Begegnung mit Janosch

Grüße aus der Hängematte: Oh, wie schön ist Panama!

Was ist das Geheimnis, um Kinder zum Lachen zu bringen und sie mit einer Zeichnung glücklich zu machen, Herr Janosch? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Man muss so sein wie ein Kind!“ Verschmitzt lacht der Mann mit den grauen Haaren, seinem grauen Schnurrbart und den hellen, wachen Augen. Und er fügt schnell hinzu: „Das steht schon in der Bibel. Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Generationen von Kindern haben Janosch-Bücher gelesen, heute ist er selbst in einem Paradies für Kinder und Familien zu Besuch – im Europa-Park. Janosch, der eigentlich Horst Eckert heißt und seit Jahrzehnten auf Teneriffa lebt, reist nicht mehr so oft. Heute kommt er zusammen mit seiner Frau zu Besuch nach Rust. 85 Jahre ist er gerade geworden, er wirkt fit, verschmitzt und voller Humor. Schelmisch versucht er, Journalistenfragen mit dem einen oder anderen Scherz zu unterlaufen. Eigentlich hasst er Interviews, hat er schon mehrfach verraten. Und wenn diese Aussage nicht genügend Wirkung erzielt, setzt er noch eines oben drauf: „Am liebsten wäre ich eigentlich unsichtbar ...“

Jetzt wissen wir Bescheid. Janosch kommt im Hotel El Andaluz an und fühlt sich sofort sichtlich wohl im Europa-Park. Im Vorfeld der großen Janosch-Ausstellung während der Winteröffnung wollte sich der öffentlichkeitsscheue Künstler selbst ein Bild vom Europa-Park machen. Janosch ist bei seinem ersten Besuch in Deutschlands größtem Freizeitpark begeistert: „Der Europa-Park ist ja ein Riesending, unglaublich, was hier aufgebaut wurde, ich kann das gar nicht alles fassen.“ Zusammen mit der Inhaberfamilie Mack besichtigte Janosch die europäischen Themenbereiche, die großen Achterbahnen und die Ausstellungsräume, in denen im Winter rund 200 Bilder aus mehreren Jahrzehnten seines Schaffens gezeigt werden.

Und er ist auch für jeden Spaß zu haben. Da bekannt ist, dass die Hängematte zu seinem Lieblingsmotiven zählt, legt er sich mit Vergnügen für ein Erinnerungsfoto in eine für ihn aufgehängte – natürlich gestreifte – Hängematte. Was hat es denn mit den Hängematten auf sich? „Ach, da liege ich am liebsten drin“, ist die kurze entwaffnende Antwort. Und obwohl er kein Freund von Interviews ist, hat er doch ein paar Fragen für „emotional pur“ beantwortet.

Wie halten Sie sich eigentlich fit, Herr Janosch?
Janosch: Oh – ich habe lange Yoga gemacht. Beim Kopfstand fließt das Blut in den Kopf. Das ist gut.

Wo kommen Ihre Inspirationen her?
Janosch: Beliebig, das kommt einfach.

Gibt es eine Verbindung zu Achterbahnen oder Freizeitparks?
Janosch (überlegt kurz): „Naja, ich war schon in ganz vielen Freizeitparks. Ich bin auch schon mit vielen Bahnen durch die Luft geflogen ... aber ich habe auch
Vieles wieder vergessen. Es gibt ein Bild mit dem Titel „Ich liebe Dich, Du olle Achterbahn.“ Meine Taufpatin war eine Rummeltante. Frau Woitaschek betrieb mit ihrem Sohn Erich viele Bahnen und Karussells. Über die Woitascheks habe ich ein Buch geschrieben.

Janosch gilt als einer der wichtigsten deutschen Künstler, Zeichner, Buchillustratoren und Kinderbuchautoren. Unter anderem haben ihn Figuren wie Schnuddel, der Bär, die Tigerente oder Wondrak berühmt gemacht. Wir fragen Janosch noch abschließend nach einer Lebensweisheit. Ein kurzes Zaudern und Überlegen, dann die Antwort: „Wer nichts braucht, hat alles.“ Danke, Herr Janosch! „Halt“, ruft er, „warten Sie, ich möchte Ihnen noch etwas sagen: 1944 erhielt ich eine Lehrstelle als Schmied in einer Schlosserei. Da habe ich einen der wichtigsten Sätze meines Lebens gelernt: Es gibt nichts, was nicht geht!“

