Rulantica - die neue Wasserwelt

des Europa-Park

Start am 28. November/ Endspurt bei der Wasserwelt Rulantica/ Fassade und Dach geschlossen /komplexer Bau/ Wasserfläche von 3.500 Quatradmetern / Frühlingsintermezzo als Segen
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„Den ruf ich an, das kommt in Ordnung“, versichert Thomas Renner-Boh einem der vielen Arbeiter, die an der neuen Wasserwelt Rulantica des Europa-Park mitbauen. Bei einem Rundgang über die riesige Baustelle im Frühjahr strotzt der Direktor Baumanagement geradezu vor Energie. Der Winter hat eine unerwartet kräftige Pause eingelegt. Der Wetterbericht verspricht noch länger warme Temperaturen sogar bis 18, 19 Grad. Die Plusgrade bedeuten zum Beispiel, dass mehr Beschichtungsmaterialien angebracht werden können, als für diesen Zeitpunkt eingeplant waren. „Bei manchen geht das schon bei fünf Grad nicht mehr“, erklärt Renner-Boh. Für ihn ist das Frühlingsintermezzo ein regelrechtes Signal zum in-die-Hände-Spucken, er ist nun insbesondere auch als Motivator unterwegs.

Rulantica ist das größte Projekt in der fast 240-jährigen Firmengeschichte der Familie Mack. Die Wasserwelt steht unter der Gesamtprojektleitung des renommierten schweizer Managers Charles Botta, der unter anderem auch schon eine Reihe von Stadienneubauten für die letzten Fußballweltmeisterschaften in Russland und Brasilien verantwortet hat. Rulantica wird nicht einfach nur ein riesiges Schwimmbad – es wird eine Erlebniswelt, wie es sie bislang in Europa noch nicht gibt. Die Besucher in neun thematisierten Bereichen vergnügen sich unter anderem auf 17 Rutschen und schwimmen in mehreren Becken durch künstliche Tropfsteinhöhlen und Gletscher. Der Europa-Park hat dazu eine eigene sagenumwobene Geschichtswelt entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Coppenrath-Verlag entsteht dazu auch eine Roman-Serie. Eine Autorin ist bereits gefunden: Die Kinderbuchautorin Michaela Hanauer aus München schreibt die Geschichten. Das bauliche Herzstück der Wasserwelt bildet eine von außen betrachtet bis zu 20 Meter hohe, muschelförmige Halle. Sie misst rund 12.000 Quadratmeter und ist damit größer als jedes Fußballfeld. Rulantica wird ganzjährig geöffnet sein. 2017 war Baubeginn auf dem insgesamt 45 Hektar großen Gelände zwischen der Gemeinde Rust und der Autobahn A5 – jetzt biegt das Projekt mit Riesenschritten auf seine Zielgerade.

 Snorri

Schwerelos in der Wasserwelt

„Man muss jedem mitgeben, das ist Dein Pflänzchen, daran bist Du beteiligt“, betont Renner-Boh auch gegenüber Roland Mack, der seinen Weg kreuzt. „Das schöne Wetter ist ein segen“, bestätigt der Parkchef. Inzwischen sind das Dach und die Fassade der Wasserwelt bereits geschlossen. Im Innern sind zudem sämtliche Bodenplatten betoniert, Brüstungen aufgebaut und auch Rutschen eingebaut, so beispielsweise für die Attraktion „Tornado Wave“, bei der die Schwimmer in einer art Schwerelosigkeit durch die Luft fliegen. Estrich muss zum Teil noch verlegt werden, ebenso wie die Beschichtungen der Pools und Fliesen. Dort, wo vor kurzem noch tonnenschwere Betonmischfahrzeuge rein- und rausgefahren sind, haben aber nun längst auch schon Detail- und Dekorationsarbeiten begonnen. So hängen aus einer Decke Metallkonstruktionen, die wie umgedrehte Notenständer aussehen. Drum herum werden künstliche Stalaktiten errichtet. Sie gehören zur Kulisse einer Projektion mit Meerjungfrauen in einer Grotte – dem Themenbereich „Lumåfals“.

„Es ist ein sehr komplexer Bau“, erläutert der Baudirektor. „Wir mussten erst lernen, das Gebäude zu verstehen.“ Welche Bauschritte sollten zuerst kommen, Bodenplatte, dann Dach oder umgekehrt? Oder welche Becken müssen als erste fertig gestellt sein? Der Treppenturm einer Rutsche führt nicht einfach nur nach oben, sondern er ist mit anderen Teilbereichen verschachtelt verbunden. „Wir haben unterschiedliche Ebenen, so dass wir bei dem Turm immer abschnittsweise bauen mussten, Treppenturm anfangen, dann Decke einziehen, weiter mit dem Turm und wieder eine Decke einziehen“, erklärt Renner-Boh. „Es gibt viele Nischen, man hat nie das Gefühl, die Halle erschlägt einen. An anderen Stellen, nur wenige Meter weiter, öffnet sich die Wasserwelt dann wieder zu weiten Blicken mit richtigen Wow-Effekten.“

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 Rulantica wird nicht einfach nur ein riesiges Schwimmbad – der Europa-Park hat dazu eine sagenumwobene Geschichtswelt entwickelt.

Sehr aufwendige Wasseraufbereitung

Zudem ergibt sich die Komplexität aus dem wesentlichen Inhalt der Wasserwelt: Rulantica wird eine Wasserfläche von insgesamt 3.500 Quadratmetern haben. Deutschland, Österreich und die Schweiz sind außerdem weltweit die einzigen „Niederchlorländer“ – das heißt, sie schreiben die geringsten Dosierungen chemischer Mittel im Einsatz für die Wasserhygiene vor, sechs- bis 20-fach niedriger als in anderen europäischen Ländern. „Daher ist die Wasseraufbereitung sehr aufwendig“, erklärt Renner-Boh. Hinzu kommen vielfältige logistische Herausforderungen – so zum Beispiel beim Bezug der 17 Rutschen aus Glasfaserkunststoff. Sie stammen aus Kanada. Nur dort gibt es Spezialfirmen, die die Anforderungen für Rulantica abdecken konnten. „Für das entladen der Container gab es Zeitvorgaben“, beschreibt Renner-Boh. „Jede Minute überziehen hätte zusätzlich gekostet – aber auch das haben wir bewältigt.“ Mehr als 1.000 Menschen aus rund 40 Gewerken werden am Ende an Rulantica mitgebaut haben. „Am 28. November 2019 wird das Band zur Eröffnung durchgeschnitten“, blickt der Baudirektor voraus.

Von Christoph Ertz