Botta-Dome

Außenhaut komplett erneuert

Mario Botta
wurde 1943 geboren. Mit 15 Jahren begann er eine Lehre als Hochbauzeichner. Danach besuchte er das Polytechnikum Mailand. Während der Ausbildung hatte er Kontakt mit Architektenlegenden wie Carlo Scarpa, le Corbusier, Louis I. Kahn und Luigi Snozzi. Botta selbst ist einer der bedeutendsten Vertreter der sogenannten Tessiner Schule. Viele von Bottas Arbeiten findet man in seiner Heimat, dem Tessin. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund und das Tinguely-Museum in Basel. Typisch für Bottas Stil ist die Zentrierung seiner Räume auf einen inneren, von oben belichteten Kern

Was für ein spektakuläres Bauwerk! Ein riesiges freitragendes Zelt ohne störende Stützen im Inneren. Dem Schweizer Star-Architekten Mario Botta (Jahrgang 1943) ist mit diesem Kuppelbau ein großer Wurf gelungen, der an einen Dom erinnert und so den Namen „Europa-Park-Dome“ erhielt. Direkt neben dem Haupteingang ist der „Botta-Dome“ mit seinen 15 Metern Innenhöhe seit 2001 einer der beliebtesten und erfolgreichsten Veranstaltungsorte des Europa-Park geworden. Nach 17 Jahren ist nun die Außenhaut des eindrucksvollen Gebäudes komplett erneuert worden. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk mussten die einzelnen Zeltbahnen millimetergenau zugeschnitten und erneut aufgezogen und befestigt werden. Mehr als 500.000 Euro kostete die aufwendige Sanierung.

Mario Botta hat es mit seinen Bauwerken in den vergangenen Jahrzehnten zu Weltruhm gebracht. Immer inszeniert der Architekt seine Gebäude mit Licht. Er gilt als einer der weltweit bedeutendsten Architekten. Bottas rationalistischer Stil setzt sich aus einer streng geometrischen, schlichten Formensprache und Bestandteilen wie Licht und Schatten zusammen. Das von 13 Stahlrohrwerken gehaltene gewaltige Zelt hat er für die 700-Jahr-Feier der Schweiz 1991 entworfen.

Es gilt als eines der atemberaubendsten Zeltbauwerke überhaupt, weil es innen komplett freitagend stützenfrei ist. Im Jahr 2001 hat Europa-Park Inhaber Roland Mack das Zelt in der Altstadt von Bellinzona im Schweizer Tessin entdeckt, erworben und nahe des Haupteingangs von Deutschlands größtem Freizeitpark installieren lassen. Seither wurden im „Europa- Park-Dome made by Mario Botta“ unzählige Großveranstaltungen organisiert. Von der Miss-Germany-Wahl über die José-Carreras-Gala, Kunstausstellungen, Gottesdienste, Kongresse bis hin zu den glanzvollen „Radio Regenbogen Awards“. Das äußere Gerüst des Zeltes aus Metallrohr hat 27 Fahnenmasten. Beflaggt wird entweder mit den 26 Schweizer Kantonsflaggen plus der Schweizer Nationalfahne oder mit 26 europäischen Flaggen und der blauen Europa-Fahne mit den zwölf gelben Sternen. Mit seiner ungewöhnlichen 13-eckigen Grundform erinnert der „Dome“ an einen Halbmond.

Resistent gegen Schmutz
Das Zelt hat Platz für stehend 2.500 sitzend 1.700 Menschen. Der komplette Austausch der Zeltplanen war durchaus eine große Herausforderung, erläutert der Tengener Zeltbauer Ronald Burgau: „Vom Material her haben wir das modernste, was es auf dem Markt gibt: mit 30 Prozent höherer Gewebefestigkeit und 30 Prozent mehr Beschichtungsstärke. Das ist wesentlich stärker als die alte Plane. Es ist ein opakes, lichtundurchlässiges Material, mit einer schwarzen Trennschicht, eingearbeitet, so dass kein Licht durchkommt. Wir haben ein High-Tech-PVC- Gewebe mit UV-Blocker drauf. Das ist ein Riesenfortschritt im Blick auf die Haltbarkeit des Materials. Früher kamen UV-Strahlen durch, dann haben sich die Weichmacher verflüchtigt und das Gewebe hat sich nach und nach aufgelöst.“

Die Plane für den Europa-Park-Dome wurde in einer angemieteten Halle in Leipzig von der Schweizer Spezial-Firma für Zeltplanen, Bieri, gefertigt. Das Unternehmen hatte bereits vor Jahren die ursprüngliche Plane für den Dome von Mario Botta gefertigt.

