Der Kunde ist der Boss

Unternehmer Erich Sixt

Gespräch mit dem Unternehmer Erich Sixt über gute Dienstleistung, Familienunternehmen und Börse, Elektromobilität, den Europa-Park und freche Werbekampagnen

Ihr Unternehmen tagt regelmäßig im Europa-Park. Wo liegen die Parallelen zwischen dem Dienstleister Sixt und dem Europa-Park?
Erich Sixt: Die größte Gemeinsamkeit ist wohl der Erfolg der beiden Unternehmen. Sixt ist in der Autovermietung die Nummer 1 in Deutschland, so wie der Europa-Park der besucherstärkste Freizeitpark im Bundesgebiet ist. Diese Position erreicht man nur – unabhängig von der Branche – mit viel Engagement und Unternehmergeist. Diese Mentalität verbindet uns.

Sie sind ein Familienunternehmen geblieben und dennoch an der Börse. Wie verträgt sich das?
Sixt: Wir sind zunächst einmal ein börsennotiertes Unternehmen und unterliegen den üblichen Regulierungen und Publizitätspflichten, die damit einhergehen. Das Unternehmen wird vom Vorstand gelenkt und dieser vom Aufsichtsrat kontrolliert. Ein Familienunternehmen sind wir aber in der Hinsicht, dass die Familie Sixt – meine Frau, meine Söhne und ich – im Unternehmen tätig ist. Sixt ist unser Lebenswerk. Wir setzen alles daran, das Unternehmen zu erhalten und unseren Erfolg immer weiter auszubauen.

 Erich Sixt mit Ehefrau Regine und Söhnen.

Wenn Sie einen Blick auf die Geschichte Ihres Unternehmens werfen: Wie hat alles angefangen und wo steht Ihr Unternehmen heute?
Sixt: Wir blicken auf eine mehr als 100-jährige Sixt-Geschichte zurück. Mein Großonkel Martin Sixt gründete die Firma „Sixt Autofahrten und Selbstfahrer“ im Jahr 1912 mit nur drei Fahrzeugen. In den späten 20er Jahren übernahm mein Vater Hans Sixt das Geschäft. Nach den beiden Weltkriegen mussten unsere Vorgänger jeweils noch einmal fast bei Null anfangen – was beide Male gelang. Im Jahr 1969 stieg ich dann in das Unternehmen ein. Damals träumte ich von 3.000 Fahrzeugen in unserer Flotte. Heute verfügen wir über rund 215.000 Fahrzeuge, etwa 6.200 Mitarbeiter weltweit und hatten im Geschäftsjahr 2016 Umsatzerlöse von 2,4 Milliarden Euro.

Welche Werte haben zu dem riesigen Erfolg Ihres Unternehmens beigetragen?
Sixt: Zunächst einmal der Leitgedanke: Der Kunde ist der Boss. Zudem verfügen wir aber auch über historisch gewachsene Stärken. Dazu gehört, sich nie auf dem Erreichten auszuruhen, sondern die Dinge stets zu hinterfragen, um sie noch besser zu machen. 

Das sind keine Phrasen, sondern gelebter Alltag. Durch diese Werte zeichnen sich auch unsere Mitarbeiter aus. Sie alle teilen das unternehmerische Denken und setzen sich für unsere Kunden ein.

„Der Kunde ist keine unbekannte Nummer für uns – er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Gefühlen und Emotionen, mit eigenen Werten und Ansprüchen“  Otto Sixt

Was zeichnet einen erfolgreichen Unternehmer aus? Wie viel kann man lernen, wie viel liegt in den Genen?
Sixt: Das jeweilige Handwerk lässt sich natürlich erlernen. Das reicht aber nicht. Ein echter Unternehmer zeichnet sich durch Tatkraft, ja sogar durch Besessenheit aus. Er begreift Herausforderungen als Chance, setzt sich immer neue Ziele, ist neugierig und offen für Neues. Diese Besessenheit kann man weder lernen noch sich antrainieren, man hat sie oder man hat sie nicht.

Spielen elektrische Autos bald eine wichtige Rolle bei Ihnen?
Sixt: Wir bieten die Services und Fahrzeuge an, die unsere Kunden sich von uns wünschen – und das sind bisher kaum Elektroautos. Wir verfügen zwar über verschiedene Modelle wie den BMW i3 oder i8, doch die Nachfrage unserer Kunden ist noch recht verhalten. Das liegt vor allem an der mangelhaften Infrastruktur: Ladesäulen sind in Deutschland noch immer nicht flächendeckend verfügbar. Hier müsste ordentlich nachgerüstet werden, damit die Nachfrage steigt. Wir haben die Wünsche unserer Kunden gut im Blick. Sobald wir feststellen, dass das Interesse unserer Kunden an E Fahrzeugen wächst, passen wir unsere Flotte entsprechend an.

Ihre Werbekampagnen sind berühmt und vielfach ausgezeichnet. Haben Sie oft Ärger bekommen für die zum Teil frechen, aber immer witzigen Motive?
Sixt: Mit unseren Anzeigen wollen wir Aufmerksamkeit erregen, darum geht es bei Werbung ja. Trotzdem sind unsere Werbeanzeigen immer mit einem Augenzwinkern zu verstehen, das ist uns sehr wichtig. Bei den meisten Leuten kommt das auch so an. Aber natürlich gibt es – gerade in Zeiten von Socia-Media – immer auch Gegenstimmen. Das gehört dazu. Wenn wir mit unseren Anzeigen polarisieren und auf der Straße zum Gesprächsthema werden, freut uns das. Dann haben wir unser Ziel erreicht.

Was gefällt Ihnen im Europa-Park am besten?
Sixt: Ich schätze die Atmosphäre, die Tagungsmöglichkeiten und vor allem die Vielfältigkeit des Parks. Wir fühlen uns hier immer gut aufgehoben – ob nun privat oder beruflich. Diese Sympathiebekundung gilt für meine Familie sowie für sämtliche Mitarbeiter, die schon einmal im Europa-Park auf einer Sixt-Tagung waren.

Erich Sixt,
Jahrgang 1944, ist Mehrheitsaktionär und Vorstandsvorsitzender der Sixt SE. Sixt wurde 1912 gegründet und ist eine der ältesten Autovermietungen Deutschlands. Erich Sixt führt das Unternehmen in dritter Generation. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre trat er im Jahre 1969 in das Familienunternehmen als Geschäftsführer ein. Unter seiner Leitung entwickelte sich Sixt von einem lokalen Autovermieter zu einem internationalen Mobilitätsdienstleister, der in mehr als 100 Ländern aktiv ist. Der Sixt-Konzern erwirtschaftet Umsatzerlöse von 2,4 Milliarden Euro (2016).

Von Horst Koppelstätter