Der Planet Erde benötigt Fürsorge

360-Grad-Show „Mission Astronaut“ zeigt die Welt der Raumfahrt

Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgen den Moment. Am 21. Juli 1969 um 3:56 Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) betritt der US-Amerikaner Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. „That‘s one small step for (a) man, one giant leap for mankind“, funkt der Astronaut zur Erde. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit – die Aussage kennt heute praktisch jeder.

Die Weltraumfahrer Thomas Pesquet und Alexander Gerst erklären die internationale Raumstation ISS.

Auch 50 Jahre nach der Mondlandung fasziniert der Weltraum die Menschen – vielleicht auch deshalb, weil Weltraumreisen noch längst kein massentouristisches Phänomen geworden sind: Nur rund 570 Menschen waren bislang im All.

Die untengebliebenen Erdbewohner können den Weltraum jetzt aber immerhin im Europa-Park auf authentische Weise erkunden: Im „Traumzeit-Dome“ nimmt der Park seine Besucher mit auf die Reise ins All. In dem 360-Grad-Kino ist seit dem Frühjahr der Film „Mission Astronaut“ zu sehen. Die Show bringt den Zuschauern das Leben von Astronauten näher und bietet einmalige Blicke auf die Erde. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst und sein französischer Kollege Thomas Pesquet erklären in dem Filmabenteuer die internationale Raumstation ISS und schildern, wie man sich auf das Leben als Weltraumfahrer vorbereitet. Der für die Zuschauer bequeme 360-Grad-Spaziergang in die Schwerelosigkeit greift auf Original-Filmmaterial der Raumfahrorganisationen NASA und ESA zurück und ist durch Animationen von MackMedia angereichert.

Die Familie Mack mit dem früheren Astronauten Professor Ernst Messerschmid bei der Eröffnung von „Mission Astronaut“.

Mission Astronaut

Wie ein Tritt in den Hintern

Es ist längst nicht das erste Mal, dass sich der Europa-Park mit dem Weltraum beschäftigt. „Wir haben beispielsweise auch schon Mondgestein ausgestellt, das auf Anweisung der NASA jede Nacht in einem Tresor verschlossen werden musste“, erinnert sich Park-Chef Roland Mack, der die Mondlandung 1969 live am Fernseher miterlebte. Auch der bislang letzte Mann auf dem Mond, Eugene Cernan, war einmal im Park zu Gast. Oder 1994 widmete der Park der russischen Raumstation MIR eine Ausstellung. „Auch den Kosmonauten, der die MIR für immer zugesperrt hat, durfte ich kennenlernen“, sagt Mack. 

Zur Eröffnung von „Mission Astronaut“ kam der Physiker Ernst Messerschmid in den Park. Der heute 74-Jährige flog in den 1980er Jahren ins All und lehrte danach an der Universität Stuttgart. „Es ist wie ein Tritt in den Hintern, wenn es nach oben geht“, sagt der frühere Astronaut. Und sicherlich stellvertretend für alle Weltraumfahrer mahnt er: 

„Wir sehen von oben auch Dinge, die einem nicht gefallen.“

Im nachfolgenden Interview gibt er weitere Einblicke.

Ernst Messerschmid

Wie bewerten Sie das Engagement des Europa-Park für das Thema Weltraum?
Ernst Messerschmid: In verschiedenen Bereichen zeigt der Europa-Park ja auch fremde Kulturen und Welten, wo der Normalbürger oft nicht hinkommt. Daher ist es völlig natürlich, dass man auch in die dritte Dimension geht. Das ist gerade für junge Menschen interessant. Wenn ich bei einer Kinder-Universität frage, wer gerne Astronaut werden will, hebt die Hälfte die Hand. Zudem ist es eine Aufgabe, zu vermitteln, dass der Planet Erde Fürsorge benötigt. Das kommt auch in „Mission Astronaut“ zum Ausdruck – die Kommunikation im Europa-Park kann vieles bewirken.

Was hat die Menschheit eigentlich von der Weltraumforschung?
Messerschmid: Neues Wissen, Innovationen und darüber hinaus, wenn wir die Raumfahrt nicht hätten, würden wir gar nicht über Klimaänderung sprechen. mehr als 90 Prozent der Informationen haben wir durch die Satelliten. Und was die Wenigsten wissen: 80 Prozent der Raumfahrt ist bereits kommerziell und nicht staatlich finanziert, wir kommen also schon nah an die Wirtschaftlichkeit.

 Messerschmid (Mitte) 1985 mit Kollegin und Kollegen auf seiner Weltraummission.

Was ist Ihre schönste Erinnerung ans All?
Messerschmid: Eigentlich alles zusammen, der ganze Strauß an physischen und psychischen Erfahrungen: die Beschleunigung, die Erde, die Freundschaft an Bord, aber auch die Herausforderung an einen selbst. Wenn sie in der Schwerelosigkeit sind, ist immer dort, wo ihre Beine sind, unten. Und wenn sie dann aus dem Raumfahrzeug rausschauen, sehen sie, wie die Erde unter ihnen durchrollt – so, als seien Sie der Mittelpunkt des Universums, alles kreist um Sie.

Info
Nach Sigmund Jähn (1978) und Ulf Merbold (1983) war Ernst Messerschmid der dritte deutsche Astronaut im All. Der Flug mit dem Space Shuttle machte den gebürtigen Reutlinger 1985 berühmt. Sieben Tage lang umkreiste er mit der Raumfähre die Erde.

Mission Astronaut

Christoph Ertz