elemente ergeben. Auch Roland Mack nahm sich extra Zeit für Simon und seine Familie.

„Früher wollten viele Kinder Lokomotivführer werden, heute träumen sogar sehr viele davon, später Achterbahnen zu konstruieren – um den Nachwuchs, der auch in Zukunft tolle Fahrattraktionen bauen wird, müssen wir uns keine Sorgen machen.“ Gemeinsam drehten Simon und Roland Mack eine Runde mit dem „bluefire Megacoaster“. Natürlich saßen beide ganz vorne. „Das war einfach wunderschön!“, so der Nachwuchsachterbahnbauer. „Daran werde ich noch lange zurückdenken.“

Noch mehr Projekte im Garten

Mittlerweile hat Simon im Garten ein weiteres Handwerksprojekt in Angriff genommen. Er werkelt an einem so genannte „Tiny House“ auf einem alten Landwirtschaftsanhänger – ohne je eines in echt gesehen zu haben. Auch eine Wasserrutsche, eine Seilbahn und eine weitere Achterbahn eventuell aus Metall will er noch bauen. Im nächsten Jahr kommt Simon aus der Schule. Was er beruflich anstrebt? Auf jeden Fall ein Handwerk, am liebsten mit Holz. Vielleicht landet er ja dann irgendwann beim Bau richtig großer Achterbahnen für Freizeitparks rund um den Globus.