Europa-Park on Ice

zauberhafte Eisskuplturen-Schau „Magic Ice“

Zur nächsten Winteröffnung bietet der Europa-Park wieder die zauberhafte Eisskuplturen-Schau „Magic Ice“. Schon die dahinter stehende Arbeit der Eiskünstler ist ein faszinierendes Spektakel für sich
 So genannte Carver erschaffen „Magic Ice“.

Elf Grad unter Null, für eine halbe Stunde ist das gut auszuhalten. So schnell werden weder Finger noch Zehen taub – wenn sie in Winterkleidung eingepackt sind. Aber wie ist es, wenn man sich den ganzen Tag in einem derartigen Container aufhält, der wie eine überdimensionale Tiefkühltruhe wirkt? „Wir tragen mehrere Kleidungsschichten übereinander“, sagt Anique Kuizenga. Neben den Überziehhosen gehören in so einer Umgebung auch Moonboots, wattierte Jacken und Fleece-Handschuhe zur normalen Arbeitskleidung – auch wenn der Thermocontainer in der Spanischen Arena des Europa-Park aufgestellt wurde. „Außerdem hat jeder von uns sehr viel zu tun, da wird es einem bei der Arbeit richtig warm“, fährt Kuizenga fort.

Die Niederländerin gehört als Designerin zu einer Gruppe von Carvern – so werden Künstler genannt, die aus Eis und Schnee, aber auch aus Sand oder Beton, alle möglichen zauberhaften Skulpturen erschaffen können. Ein paar hundert solcher Skulpteure gibt es weltweit, und eine große Nachfrage nach ihrer Kunst. „Wir arbeiten das ganze Jahr über rund um den Globus“, sagt Kuizenga.

Für ein Skulpturen-Projekt kommen solche Künstler nun auch wieder zur Winteröffnung in den Europa- Park.

Bereits 2016 schufen sie erstmals die Ausstellung „Magic ice − die traumhafte Märchenwelt aus Eis“. Die Besucher können dabei mehrere Dutzend bis zu vier Meter große Eisskulpturen bestaunen, so etwa, wenn sie die Geschichte des Europa-Park als faszinierende Standbilder aus Eis und Schnee nacherzählen.

Durchsichtig wie aus Glas begrüßte bei der Premiere Franz Mack, der Gründer des Parks, die Gäste am Eingang der Schau. Eis-Gondeln, ritter oder Meerjungfrauen waren eingebettet in typische Parkszenerien wie dem „Colosseo“, den Achterbahnen oder dem Euro-Tower. Selbst der künftige Wasserpark erstand hier schon mal für kurze Zeit aus gefrorenem Wasser. Da die Szenen von „Magic ice“ auch noch mit einer speziellen Lichtillumination in warme Farben eingetaucht werden, wirkt der rundgang wie ein Spazieren durch eine glitzernde Märchenwelt.

Die Designerin Anique Kuizenga hatte die Motive und Szenen entwickelt. „insgesamt waren etwa 50 Personen in mehreren Teams daran beteiligt, um in der 1.200 Quadratmeter großen Thermohalle die Winterwunder- Welt zu kreieren“, erklärt Katharina Lohse von der Firma „Entertain Hamburg“, die für die Gesamtkoordination verantwortlich war.

Alles beginnt aber weit entfernt vom Europa-Park. Das Eis ist nämlich eine Art Hochleistungsprodukt. Der gefrorene rohstoff muss glasklar und duchsichtig sein. „Das Eis stammt von einer Spezialfirma in Belgien und wird in einem sehr aufwändigen verfahren hergestellt“, erklärt Kuizenga. Mehrere Wochen benötigt die Eiswerkstatt. Langsam, Schicht für Schicht, lassen die Spezialisten das Eis gefrieren und während des Gefriervorgangs halten sie das Wasser in Bewegung. So verhindern sie, dass Luftblasen und risse in den Blöcken entstehen. Mit Kühltransportern kommen rund 150 Tonnen Eis in etwa 250 Blöcken und 150 Tonnen Schnee für „Magic ice“ in den Europa-Park.

 Die Skulpteure bearbeiten die Figuren sogar mit Motorsägen.

Nach der Eiswerdung und der Festlegung des Designs sowie nachdem die Eisblöcke von so genannten Stackern mit höchster Präzision zu stabilen Grobskulpturen an den vorgesehenen orten aufgestapeln worden sind, schlägt die Stunde der Carver. Das englische Wort „to carve“ heißt übersetzt „schneiden“ oder „schnitzen“. Und das ist auch im Falle der Eis-Schnitzer durchaus rabiat gemeint. Sie sägen, meißeln und schaben an dem Eis, dass die Eiskristalle nur so durch die kalte Luft wirbeln. Kein Wunder, dass ihnen nicht kalt wird, trotz der Polar-Bedingungen.

Zum Grobschnitt fressen sich die Künstler mit Motorsägen durch das Eis – in der Halle herrscht daher oft eine Geräuschkulisse, als traktiere ein Zahnarzt seine Patienten nur noch mit einer Behandlung: Dauerbohren. Die Feinarbeiten erfolgen aber mit Meißeln, Schwingschleifern und Bunsenbrennern. Auch Bügeleisen kommen zum Einsatz. Am Ende sind viele Flächen der Skulpturen ganz glatt, auch Details wie Hautfalten werden nachgestellt.

„Wir kleben mit Wasser“

Ein weiterer Arbeitsschritt ist das „Kleben“. Mit einem speziellen, unsichtbaren Hightech-Klebstoff? „Nein“, lacht Kuizenga und erklärt es anhand einer Jeanne d‘Arc für die Darstellung des Französischen Themenbereichs. Deren Körper entsteht aus einem Eisblock, aber ihr Kopf aus einem anderen. „Wir kleben mit Wasser“, erläutert die Designerin. Mit lauwarmem Wasser werden die zu klebenden Stellen befeuchtet und dann miteinander verbunden. „Dadurch, dass das Wasser schnell wieder gefriert, klebt es sehr gut“, sagt Kuizenga. „Etwa 20 Sekunden dauert das.“ 

Etwas mehr als eine Woche braucht ein Dutzend Carver aus aller Herren Länder, um „Magic ice“ zu erschaffen. Zu ihrem Handwerk gehöre auch viel rechenarbeit, gibt Katharina Lose einen weiteren Einblick. „Unter dem Einfluss der Körperwärme der Ausstellungsbesucher schmelzen die Werke im Laufe der Zeit etwas ab.“ insbesondere bei Szenerien mit mehreren Figuren müssen die Proportionen daher so ausgemessen sein, dass sie bis zum Schluss zusammenpassen. Die Eis-Kunst ist natürlich stets vergänglich, sprichwörtlich zum Dahinschmelzen. Doch sie kann ebenso natürlich immer wieder neu auferstehen – so wie zu dieser Wintersaison erneut im Europa-Park.

von Christoph Ertz