CanCan und Science-Fiction

Weltneuheiten: Zwei Achterbahnen in einer

„Eurosat – CanCan Coaster“ und „Eurosat Coastiality“/ „Roam & Ride“ / Erste Zusammenarbeit eines Freizeitparks mit dem Moulin Rouge / Passagiere werden zu Avataren

Von weitem sieht die Silberkugel so aus, als sei nie etwas mit ihr passiert. Kommt man jedoch näher, so wähnt man sich plötzlich mitten in Paris: Kulissen wie beim berühmten Stadtviertel Montmartre rahmen nun die 1989 errichtete Dunkelachterbahn „Eurosat“ im Themenbereich Frankreich des Europa-Park ein. Als Eingang strebt sogar ein orginalgetreuer Nachbau der wohl berühmtesten Mühle der Welt empor: vom „Moulin Rouge“. Doch nicht nur außen gibt es Veränderungen – die „Eurosat“ heißt nach einer fast einjährigen Frischzellenkur „Eurosat – CanCan Coaster“. Neben der Fassade ist auch die Achterbahn im Innern der 37 Meter hohen und 45 Meter breiten Kugel komplett erneuert worden.
Als Weltneuheit ist die „Eurosat 2.0“ sogar zwei Achterbahnen in einer: Denn neben dem neuen Darkride „Eurosat – CanCan Coaster“ verkehrt auf der gleichen Route das innovative Virtual-Reality-Abenteuer „Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten“ nach dem gleichnamigen Weltraum-Blockbuster von Luc Besson. Nach der Themen-Achterbahn „Arthur – Im Königreich der Minimoys“ gehen der Europa-Park und der französische Star-Regisseur damit erneut gemeinsame Wege.

Für die Attraktion „Eurosat Coastiality“ wurde eigens ein separater Bahnhof geschaffen, der sich auf der Rückseite der markanten Kugel befindet. Bis zu 14 Passagiere biegen bei Bedarf in eine Lücke zwischen den „Eurosat – CanCan Coaster“-Zügen – sie sind mit VR-Brillen ausgestattet und tauchen damit in eine 3D-Version des Science-Fiction-Bilderfeuerwerks „Valerian“ ein. Und zwar schon vor der eigentlichen Fahrt, auch das ist eine Weltneuheit!

Wie gewohnt beim Europa-Park ist auch der Anstehbereich eine Attraktion für sich.

Denn bereits Anstehen in einem Pre-Show-Raum erhalten die Gäste ihre VR-Brillen und befinden sich sogleich im „Valerian-Abenteuer“. Aber sind sie dann nicht blind für die reale Welt um sie herum und stoßen zwangsläufig mit den anderen Gästen im Anstehbereich zusammen? Nein! Denn Dank einer hochsensiblen Tracking-Methode erkennen sich die Fahrgäste mit der VR-Brille auf dem Kopf gegenseitig als digitalisierte Personen, sie werden zu Avataren. Auch der Operator der Bahn, der die Gäste in die Wagen einweist, befindet sich in dieser virtuellen Realität, die aussieht wie ein Wüstenplanet. „Roam & Ride“ nennt sich die ganz neue Technologie – sie wurde durch die Zusammenarbeit des Europa-Park, MackMedia, VR Coaster, Holodeck VR und EuropaCorp über einen Zeitraum von 12 Monaten entwickelt. Dafür waren zahlreiche Testläufe in einem maßstabsgetreuen Nachbau des Anstehbereichs auf dem Europa-Park-Gelände notwendig.

„Die Pre-Show, der Gang entlang des Bahnhofstegs, der Einstieg in den Achterbahnwagen und die komplette Fahrt ist eine achtminütige Erfahrung, die in dieser Kombination und Dimension weltweit nur bei uns im Europa-Park zu erleben ist“, betont Michael Mack, geschäftsführender Gesellschafter Europa-Park.

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„Damit beschäftigt sich der Besucher deutlich länger als bisher mit dem innovativen Angebot, was sein Erlebnis noch intensiver und immersiver macht.“ Die Strecken der beiden neuen Coaster verlaufen auf einer erneuerten Schienenführung und huldigen doch ihrem Original. Die „Eurosat“ war und ist bei vielen Besuchern Kult. Franz Mack (1921-2010), zusammen mit seinem Sohn Roland der Gründer des Europa-Park, hat sie entwickelt – noch ganz ohne moderne Methoden wie 3D-Computer-Simulation. Er erschuf vielmehr erst ein Modell und übertrug es dann in die Wirklichkeit. In knapp drei Jahrzehnten transportierte die „Eurosat“ mehr als 80 Millionen Fahrgäste. „Sie hat uns nie Kopfschmerzen bereitet“, betont Europa-Park-Chef Roland Mack. Dennoch war es Zeit für eine Neugestaltung.

 

Mehr ein Fliegen
Dabei gelang dem Europa-Park etwas, das vorher noch nie versucht worden war: der Austauch alter gegen neue Achterbahnschienen in ein größtenteils fortbestehendes Layout. Denn der von Franz Mack ausgetüftelte Streckenverlauf blieb zu mehr als 90 Prozent erhalten.

Um den Austausch vollziehen zu können, lösten Industriekletterer rund 250 Platten aus der Silberkugel, damit ein Kran unter anderem die alten Schienen rausholen und die neuen hineinheben konnte.

Der familieneigene Produktionsbetrieb Mack Rides fertigte insgesamt rund 120 neue Schienen. Als eine der letzten Arbeiten vollführten die Industriekletterer ihren Balanceakt auf der Riesenkugel und setzten die herausgenommenen Teile wieder zusammen. Mack Rides baute zudem sieben Achterbahnzüge, die nun in einem feurigen Rubinrot und mit spitz zulaufender Front durch die silberne Kugel jagen. Jeder Zug ist zehn Meter lang, besteht aus sieben Wagen und wiegt rund 5,5 Tonnen. Die Passagiere des „Eurosat – CanCan Coasters“ erkunden bei ihrer rasanten Fahrt das nächtliche Paris der Belle Epoque. Immer wieder schimmern mit Schwarzlicht, Projektionen und Malerei erschaffene typische Szenerien in 3D auf. Auf die Pariser Erlebnistour werden die Besucher schon beim Zutritt durch die neue Fassade mit einem originalgetreuen Nachbau des „Moulin Rouge“ eingestimmt. Es ist die erste Zusammenarbeit eines Freizeitparks mit dem weltberühmten Varieté-Theater. Dazu gesellt sich noch die neue Familienattraktion „Madame Freudenreichs Curiosités“ als eine Hommage an das benachbarte Elasass. Im Kuriositäten-Laden von Madame Freudenreich, einer gemütlichen Witwe in elsässicher Tracht, gelangen die Besucher auf die Spur eines Geheimnisses: Denn der dichtbewachsene Garten von Madame beherbergt Dinos, die mit leckerem Gugelhupf gefüttert werden.

Insgesamt ist die Fahrt mit den von Mack Rides gefertigten Coastern aufgrund der heutigen Fertigungsmöglichkeiten deutlich komfortabler als die Urversion. Einige „Extras“ mischen zudem das originalgetreue Gleislayout auf – wo beispielsweise einst eine Kurve war, geht es nun acht Meter in die Tiefe, so dass die Passagiere aus den Sitzen gehoben werden. „Es ist jetzt mehr ein Fliegen“, ist Roland Mack zufrieden.

Von Christoph Ertz