Rust ruft ISS

Während der Science Days im Europa-Park interviewten Schüler den Kommandanten der Internationalen Raumstation ISS – live per Amateurfunk

Luca Salvo Parmitano

Wie in einer Achterbahn! So antwortet Luca Salvo Parmitano auf die Frage, wie er den Start mit einer Rakete erlebt. „Mehr als acht Minuten werden Sie mit Kräften von bis zu 4,5 G beschleunigt. Es fühlt sich an, als ob die Hand eines Riesen auf die Brust drückt.“ Ist das All endlich erreicht, bleibe nur wenig Zeit für Freude und Erleichterung – „denn es geht gleich an die Arbeit!“ Der 43-jährige Italiener war Kommandant der inzwischen beendeten 61. Expedition mit der Internationalen Raumstation ISS, die die Erde in rund 400 Kilometern Höhe umrundet. Die Frage nach seinen Raketenstart-Erlebnissen kam aus dem Europa-Park! Parmitano hat sie aus dem Orbit von Bord der ISS aus beantwortet – live über Funk.

Während der letzten Science Days in Deutschlands größtem Freizeitpark konnten mehr als 15 Schülerinnen und Schüler der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen Kontakt mit der ISS aufnehmen. Funkamateure vom Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) hatten dafür ein riesiges Equipment unter anderem mit großen Antennen auf dem Dach des Europa-Park Dome aufgebaut. Im Confertainmentcenter des Europa-Park war eine Art „Kontrollzentrum“ für den außerplanetarischen Kontakt eingerichtet worden. Vor einem Publikum traten die Schüler auf einer Bühne an ein Mikrofon, um mit dem Astronauten zu sprechen. Dahinter saßen mehrere Funkamateure an einem Pult, über einen großen Bildschirm wurden die Fragen eingeblendet.

Kurz nach 14 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit gelangte die Raumstation in eine für den Funkkontakt günstige Reichweite. In der Leitung rauscht und knackt es, wie früher bei Fußballübertragungen von Länderspielen aus Südamerika, als der Projektleiter bei den Funkamateuren, Matthias Bopp, die Verbindung mit dem Raumfahrer herstellt. Die Fragen der Schüler sind vielfältig. Wie hält er Kontakt mit seiner Familie? Nach welcher Zeit richtet man sich im All? Oder: Wie fühlt sich Schwerelosigkeit an? „Wie Träumen“, sagt Parmitano. „Nur besser, denn man wacht daraus nicht auf.“ Auch danach, ob Veränderungen durch den Klimawandel von der Raumstation aus sichtbar sind, wird er gefragt. Ja, antwortet der Astronaut. Man sehe große Brände im Amazonasgebiet und in Afrika oder auch Taifune und Überschwemmungen, mehr und mehr und mit stärkerer Intensität.

„Historischer Moment“

Wie beim Funken üblich, beenden sowohl die Fragesteller als auch der Antwortgeber aus dem All ihre Einlassungen mit „Over“. Was wird getan, um Unfälle zu vermeiden, und welche Medikamente gibt es an Bord, lautet eine weitere Frage. „Wir haben sehr viele Sicherheitsvorkehrungen“, erklärt Parmitano darauf und beschreibt gerade, dass die Astronauten auch täglich an ihrer Fitness arbeiten, als seine Worte nach und nach im Rauschen untergehen. Die ISS hat das in Rust empfangbare Zeitfenster nach etwa zwölf Minuten wieder verlassen. Den Applaus aus dem Europa-Park hat er vermutlich nicht mehr hören können. Initiiert hatte die Aktion Joachim Lerch, Vorsitzender des Vereins Science & Technologie, der als Förderverein der Science Days fungiert.

Für die Teilnehmer auf der Erde wird der Funkkontakt ins All sicher unvergesslich bleiben. „So etwas hat man vielleicht nie wieder im Leben“, fasst einer seine Eindrücke zusammen. Auch für Park-Chef Roland Mack war es ein ganz besonderes Ereignis: „Ein historischer Moment in der Park-Geschichte – dass wir von Rust aus live in Verbindung mit der ISS treten, so etwas hätte ich mir vor vielen Jahren nicht träumen lassen.“

von Christoph Ertz

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