„Den Mitarbeitern soll es gut gehen“

Mit einem umfassenden Gesundheitsmanagement fördert der Europa-Park die Gesundheit seiner Beschäftigten

Miriam Mack - Verantwortliche für das Gesundheitsmanagement des Europa-Park.

Montags im Europa-Park. Simone Bollian ist unterwegs zu den Schreinern, die beispielsweise an den atemberaubenden Kulissen des Parks arbeiten. Doch wenn die Sportpädagogin zu ihnen kommt, lassen die Schreiner ab von ihren Werkzeugen – dafür lassen sie unter Bollians Anleitung Hüften und Schultern kreisen. Als nächstes leitet Bollian die Maler des Europa-Park zu Dehnungsübungen am Arbeitsplatz an, danach geht sie zu den Kfz-Mechanikern. Sie zeigt dabei zudem immer mal wieder, wie man rückenfreundlich hebt, steht oder trägt. An jedem Montag ist Bollian zu den jeweils 15-minütigen Trainings unterwegs, von Abteilung zu Abteilung, auch in den Büros. Die Übungen sind Teil eines übergreifenden, ganzheitlichen Konzepts, das Bollian mitgestaltet: dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) des Europa-Park.

„Es geht aber nicht um einzelne fitnessmaßnahmen“, stellt Miriam Mack klar. „Gesundheitsmanagement bedeutet auch nicht, einen Obstkorb im Büro aufzustellen.“ Nach einer gängigen Definition umfasst das BGM die Planung, Strukturierung und Koordination aller gesundheitsfördernden Maßnahmen in einem Unternehmen. Die Gesundheit der Mitarbeiter wird damit zum strategischen Faktor erhoben.

„Gesundheit ist nicht allein das fehlen von Krankheiten oder Gebrechen, sondern körperliches und geistiges Wohlbefinden“, sagt Miriam Mack. „Den Menschen, die bei uns arbeiten, soll es gut gehen, denn sie sind unsere wichtigste Ressource.“ Um dies sicherzustellen, ist im Europa-Park vor eineinhalb Jahren eine eigene BGM-Abteilung eingerichtet worden – Miriam Mack hat sie initiiert und leitet sie.

„Ich habe damit quasi mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Denn die Ehefrau von Michael Mack, geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Park, hat Betriebliches Gesundheitsmanagement studiert und eine Zusatzqualifikation als Ernährungsberaterin abgeschlossen. „Natürlich hat die Familie schon über Jahrzehnte eine tolle Unternehmenskultur aufgebaut“, betont die Fachfrau. Insbesondere ihre Schwiegermutter Marianne Mack sei ein großes Vorbild. „Sie hat beispielsweise schon vor einiger Zeit dafür gesorgt, dass es keine mit Glutamat verarbeiteten Lebensmittel in unseren Kantinen gibt.“ Aber: Das starke Wachstum des Europa-Park geht damit einher, dass auch die Mitarbeiterzahlen steigen und steigen. „Und das macht es für die Familie schwieriger, nah an den Mitarbeitern dran zu sein“, erläutert Miriam Mack.

Eine „Kleinstadt“ rückenfit halten
Eine weitere Herausforderung ist die Vielfalt an unterschiedlichen Arbeitsplätzen, die es im Europa-Park gibt. „Wir haben an die 40 handwerkliche Gewerke“, so die BGM-Leiterin. „Hinzu kommen die Hotelmitarbeiter, die Mitarbeiter an den Attraktionen und in der Verwaltung. Es gibt also Leute, die vorwiegend sitzen, während andere überwiegend stehen. Es ist fast schon eine Kleinstadt, die man beispielsweise mit allen ergonomischen Spezifikationen versorgen muss.“ Das BGM soll daher ebenfalls sicherstellen, dass bei gesundheitsfördernden Maßnahmen nicht abteilungsweise vor sich hin gewerkelt wird, sondern dass alle Mitarbeiter davon profitieren können. Es umfasst innerhalb eines „Arbeitskreises Gesundheit“ neben Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, wie den regelmäßigen Trainings am Arbeitsplatz, auch das Berufliche Eingliederungsmanagement nach langen Krankheiten, die Sanitätsstelle, die Sozialberatung, Qualifizierungsangebote, den Betriebsarzt sowie den Arbeits- und Gesundheitsschutz. 

