»Der Europa-Park ist die Einheit der Vielfalt

Gespräch mit Michael Patrick Kelly über Glück, seine Jahre im Kloster, Kreativität, Musik, Malerei und die Zukunft Europas

Wir treffen Michael Patrick Kelly in einer gemütlichen Lounge-Ecke im Europa-Park-Hotel „Bell Rock“. Seine Ausstra lung ist sympathisch und warmherzig. Ein trendiger Hut, kurze Haare, Jeans – fast nichts erinnert auf den ersten Blick an den Teenie-Schwarm „Paddy“ aus den 90er Jahren. Mit seinen acht Geschwistern füllte er mit der Kelly Family riesige Stadien und verkaufte Millionen von Platten. 200 Konzerte im Jahr waren nicht ungewöhnlich. Paddy trat mit langen Haaren und den typischen wallenden Gewändern der Kellys auf. Die Mädchen warteten in Scharen nach den Konzerten, um ihn vielleicht aus der Nähe zu sehen oder gar zu treffen. Der Druck auf ihn war groß.

Heute ist Michael Patrick 38 Jahre alt und hat inzwischen eine lange Auszeit im Kloster genommen. Sechs Jahre verbrachte er hinter Klostermauern. 2010 verließ er sein Leben als Mönch und heiratete später seine Jugendliebe. Heute hat er wieder seinen ursprünglichen Namen angenommen, Michael Patrick Kelly, wobei ihn seine Freunde immer noch liebevoll Paddy nennen. Er kehrte zurück ins Musikgeschäft und tritt nun als Solokünstler auf. Sein Album „Human“ wurde auf Anhieb ein Erfolg und schaffte es an die Spitze der Charts. Kein Wunder, gilt doch Michael Patrick Kelly als der „Musicman“ und einer der talentiertesten der Super-Familie. Der Titel „An Angel“ brachte der Kelly Family Mitte der 90er Jahre den Durchbruch. Komponiert wurde der Song von Paddy. Er war damals 15 Jahre alt.

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Was bedeutet Glück für Sie?

Michael Patrick Kelly: Es gibt verschiedene Erfahrungen von Glück. Wenn ich bei Konzerten ein Publikum habe, was sich ganz mit in die Songs einbringt, entsteht ein gemeinsames Feuer, das kann glücklich machen. Als ich vor kurzem die Eisberge in Grönland erleben konnte, war es so, als würde die Zeit stehen bleiben; das sind Momente, wo man ehrfürchtig wird und ins ganz große Staunen kommt. Lieben und geliebt sein macht mich total happy, und ich persönlich habe mein tiefstes Glück im Glauben gefunden. Für mich ist Gott in allen Höhen und Tiefen der Fels meines Lebens.

Wie hat der mehrjährige Aufenthalt im Kloster Ihre Einstellung zum Leben verändert?

Kelly: Ich glaube, jeder stellt sich irgendwann die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ich hatte in den Jahren im Kloster die Möglichkeit, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Ich habe täglich mehrere Stunden im Gebet und damit im Stillen verbracht. Da kann man sich sehr gut mit sich selbst, der Welt und dem, der dahinter steckt, auseinandersetzen. Auf gewisse Art habe ich damit überhaupt erst einmal bewusst zu leben gelernt. Diese Erfahrung hat meine Sicht auf die Dinge verändert, so dass ich heute auf das Wesentliche schaue, nicht auf das Oberflächliche.

Bei Ihnen spielt ja auch das Thema Frieden eine große Rolle ...
Kelly: ... ja, zum einen der persönliche innere Frieden, und zum anderen der gesellschaftliche Frieden. Beides hängt eng miteinander zusammen. Frieden setzt Gerechtigkeit voraus. Das sieht man an sich selbst. Man muss bei sich anfangen, alles in Ordnung, alles im Reinen zu haben, dann hat man Frieden. Wenn man keinen Frieden hat, ist das ein Signal, dass etwas geklärt werden muss, bevor es eskaliert, das gilt im Kleinen wie im Großen.

"Ich habe schon viele Freizeitparks gesehen, aber der Europa-Park ist wirklich Weltklasse. Chapeau!"
Michael Patrick Kelly

Was verbinden Sie mit Europa?

