Suiten der Olympiasieger

Im neuen Europa-Park-Hotel „Krønasår“ sind vier Suiten nach den deutschen Olympiasiegern Georg und Dieter Thoma, Markus Wasmeier sowie Georg „Schorsch“ Hackl benannt und in Erinnerung an die Sportlegenden eingerichtet

emotional pur sprach mit Georg Thoma und stellt die übrigen vom Europa-Park geehrten Idole vor.

Herr Thoma, am 22. Februar 1960 wurden Sie völlig überraschend Olympiasieger in der Nordischen Kombination – wie hat dieser Tag Ihr Leben verändert?
Georg Thoma: Von heute auf morgen komplett, vorher war ich ein ganz normaler, einfacher Mensch – Briefträger und Sportler. Mit der damals gesamtdeutschen Olympiamannschaft sind wir nach Squaw Valley, ins „Tal der Indianer-Frau“. Als Hüttenjunge hatte ich von einem Onkel immer Karl-May-Bücher bekommen, Winnetou war mein Freund und auf einmal war ich dort, wo die Indianer daheim waren. Die Nordische Kombination war in Deutschland eher eine Randerscheinung und dann kommt einer vom Schwarzwald und gewinnt als erster Mitteleuropäer, das war überwältigend. Aber das Leben, das ich bis dahin geführt hatte, war nicht mehr so, auf einmal kannte mich fast jeder, das war mir eher peinlich. Mit der Zeit gingen mir die Menschen auch auf die Nerven, aber meine Mutter sagte, Du hättest ja kürzer springen oder langsamer laufen können.

Lässt sich der Sport von damals überhaupt noch mit dem von heute vergleichen?
Thoma: Nein, es geht mit der Ausrüstung los und mit den Medien weiter. Es ging bei uns auch um überhaupt kein Geld. Wir hätten es natürlich genommen, aber das gab es nicht, ich war bis 1972 Postbote und dann Tennislehrer. Ich hab nicht einmal Werbegelder kassiert.

Georg Thoma

Es folgten nach Squaw Valley noch viele Höhepunkte.
Thoma: Meistens war ich erfolgreich, manchmal auch nicht. Aber zum Beispiel 1964 war ich Fahnenträger der gesamtdeutschen Mannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck, wo ich Dritter wurde. Dabei war ich vorher schon Olympiasieger in den Medien, da waren viele enttäuscht, aber für mich war Bronze auch in Ordnung, man kann ja auch Vierter oder Achter werden. Dann hab ich dreimal hintereinander auf dem Holmenkollen bei Oslo den Königspokal und 1966 noch die Weltmeisterschaft gewonnen, das war alles schön, aber eingebildet habe ich mir darauf nichts.

Ein besonders Verhältnis hatten Sie zu König Olaf von Norwegen.
Thoma: Bei dem war ich ja dreimal, nach den Siegen am Holmenkollen. Beim dritten Mal meinte er: „Jetzt bist Du schon wieder da.“ Schon als Kind wusste ich, was das ist, der Holmenkollen. Die Norweger haben den Ski auch in den Schwarzwald gebracht. Das war natürlich eine Ehre. Bei meinem ersten Sieg stand plötzlich ein kleiner Mann bei mir und richtete mir die Mütze und den Pullover. Der war vom Auswärtigen Amt und hat mich präpariert. Ich hatte ein bisschen Angst, dass der König mich nach dem Krieg fragt, aber er wollte nur was über den Hochschwarzwald wissen, der ihn faszinierte, weil es dort ein ähnliches Klima wie in Norwegen gibt.

Wer hat Sie noch beeindruckt?
Thoma: Willy Brandt zum Beispiel. Es gab mal ein Skispringen auf dem Teufelsberg in Berlin, den vor allem die Frauen nach dem Krieg mit Trümmern aufgeschüttet hatten. Dann hab ich das Springen gewonnen und unten war der Regierende Bürgermeister Willy Brandt, ich wusste zuerst gar nicht genau, wer das ist, aber er hat mich später nochmal nach Bonn in die Villa Hammerschmidt eingeladen. Seine Frau war Norwegerin und die hat mit mir immer über den Holmenkollen gesprochen. Oder auch Gert Fröbe. Mit ihm teilte ich mal einen Umkleideraum bei einer Veranstaltung in der Dortmunder Westfalenhalle, wir waren gleich per Du und ich fragte ihn, wie er das mit der Nervosität macht und er antwortete: „Ganz einfach, ich trink zwei Viertel Weißwein und dann geht es von allein.“