Konkret hat das BGM beispielsweise bereits dazu geführt, etliche Arbeitsplätze unter die Lupe zu nehmen und ergonomischer zu gestalten, etwa mit höhenverstellbaren Schreibtischen und Fußstützen. Auch Schallschutzwände, neue Laserdrucker und Pflanzen wurden schon angeschafft, um Bedingungen zu verbessern. Eine „SoKo hitze“ hat außerdem während der letzten beiden sehr warmen Sommer dafür gesorgt, die Mitarbeiter an den Attraktionen mit angepasster Berufsbekleidung, neuen Hans-Grohe-Wasserstationen und Sonnenschutz auszustatten. Zu den weiteren Themen, denen sich das BGM im Europa-Park widmet, zählen noch die Unterstützung für angehörige von Pflegebedürftigen, Sucht- und andere psychologische Beratungen, Impfberatungen, Sehtests sowie Büroyoga.

Rot-Gelb-Grün hilft bei der Essenswahl
In der Kantine hilft den Mitarbeitern mittlerweile ein Ampel- System bei der Entscheidungsfindung. „Currywurst mit Pommes“ bedeutet „rot: ab und zu!“. Daneben gibt es Gerichte, die mit gelber Farbe und dem Zusatz: „Eine gute Wahl!“ versehen sind. Mit „grün: Glückwunsch, die beste Wahl!“ sind Zucker- und Fettreduzierte Speisen gekennzeichnet.

„In Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Unternehmen GESOCA haben wir alle unsere rund 60 regelmäßigen Angebote in den Betriebsrestaurants analysiert und verbessert“, beschreibt Miriam Mack. „Unter anderem die Spaghetti Bolognese konnten wir von rot auf gelb umstellen, indem der Fleischanteil verringert, ein zuckerreduziertes Tomatenmark verwendet und mehr Karotten reingeschnitten werden. Es wird niemand mit dem Zeigefinger bevormundet, rote Speisen gibt es nach wie vor, aber mit solchen kleinen Schritten unterstützen wir die Mitarbeiter.“

Zwölf-Wochen-Challenge
Regelmäßig werden zudem außergewöhnliche Aktionen angeboten. So nahmen 600 Mitarbeiter an einem „Gesundheitstag“ die Möglichkeit zu gründlichen Untersuchungen von Blutzucker über Herzgefäße bis Fettwerte wahr. Rund 20 Check-up-Stände waren dazu von Versicherungen und Vertragspartnern aufgebaut. Einige hundert Beschäftigte nahmen auch schon an einer zwölfwöchigen „Gesundheitschallenge“ mit Patric Heizmann (im Bild rechts) teil.

 „Gesundheit ist körperliches und geistiges Wohlbefinden“, da sind sich Miriam Mack (links) und Simone Bollian einig.

Der bekannte Ernährungscoach verteilte dabei kleine Aufgaben, wie zum Beispiel einen Tag nur Wasser zu trinken oder auf den Lift zu verzichten und Treppen zu nehmen. Für Raucher, beziehungsweise solche, die damit aufhören wollen, kam unlängst das Baden-Badener Unternehmen „bigmoment“ in den Europa-Park. Es bietet Nichtraucherseminare – den Angaben zufolge mit einer Erfolgsquote von 75 Prozent. „Den Gesundheitstag und solche speziellen Initiativen wird es jedes Jahr geben“, sagt Miriam Mack. Derzeit beteiligt sich das Gesundheitsmanagement des Europa-Park am „Corporate Health Award“, der unter anderem vom Marktforschungsunternehmen EuPD Research und vom Handelsblatt durchgeführt wird. Er gilt als die renommierteste Auszeichnung in Deutschland für vorbildhaftes betriebliches Gesundheitsmanagement. Das Ergebnis steht noch nicht fest, aber sicher ist: Beim Thema Gesundheit hat der Europa-Park bereits viel für seine Mitarbeiter anzubieten.

„Und wir werden weiter daran arbeiten, um uns zu optimieren“,

betont Miriam Mack.

Hier geht es zum Europa-Park Radio-Talk mit Simone Bollian und Sina Rack zum Thema „Mensch im Mittelpunkt – Betriebliches Gesundheitsmanagement und Angebote der Europa-Park Akademie

Christoph Ertz