Frauenpower mit viel Emotion

Natalie Lumpp auf den Spuren von erfolgreichen Spitzenköchinnen im Schwarzwald

Seien wir ehrlich: Wenn von der täglichen Küchenarbeit die Rede ist, erscheint vor unserem geistigen Auge geradezu automatisch ein weibliches Wesen, das am Herd hantiert. Es tummeln sich zwar auch kochende Männer in der Küche, sie sind aber immer noch Exoten. Männer grillen. Da müssen Frauen sich raushalten. Das hat wohl etwas damit zu tun, dass Männer immer dann ran müssen, wenn es vermeintlich um besondere Fähigkeiten geht. Vielleicht trifft man deshalb auch so selten weibliche Profis in Restaurantküchen.

Aber: Auch hier ist Frauenpower auf dem Vormarsch und immer mehr Köchinnen stehen als Profi „ihren Mann“. Und zunehmend auch als Küchenchefin. Zwei dieser Ausnahmedamen möchte ich Ihnen gerne vorstellen:


Mira Maurer

kennen einige Fernsehzuschauer aus der SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“. Seit fünf Jahren lässt sie sich dort regelmäßig in den Kochtopf schauen. Die noch junge (30 Jahre alt) hübsche – immer strahlende – Köchin verzaubert alle Menschen sowohl mit ihrer Kochkunst, wie auch mit ihrer so offenen Art.

Wenn Sie jetzt gerade überlegen, in welchem Restaurant Mira kocht, werden Sie nicht so einfach auf die Lösung kommen. Sie hat sich im letzten Jahr selbstständig gemacht, allerdings nicht mit einem Restaurant. Mira kocht vor allem auf Events und wird für Showkochen oder für Kochkurse gebucht. Ein regelrechtes Start-up.

Bis vor wenigen Jahren wäre es gar nicht vorstellbar gewesen, sich als Koch oder Köchin ohne Restaurant selbstständig zu machen. Viele Restaurants buchen Mira Maurer, um ihren Stammgästen auch mal etwas anderes und auch Besonderes zu bieten. Sie versteht es, auf unkomplizierte Art, Gerichten immer wieder einen besonderen Touch zu verleihen. Da gehört eine unglaubliche Begabung dazu! Wenn man Mira nach ihrem Kochstil fragt, ist es ihr wichtig, dass die französische Küche der Grundstock ist. Sie verbindet es dann gerne mit „Crossover“ – ein bisschen italienisch-mediterran oder auch asiatische Komponenten dürfen mitschwingen. Crossover hat bei Mira aber nichts mit Beliebigkeit zu tun. Sie hat ihren ganz eigenen Stil entwickelt. Ihr Handwerk hatte Mira im Colombi-Hotel in Freiburg erlernt. Eine weitere wichtige Station war Fritz Zehners Stube in Pfaffenweiler, sie sammelt aber auch gerne immer wieder internationale Erfahrungen. So hat sie vor nicht allzu langer Zeit in Freiburgs südkoreanischer Partnerstadt Suwon gekocht.

Mira ist übrigens eine Sportlerin par excellence: In Freiburg kennt man die Strahlefrau als ehemalige Spielerin vom SC Freiburg.

International bekannt und geschätzt:

Douce Steiner

Sie gehört schon zu den Küchenlegenden! Seit 2012 zählt Douce Steiner mit ihren zwei Sternen im Michelin für ihr Restaurant Hirschen in Sulzburg und zahlreichen Auszeichnungen zu den berühmtesten Köchinnen der Welt!

Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie sehr bei einem Menü von Douce Steiner die Neugier auf den nächsten Gang wächst, wie genussvoll es sein kann, den Aromen nachzuspüren und wie überzeugend sich die Gesamtkomposition präsentiert.

Douce Steiner ist in allem sehr klar und strukturiert – sie liebt es puristisch weiß, moderne Kunst gepaart mit Tradition. Bei ihr passt immer Kante an Kante. Genauso finden Sie es in ihrer Küche wieder – gehobene klassische französische Küche, sehr leicht interpretiert. Schon als Kind hatte die Spitzenköchin ein Faible für gutes Essen. Das größte Genusserlebnis ist für sie, die Augen zu schließen und ein wunderbares Gericht sich am Gaumen entfalten zu lassen. Sie kocht mit einer Raffinesse, wie Sie es zu Hause nie im Leben nachkochen könnten. Das muss man einfach erlebt haben!

Die Qualitäten der zierlichen schlanken Douce Steiner blieben auch der Modefirma MarcCain nicht verborgen – seit drei Jahren hat sie die Köchin zur Markenbotschafterin erkoren. Die Corona-Auszeit hat sie – wie so viele Zeitgenossen – genutzt, um über wichtige Dinge des Lebens nachgedacht. Douce Steiner fragt sich vor allem, was die Erfahrungen für die Gastronomie bedeuten. Sie hat keinen Zweifel daran, dass wir noch bewusster als bisher Wichtiges von Belanglosem unterscheiden müssen, dass wir unsere Werte pflegen müssen. „Qualität statt Quantität“ darf kein Schlagwort sein, konsequente Nachhaltigkeit wird noch wichtiger. Diese Sorgfalt bedeutet für Douce Steiner: Konzentration auf zwei Menüs.

Douce Steiners Weg

Nach Stationen wie Harald Wohlfahrts Traube Tonbach, den Schweizer Stuben in Wertheim und als einzige Köchin im Restaurant Georges Blancs in Frankreich kehrte Douce in den elterlichen Betrieb „Hirschen“ in Sulzburg zurück.

Während man immer davon sprach, „hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“, verhält es sich im „Hirschen“ genau anders herum. Douce lernte ihren Mann Udo Weiler in der Traube Tonbach kennen. Seit 1998 kochen sie Seite an Seite – und sie ergänzen sich aufs Beste! Dass sie alles richtig gemacht haben, beweist ihre Tochter Justine – die ebenfalls gerade das Kochhandwerk erlernt. Dass Justine wie ihre Eltern mit Leib und Seele ihren Beruf liebt, wird deutlich bei ihrer Aussage: „Glück ist, wenn der Verstand tanzt, das Herz atmet und die Augen lieben.“

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Männerdomäne

Um eine Vorstellung zu bekommen, wie schwierig es als Frau in der Küche ist – bei Georges Blanc sind rund 45 Köche am Werk: Douce Steiner war einmal die einzige weibliche Köchin. Insgesamt gibt es in Deutschland bis heute nur sechs Spitzenköchinnen.

Natalie Lumpp

Die Autorin Natalie Lumpp gilt als eine der wichtigsten Weinexpertinnen im deutschsprachigen Raum. Die quirlige Baden-Württembergerin ist aus der deutschen Weinbranche nicht mehr weg zu denken. Als Sommelière arbeitete sie in renommierten Spitzenbetrieben, von der Traube Tonbach und dem Hotel Bareiss in Baiersbronn bis hin zum Schlosshotel Bühlerhöhe. Ob Placido Domingo, Nelson Mandela oder auch Boris Becker – viele internationale Stars waren irgendwann Gäste bei Natalie Lumpp und haben sich von ihr edle Tropfen kredenzen lassen. Heute ist Natalie Lumpp als freiberufliche Weinberaterin tätig.

Ein Geheimnis ihres Erfolges: selbst auch genießen können, denn: „Menschen, die nicht genießen können, sind ungenießbar“, betont sie immer wieder. Die Liebe zum Wein und der Genuss führen dazu, dass ihre Expertisen Laien und Kenner in den Bann ziehen.