Kelly: Ich finde es total spannend, im Europa-Park zu sein in einer Zeit, in der Europa vor großen Herausforderungen steht. Ob Wirtschaftskrise, Flüchtlinge, Terror oder der Brexit – Europa ist vielen Problemen ausgesetzt. Ein stabiles Europa ist die Basis unserer gemeinsamen Zukunft. Ich versuche, durch das Mittel der Kunst etwas zu tun, das Menschen verbindet. Unter dem Titel „Art Peace“ verknüpfe ich meine Kunst mit Friedensaktionen, die alle Besucher einbinden. Musik und Malerei können solch eine Botschaft gut transportieren. Meine Eltern waren Amerikaner mit irischer Abstammung, ich bin in Irland, in Dublin, geboren, habe in Frankreich, Spanien, Irland, den USA und Deutschland gelebt. Jede Kultur, jedes Volk hat seine Eigenschaften und Besonderheiten, aber es gibt unglaublich viele Dinge, die Europa einen. Etwa Kultur, Werte, Geschichte, Demokratie, Menschenrechte, der christliche Glaube. Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Wir müssen das Gute erhalten, ohne rückwärts zu fallen. Sondern weitergehen, ohne zu vergessen, was Europa ist und was wir dieser Einheit verdanken.

Sie machen seit Ihrer Kindheit Musik, Sie malen und zeichnen aber auch seit Jahren. Wie hängen diese Formen der Kreativität zusammen, wie geht das eine ins andere über?

Kelly: Kreativität gibt es bei mir in vielfacher Weise. Bei mir fing das Malen und Zeichnen in den 90er Jahren an, ich hatte aber auch als Kind schon oft gezeichnet. Mein Großvater war ein „Sign-Painter“, also er hat in Pubs oder Geschäften Hinweise, Schriften, Verzierungen oder Ornamente gemalt. Das hat mein Vater auch gemacht und unseren Doppeldecker Bus oder unser Hausboot mit dem „Kelly Family“-Logo beschriftet. Da könnten die Wurzeln fürs Zeichnen bei mir liegen. Ich bin mehr Zeichner als Maler. Die großen Musik-Tourneen mit meiner Familie waren wunderschön, haben aber bei mir einen großen Druck erzeugt. Da hat die Malerei sehr geholfen, Dinge auszusprechen, die ich anders nicht ausdrücken konnte. Ich habe übrigens festgestellt, dass andere Musiker wie Bob Dylan, Joni Mitchell oder auch Udo Lindenberg auch malen oder zeichnen. Das ist bei mir einfach so gewachsen. Das Zeichnen ist ein Spiegel meiner selbst und zeigt das, was ich erlebe.

Kelly ist auch ein begeisteter Zeichner.

Was gefällt Ihnen im Europa-Park?

Kelly: Ich war schon mehrfach hier und bin wirklich begeistert. Ich durfte früher schon die Familie Mack kennenlernen. Das gefällt mir unheimlich, das ist ein Familienunternehmen und kein Konzern. Mein Vater war auch jemand, der alles aus einer Hand machen wollte. Hier im Europa-Park gibt es einen Spirit, der von der Familie geprägt ist. Das imponiert mir sehr. Wer nicht mit dem Herzen dabei ist, kann so etwas wie den Europa-Park unmöglich schaffen. Das ist eine Familiensache und eine Herzenssache. Ohnehin finde ich die Idee des Europa-Park genial. Es ist die Einheit der Vielfalt. Und es ist die Qualität, die mich begeistert: beim Essen, bei den Hotels, bei den Achterbahnen, bei der Freundlichkeit der Mitarbeiter. Ich habe schon viele Freizeitparks gesehen, aber der Europa-Park ist wirklich Weltklasse. Dahinter steckt eine tolle Philosophie basierend auf der Realität eines Kontinents und seiner Kultur.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Kelly: Mein Vater hat einige Jahre vor seinem Tod einmal sehr intensiv mit mir gesprochen, als er gemerkt hatte, das es mir nicht so gut ging. Er sagte: „Keep your spirit free.“ Diese Freiheit begleitet mich und ist zu einem meiner wichtigsten Lebensprinzipien geworden.

„Human“ heißt das neue Album von Michael Patrick Kelly.