Der Mützendeal des Hauptkommissars

Franz Glaser aus Kappel-Grafenhausen sammelte Polizeimützen aus ganz Europa / heute beherbergt das Hotel „Krønasår“ die ausgefallene Sammlung

Wenn Hauptkommissar Franz Glaser aus Kappel-Grafenhausen privat verreiste, hatte er immer eine nagelneue Dienstmütze der deutschen Polizei im Gepäck. Fein säuberlich verpackt und gut geschützt, reisten seine Mützen mit ihm durch ganz Europa. Sein Ziel: eine deutsche Mütze im Tausch gegen eine Dienstmütze aus dem jeweiligen Land. „Mein Vater ließ auf Reisen keine Gelegenheit aus, ein dortiges Polizeirevier aufzusuchen“, erzählt Martin Glaser, Sohn des 2013 verstorbenen Hauptkommissars. „Dafür ließ er gerne auch mal eine Sehenswürdigkeit aus, schnappte sich eine Mütze und sprach bei einem Polizeichef vor.“ Auf diese Weise ist Glasers Sammlung innerhalb von 25 Jahren zu einem beeindruckenden „Schatz“ von weit über 100 Exemplaren angewachsen – und mehr als 35 europäische Polizeireviere sind im Besitz einer deutschen Polizeimütze.

Als Franz Glaser, der viele Jahrzehnte Postenstellenführer von Kappel, Grafenhausen und Rust war, verstarb, vermachte die Familie, seinem Wunsch entsprechend, die komplette Sammlung dem Europa-Park, zu dem er seit den 1980er Jahren enge Beziehungen unterhielt. Heute hat die Mützensammlung einen festen Platz im Europa-Park gefunden. Eine Vitrine befindet sich im 1. Stock des Hotel „Krønasår“, eine weitere im Konferenzraum Jeanne d’Arc im Französischen Themenbereich.

Teils edel und aufwendig verziert, teils schlicht und unspektakulär repräsentiert die Sammlung von 124 Mützen und insgesamt zwölf Polizeihelmen eine europäische Vielfalt: Zu sehen sind unter anderem die berühmten zylinderförmigen Hüte der Gendarmen der französischen Police Nationale, Exemplare aus der DDR, aus Weißrussland und etlichen anderen europäischen Staaten. Franz Glaser hatte ein Händchen, seine Sammlung auch mit ausgefallenen Stücken zu bereichern. Das hellblaue Filz-Barrett der UNO-Polizeitruppe und eine Polizeimütze vom kanadischen Zoll in knallrot fallen zwischen den überwiegend dunkelblauen und schwarzen Kopfbedeckungen als markante Farbtupfer ins Auge. Eher unüblich sind auch „Melonen“, wie die hier gezeigten Exponate aus Irland und Großbritannien. Auch eine Fellmütze der Schweizer Kantonspolizei aus den späten 1980er Jahren und eine Dienstmütze der französischen Marine mit dem legendären roten Bommel auf dem weißen „Teller“ stehen für Glasers erfolgreiche Tauschgeschäfte. Mützenmode made in Germany: Was die Polizeibeamten der Polizei Baden-Württemberg von 1953 bis 1982 trugen, mit welchen Mützen die Wasserschutzpolizei Hamburg, der Deutsche Zoll, der Gemeindevollzugsdienst der Stadt Ettenheim und der VW-Werkschutz ausstaffiert wurden, dokumentieren die von Glaser mit ganz persönlichem Einsatz zusammengetragenen Sammlerstücke. Aus Palma stammt eine schwarze Kopfbedeckung der Guardia Civil aus der diktatorischen Franco-Ära.

Eine goldene Mütze zum Dank

Nicht selten ergaben sich bei den Revierbesuchen Gespräche beim Kaffee. Meist hatte Glaser eine Bildermappe seiner Sammlung im Gepäck, mit der er die Kollegen tief beeindrucken konnte. „Bei manchem Gespräch stellte sich heraus, dass die Probleme auf Polizeiebene überall sehr ähnlich sind“, schreibt Franz Glaser in seinen Aufzeichnungen, in denen er akribisch alle Besuche dokumentierte.

„Mein Vater konnte viele originelle Geschichten von seinen Reisen erzählen“, sagt Martin Glaser, der seit 2005 in der Bauabteilung des Europa-Park arbeitet. „Einmal saß er mit Freunden während eines Urlaubes in der Toskana in einem Straßencafé, als sich direkt davor ein schwerer Unfall mit zwei Motorrädern ereignete. Innerhalb kürzester Zeit staute sich der Verkehr. Mein Vater überlegte nicht lange und stellte sich auf die Straße, um den Verkehr zu regeln. Als die Carabinieri eintrafen und bemerkten, dass hier ein ausländischer Kollege am Werk war, war ihm die Carabinieri-Mütze in Gold – diesmal nicht als Tauschgeschäft, sondern als Zeichen des Dankes – sicher.“

Für den Europa-Park ist es eine ganz besondere Ehre, die Exponate bei sich beherbergen und in Ehren halten zu dürfen.

von Ariane Lindemann