Wie lernten Sie die Familie Mack kennen?
Thoma: Früher war ich mit meinem Schwager öfter in Rust, der war ein begeisterter Angler und Rust war ja das Fischerdorf. Irgendwann gab es eine Junioren-Skiweltmeisterschaft in Hinterzarten und der Europa-Park war Sponsor. Mit Roland Mack bin ich zur Eröffnung mit einer Kutsche durch den Ort gefahren, wir hatten uns aber schon vorher bei Veranstaltungen kennengelernt, inzwischen ist es ein freundschaftliches Verhältnis. Ich freue mich immer, wenn ich die Familie treffe. Und es gefällt mir sehr, dass sie ein Hotel mit skandinavischer Optik gebaut haben.

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Es ist sogar eine Suite nach Ihnen benannt.
Thoma: Darin steht auch ein Königspokal vom Holmenkollen und es sind Fotos von mir zu sehen. Ob die Menschen, die dort übernachten, mich überhaupt kennen? Aber es ist etwas Besonderes und freut mich.

Wie finden Sie den Europa-Park?
Thoma: Ich hab ihn ja wachsen gesehen und gestaunt, ein Hotel, dann das nächste und immer mehr. Ich muss alle Hüte, die ich aufhabe, absetzen und der Familie Mack gratulieren. Ich war auch schon mit meiner Tochter und mit meinem Enkel dort, aber ich bin nie Achterbahn gefahren. Ich bin auch nur ein Mensch. 

Haben Sie eine Lebensweisheit oder ein Motto?
Thoma: Am besten ist: Nicht glauben, man ist schon der Herrgott. Das wird man nicht erreichen, viele meinen, sie seien die Größten. Ich bin im Wald aufgewachsen, man sollte sich nicht großartig was einbilden.

(Im Bild rechts: Georg Thoma beim Richtfest des Hotels „Krønasår“. Für „seine“ Suite spendete er den Königspokal vom Holmenkollen. Rechts: Thomas Mack.)

1963 gewann Georg Thoma als erster Mitteleuropäer am sagenumwobenen Holmenkollen in Norwegen, daraufhin entwickelte sich ein besonderes Verhältnis zu Norwegens König Olaf.

Das Interview führte Horst Koppelstätter und Christoph Ertz

Olympiasieger im Park

Der Flieger
Dieter Thoma

Als Neffe von Georg Thoma und geboren 1969 im Wintersportort Hinterzarten im Hochschwarzwald war Dieter Thoma der Skisport quasi in die Wiege gelegt. In seiner Anfangszeit bekam der rotblonde Skispringer den Beinamen „Boris Becker der Lüfte“ verpasst. In seiner langen Karriere feierte Thoma zwölf Weltcupsiege, holte drei olympische Medaillen und sieben Medaillen bei Weltmeisterschaften. Sein größter Erfolg war 1994 Gold mit der Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Lillehammer. Bis heute analysiert Dieter Thoma Skispringen im Fernsehen.

www.dieterthoma.de

Der Tüftler
Georg „Schorsch“ Hackl

„Siegen kann jeder, Fünfter oder Sechster zu werden, das ist schwer.“ Georg Hackl, den alle Welt „Hackl Schorsch“ nennt, war nicht nur einer der erfolgreichsten Rennrodler aller Zeiten, sondern auch nie um einen Spruch verlegen. Unter anderem errang der 1966 in Berchtesgaden geborene Urbayer drei Olympiasiege und drei Silbermedaillen. Schon während seiner Sportkarriere tüftelte er selbst an seinen Schlitten. Kein Wunder daher, dass er sich heute als Co-Trainer des Rodel-Nationalteams schwerpunktmäßig um die Fahrund Schlittentechnik kümmert.

www.georg-hackl.de

Der Überraschende
Markus Wassmeier

Seine größten Erfolge feierte Markus Wasmeier, wenn niemand damit rechnete. Besonders bei den Olympischen Spielen von Lillehammer 1994, als er Doppelgold im Super-G und im Riesenslalom holte. Der 1963 in Schliersee geborene „Wasi“ ist Deutschlands höchstdekorierter alpiner Skisportler. Noch heute wohnt er mit seiner Familie in Schliersee in den bayerischen Alpen und betreibt dort unter anderem ein Freilichtmuseum, das den Besuchern ein Bauernhofdorf zeigt.

www.wasmeier.de