„Am Anfang der Aktion stand eine digitale 3D- Vermessung. Dann entstand ein CAD-Modell und daraus wurde ein Schnittmuster für die einzelnen Bahnen erstellt“, erläutert Burgau. „Die große Herausforderung war dann, alles präzise auf den Zentimeter genau aufzuziehen und an den einzelnen Befestigungspunkten passgenau zu montieren.“

Die Plane hat insgesamt rund 4.000 Quadratmeter und wiegt knapp fünf Tonnen. Für das große Zelt gibt es enorme statische Voraussetzungen: Der imposante Kuppelbau muss starkem Wind und Sturm, aber auch hohen Schneelasten standhalten. Zudem sind hohe Brandschutzauflagen einzuhalten. Burgau, der seit vielen Jahren eng mit dem Europa-Park zusammenarbeitet, liefert Spezialzelte nach Dubai, Saudi-Arabien und viele andere Länder und ist international bekannt für große spektakuläre Zeltlösungen. Er hat in Chile ein riesiges Dach im ESO-Observatorium erstellt.

Und noch eines bietet die neue Plane: Die Außenschicht ist schmutzabweisend und selbstreinigend, da sie eine neuartige PVDF-Beschichtung besitzt. Der Regen wäscht die Verschmutzung automatisch ab. Die Oberfläche der Außenfolie ist geschlossen, damit kann der Regen die Schmutzpartikel „abspülen“.

Zu seinem berühmten Zelt im Europa-Park äußerte sich Mario Botta im Gespräch gegenüber dem Europa-Park-Magazin emotional pur.

Sie haben Kirchen gebaut, Fabrikgebäude, Wohnhäuser, ganze Dorfkerne. Wie kam es zum „Botta-Zelt“ und welche Symbolik beinhaltet ein Zelt für Sie?
Mario Botta: Das Zelt ist das erste Haus des Menschen. Dieses Zelt ist geboren anlässlich der 700-Jahr-Feier der Schweizer Eidgenossenschaften. Es war ein Platz, um zu feiern. Das Zelt ist entstanden aus dem Zeichen der Begegnung. Zehn Jahre später kam es in den Europa-Park und lebt jetzt mit neuer Bedeutung. Das ist die Bestimmung des Architekten. Heute ist es eine Kirche, morgen der Marktplatz.

Stört es Sie eigentlich, dass das Zelt aufgrund seines Materials eher vergänglich ist?
Botta: Die Natur des Zeltes ist Vergänglichkeit. Es ist aber für einen Architekten auch schön, ein solches Projekt umzusetzen. Es gibt Gebäude, die sind für die Ewigkeit geboren, und es gibt Bauwerke, die existieren nur für den Moment.

Die Umgebung spielt für Ihre Bauwerke immer eine große Rolle. Wie sehen Sie Ihr Zelt in diesem Freizeitpark, den jährlich mehrere Millionen Menschen besuchen?
Botta: Es ist ein kleines Stück Schweiz. Es freut mich, dass die Schweiz auf diesem Wege ein wenig nach Europa und umgekehrt Europa damit in die Schweiz kommt.

Kann man dieses Zelt als Kulturbrücke zur Schweiz sehen?
Botta: Den Gedanken finde ich sehr gut, aber das ist nicht mehr die Frage des Architekten. Dieses Zelt ist ein Treffpunkt für junge Menschen, es ist ein Platz für Träume.

Horst Koppelstätter

Facts 

5 Tonnen
Gewicht

4.000
Quadratmeter Planenfläche

500.000
Euro Sanierungskosten

Außenschicht High-Tech-PVC-Gewebe mit UV-Blocker