Die Gänseliesel von Rust

Emilie Six führt eine Schar fröhlich schnatternder Gänse durch den Europa-Park. Die Elsässerin hat die Vögel bei sich zu Hause im Wohnzimmer großgezogen. Sie folgen ihr aufs Wort

„Kommt bei!“, ruft Gänsemagd Emilie Six und eine muntere Schar von Gänsen gruppiert sich schnurstracks um sie herum, die langen Hälse erwartungsvoll gestreckt. Da kommt auch schon die Belohnung: Aus der Schürze ihrer elsässischen Tracht holt Emilie für jede(n) ein kleines Stückchen Brot. Auf „slow!“ geht’s gemütlich weiter im Gänsemarsch durch den Park. Die Besucher staunen nicht schlecht, wenn sie der vergnügten Gänseschar begegnen, die stolz und selbstbewusst durch den Park spaziert. Hören kann man ihr Geschnatter schon von Weitem. Dass sich alle paar Meter eine Menschentraube um sie bildet, sind sie schon gewohnt. Von Angst keine Spur. Im Gegenteil, ganz entspannt lassen sie sich bewundern und zeigen auch Neugier für die Besucher. Nur streicheln soll man sie nicht.
Einer der Gänseriche ist die ganze Zeit über immer ein bisschen mehr auf Tuchfühlung mit seiner Gänsemagd als die anderen. „Césare war mein erstes Baby“, erzählt Emilie Six. „Er ist noch aus der allerersten Gruppe, mit der wir begonnen haben. Wir haben eine ganz besondere Beziehung.“ Zu den Gänsen kam sie eher durch Zufall. Angefangen hat alles vor fünf Jahren. „Roland Mack sah auf einer seiner Reisen eine Frau, die mit einer Gruppe Enten spazieren ging. Das gefiel ihm so gut, dass er so etwas auch im Europa-Park haben wollte.“

Was fasziniert die Gänsefrau an ihrer Arbeit? „Mit Gänsen zu arbeiten ist einfach wunderbar. Die Herausforderung dabei ist, sich immer wieder selbst in Frage zu stellen. Denn wenn mit den Tieren etwas nicht funktioniert, ist es meistens nicht die Schuld der Tiere. Man muss sich dann fragen: Was kann ich besser machen?“ Und wie sieht es mit dem Thema Tierschutz aus? Ist die Haltung inmitten so vieler Menschen artgerecht? „Die Tiere sind sehr glücklich hier. Sie haben ein schönes Zuhause und sind auch mit den vielen Besuchern völlig entspannt“, erzählt Emilie. „Allerdings ist das keine Arbeit, die man nur macht, um Geld zu verdienen“, ergänzt sie. „So etwas macht man aus Idealismus und mit viel Herzblut“, so die Mutter von zwei Kindern, die mehrmals pro Woche mit der Fähre von Friesenheim ins Badische übersetzt, um nach ihren Schützlingen zu sehen. Als erster steht zur Begrüßung natürlich immer Gänserich Césare am Zaun des gänseeigenen Uferabschnittes des Flüsschens Elz, der sich durch den ganzen Europa-Park schlängelt.

esis“-Gänse und auch die weißen Elsässer-Gänse mit den organgefarbenen Schnäbeln fast alle gleich aus. Die „Gänseliesel“ kann sie dennoch alle unterscheiden und jede der mittlerweile 20 Gänse hat einen Namen. Und was passiert mit den Eiern, die nicht ausgebrütet werden? „Die kommen in die Bäckerei“, erklärt die Gänsefrau. „Der Bäcker freut sich immer über die großen Gänseeier, die man gut zum Backen verwenden kann.

Dabei war die Dressur der sympathischen Schnattergänse zu Beginn ziemlich zeitaufwendig und alles andere als einfach. Als die Tiere nach sieben Monaten im Park ihr neues idyllisches Quartier direkt an der Elz bezogen hatten, klappte zunächst gar nichts. Vor allem nicht der geplante Marsch durch den Park. Die Gänse hatten Angst vor der neuen Umgebung. Im Internet hatte Emilie gelesen, dass man Gänse auch mit Hunden trainieren kann, genauso, wie man das mit Schafen macht. Kurze Zeit später begann das Training mit  Border Collie Dusty. Bei der Generalprobe während der Schließzeit des Parks klappte alles auf Anhieb so gut, dass die Tiere am ersten Tag der Winteröffnung entspannt und stolz durch den Park marschieren konnten.

Nach einem Reitunfall konnte Emilie ihren ursprünglichen Beruf als Pferde-Trainerin nicht mehr ausüben. Viele Jahre kümmerte sie sich neben ihrem Hauptjob um die Pferde in der Spanischen Arena, die bei der Rittershow auftreten. Schließlich wurde sie mit dem Gänse-Projekt vertraut. Mittlerweile teilt sie sich den Job mit zwei Kollegen.

Was fasziniert die Gänsefrau an ihrer Arbeit? „Mit Gänsen zu arbeiten ist einfach wunderbar. Die Herausforderung dabei ist, sich immer wieder selbst in Frage zu stellen. Denn wenn mit den Tieren etwas nicht funktioniert, ist es meistens nicht die Schuld der Tiere. Man muss sich dann fragen: Was kann ich besser machen?“ Und wie sieht es mit dem Thema Tierschutz aus? Ist die Haltung inmitten so vieler Menschen artgerecht? „Die Tiere sind sehr glücklich hier. Sie haben ein schönes Zuhause und sind auch mit den vielen Besuchern völlig entspannt“, erzählt Emilie. „Allerdings ist das keine Arbeit, die man nur macht, um Geld zu verdienen“, ergänzt sie. „So etwas macht man aus Idealismus und mit viel Herzblut“, so die Mutter von zwei Kindern, die mehrmals pro Woche mit der Fähre von Friesenheim ins Badische übersetzt, um nach ihren Schützlingen zu sehen. Als erster steht zur Begrüßung natürlich immer Gänserich Césare am Zaun des gänseeigenen Uferabschnittes des Flüsschens Elz, der sich durch den ganzen Europa-Park schlängelt.

Von Ariane Lindemann