Europa-Park-Feeling bei Racing Straßburg

Seit der Saison 2019/20 ist der Europa-Park Sponsor des traditionsreichen Fussballvereins aus dem Elsass

Er ist erst 20, aber schon überlassen ihm seine Mitspieler die große Verantwortung. Oskar Rohr, den alle Welt nur „Ossi“ ruft, soll den so wichtigen Elfmeter im Finale um die Deutsche Meisterschaft schießen. Der Youngster nimmt Anlauf – und tritt nicht nur gegen den Ball, sondern auch in den Boden. Als das Leder seine Flugbahn Richtung Tor nimmt, folgt ihm eine regelrechte Staubwolke vom Kalk des Elfmeterpunkts. Dennoch schlägt der Ball im Netz ein. Ossi Rohr hat damit am 12. Juni 1932 den FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt auf den Weg zu seiner ersten Deutschen Meisterschaft gebracht. Einen Ehrenplatz in der Historie des deutschen Rekordmeisters ist dem 1912 in Mannheim geborenen Stürmer sicher. Aber mehr noch ist Ossi Rohr eine Legende bei Racing Straßburg.

Dorthin wechselt er 1934 als einer der ersten deutschen Fußballprofis, in Nazideutschland gilt er fortan als „Fahnenflüchtiger“. Aber in Frankreich findet er sein Glück. Zeit seines Lebens erzählt er beispielsweise vom Citroën-Cabrio, das er als Willkommensgeschenk erhalten hatte. In fünf Spielzeiten bei Racing schießt Rohr 117 Tore. Bis heute ist der 1988 verstorbene Großonkel des französisch-deutschen Fußballtrainers Gernot Rohr Rekordtorschütze beim elsässischen Traditionsverein.

„Wir sind alle Park-Fans“

Die Geschichte des Oskar Rohr zeigt: Beim Racing Club de Strasbourg Alsace (RCSA) gibt es schon lange Verbindungen über den Rhein nach Deutschland. Heute besuchen regelmäßig auch Fans aus Baden die Spiele im Meinau-Stadion. Der Club bietet inzwischen eine Facebookseite und einen Twitter-Account auf Deutsch an. Und seit der Saison 2019/20 hat sich auch der Europa-Park in diesen deutsch-französischen Grenzverkehr eingereiht. Er ist Sponsor des Fußballclubs aus der elsässischen Metropole. Die neu geschaffene Familien-Tribüne im Meinau-Stadion ist in einem Europa-Park-Look gehalten. Zudem treten Park-Künstler bei zwei Spielen pro Saison zur Vorspiel- und Pausen-Unterhaltung auf. „Bei Racing sind wir alle Fans des Europa-Park“, erklärt Racing-Präsident Marc Keller, der selbst seine Hochzeit im Ruster Freizeitpark feierte. Auch Spieler, Betreuer und Mitarbeiter des französischen Meisters von 1979 sowie mehrfachen Pokal- und Ligapokalsiegers (zuletzt 2019) sind immer wieder zu offiziellen Anlässen im Europa-Park zu Gast – so etwa zur Abschlussfeier der Saison 2018/19 oder zur letzten Weihnachtsfeier.

Schon lange gewünschte Partnerschaft

Rund 1.000 Mitarbeiter von Deutschlands größtem Freizeitpark stammen aus dem Elsass. Der Europa-Park gehört zu den 20 größten Arbeitgebern für die französische Nachbarregion. „Ein deutsches Unternehmen als Sponsor eines französischen Fußballvereins ist etwas Besonderes und stärkt die deutsch-französische Freundschaft“, erklärt Michael Mack, Geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Park. „Wir haben uns schon immer gewünscht, auch das Elsass zu unterstützen.“ Schon länger bestehen Partnerschaften des Parks zum SC Freiburg und dem FC Basel.

Racing hat turbulente und schwierige Jahre hinter sich. 2011 war der Verein insolvent und wurde in die fünfte Liga strafversetzt. Innerhalb von nur sechs Jahren kämpfte er sich zurück ins Oberhaus – stets unterstützt von einem treuen Anhang. „Die Racing-Fans gelten als die besten in Frankreich und die Stimmung im Stadion ist sehr familienfreundlich“, sagt Nicolas Bapst, Projektmanager Frankreich im Europa-Park. In Frankreich öffnen die Stadiontore an Spieltagen bereits drei Stunden vor Spielbeginn – eine Stunde früher als in Deutschland üblich. Gerade Familien wünschen sich daher besondere Angebote beim Spielbesuch. „Wir statten beispielsweise Bastel- und Malstationen auf der Familientribüne mit Europa-Park-Materialien aus“, beschreibt Bapst weitere Facetten der Zusammenarbeit. Außerdem wird der Europa-Park Racing bei der ab Sommer 2022 geplanten Erweiterung des altehrwürdigen Meinau-Stadions insbesondere in der Entwicklung weiterer familienfreundlicher Angebote unterstützen. „Wir wollen das Europa-Park-Feeling ins Stadion bringen“, sagt Bapst. Die Partnerschaft hilft dabei, den traditionsreichen RCSA nachhaltig wieder in der französischen Fußballelite zu verankern. Oskar Rohr hätte sich über diese deutsch-französische Verbundenheit ganz sicher sehr gefreut.

von Christoph Ertz