„Oh, wie schön ist Panama!“ ist eines seiner berühmten Bücher, das auch verfilmt wurde: Die Geschichte von dem kleinen Tiger und dem kleinen Bär, die nach Panama reisen wollen. Waren Sie schon mal in Panama? „Ja“, erzählt der Künstler, „ich bin persönlich vom Präsidenten eingeladen und mit einer großen Limousine chauffiert worden. Besser kann es einem ja nicht gehen ... der Präsident und ich waren fast Freunde.“ Und warum nur fast? „Ich musste zu schnell wieder weg ...“ Als Janosch dann noch ein kurzes TV-Interview geben soll, sagt der Meister der Zeichnung unumwunden: „Das mache ich nicht gerne, ich kann es auch nicht gut. Deshalb bin ich ja Zeichner geworden und nicht Redner ...“ Die bunte Hängematte im Europa-Park hat er bereitwillig signiert, als er erfuhr, dass sie für einen sozialen Zweck während der Janosch-Ausstellung im Winter versteigert werden soll.

Es gibt ein Wiedersehen mit vielen wichtigen und zum Teil legendären Figuren in der Ausstellung (vom 26. November 2016 bis zum 8. Januar 2017 in der Mercedes-Benz-Hall im Europa- Park): die Tigerente, Schnuddel, der Bär, der Kastenfrosch sowie Emil und seine Bande sowie Wondrak. Kurator Dirk Geuer spricht von einer „Ausstellung, wie sie noch nie zu sehen war – unter anderem auch mit vielen seltenen ganz persönlichen Leihgaben aus dem Besitz des Künstlers selbst. Janosch hat auch zu Freiburg und zum Schwarzwald gezeichnet. Worauf sich die Besucher freuen können: Es sind mehrere Sondereditionen speziell für die Europa-Park-Ausstellung vorgesehen.

YouTube

Janosch – Autor und Illustrator alias Horst Eckert, geboren 1931, begeistert seit vielen Jahrzehnten Jung und Alt mit seinen schönen und oft auch tiefgreifenden Geschichten und Illustrationen. Seine bekanntesten Figuren sind zum Beispiel Schnuddel oder die Tigerente. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und in „Janoschs Traumstunde“ zum Teil auch für das Fernsehen produziert. Seit Jahren zeichnet Janosch regelmäßig für das Zeitmagazin, wofür er die Figur Wondrak geschaffen hat. Viele dieser Bilder werden im Europa-Park zu sehen sein.

Janoschs »Oh, wie schön ist Panama« wurde mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. In der Kindergeschichte, in der der kleine Tiger und der kleine Bär – mitsamt der berühmten „Tigerente“ – in das verheißungsvolle Panama reisen wollen, wo alles besser zu sein scheint, landen die beiden Freunde durch viele Irrfahrten am Ende doch wieder in ihrer Heimat. Erst aus der Distanz begreifen sie, dass es zuhause am schönsten ist und wie wichtig es ist, einen Freund zu haben.

Janoschs »Tigerente«
Die „Tigerente“ ist eine der populärsten Figuren des Kinderbuchautors. Sie taucht in vielen Janosch-Geschichten auf und rollt als Holzfigur an einer Schnur gezogen bereits seit vielen Jahren durch sämtliche Kinderzimmer. Auch auf Postkarten und im „Tigerenten- Club“ im Fernsehen kommt die Tigerente ganz groß raus.

Große Janosch-Ausstellung im Europa-Park
Bei der großen Winterausstellung werden rund 200 Werke von Janosch aus rund 40 Jahren gezeigt. Die retrospektiv angelegte Ausstellung zeigt vor allem Zeichnungen, aber auch Gemälde auf Leinwand und Grafiken. Es sind zahlreiche Leihgaben aus dem persönlichen Besitz des Künstlers zu sehen. „Ich freue mich, wenn möglichst viele Leute meine Bilder sehen“, lacht Janosch im Blick auf die Ausstellung und Europa-Park-Inhaber Roland Mack fügt hinzu: „Janosch passt perfekt zu unseren Besuchern. Generationen von Kindern – und auch Eltern – lieben seine Bücher und Zeichnungen. Wir freuen uns, dass wir die Werke eines solch sympathischen und berühmten Künstler bei uns im Europa-Park haben werden.“

von Horst Koppelstätter