Europäische Freundschaft

Gespräch mit dem geschäftsführenden Gesellschafter des Europa-Park, Michael Mack, über die Verbindungen zu Frankreich

Im Bild oben: Michael Mack, Emmanuel Jean-Michel Frédéric Macron, Staatspräsident von Frankreich, und Roland Mack.

Weshalb ist für Sie die Freundschaft mit Frankreich von so elementarer Bedeutung?
Michael Mack: Uns verbindet sehr viel mit Frankreich. Der Rhein ist eine Lebensader für die Menschen auf beiden Seiten und für den Europa-Park zieht sich das Thema Europa wie ein roter Faden durch die Geschichte. Die Freundschaft zu Frankreich liegt schon in unseren Genen. Wir lernen von Frankreich die Gelassenheit und das Savoir Vivre. Deutschland-Frankreich ist ja auch die Keimzelle Europas und wir führen Europa in unserem Firmennamen. Europa kann nur bestehen, wenn die deutsch-französische Freundschaft funktioniert. Hier am Rhein steht das Fundament für Europa. Wir im Europa-Park haben über eine Million Gäste jedes Jahr und sehr viele Mitarbeiter aus Frankreich. Das prägt uns. Mein Opa hat das so schön gesagt: Es ist unsere Stärke, einerseits das deutsche, sehr akkurate, geradlinige Denken mit viel Gründlichkeit kombiniert mit der Lebenslust und Lebensfreude der französischen Freunde, die auch mal fünf gerade sein lassen. Ein guter Franzose kann auch mal abschalten und die Arbeit vergessen, ein Glas Rotwein trinken, das fällt uns manchmal schwer. Diese Mischung aus beiden Lebensgefühlen macht den Europa-Park aus. Das wirkt sich aber auch auf die Menschen der ganzen Grenzregion aus.

Und wie ist Ihre ganz persönliche Beziehung zu Frankreich?
Mack: Ich habe schon als Kind durch unsere Gärtner und Haushälterin, die beide aus dem Elsass kamen, einen engen Draht zu Frankreich und dem Elsass bekommen. Ich vergesse nie, dass unsere Haushälterin Josianne jeden Samstag ein frisches Baguette mitgebracht hat. Der Gärtnermeister Jean-Pierre Wendling hat mit uns Kindern im Garten gespielt und viele Geschichten erzählt. Auch mal ernste, etwa aus dem Algerienkrieg, wo er als Soldat war. So habe ich viel über Frankreich erfahren, auch wie sich das Land entwickelt hat. Das Elsass hatte da ja immer ein gespaltenes Verhältnis zum Zentralstaat in Paris. Das hat auch den verstorbenen elsässischen Künstler Tomi Ungerer immer beschäftigt. Wo ist Herkunft, wo ist Heimat? Diese Fragen stellen sich viele Künstler. Heute auch der Schwarzwälder Stefan Strumbel, der in seinen Bildern befragt: Was ist Heimat? Aber mit Künstlern habe ich mich erst später beschäftigt. Es waren wirklich unsere Haushälterin Josianne und unser Gärtner Jean-Pierre aus dem Elsass, die mich als Kind beim Thema Frankreich geprägt haben. Sie waren anders als etwa mein Vater, der streng war und sehr auf Pünktlichkeit geachtet hat. Die Franzosen waren auch sehr wortgewandt, jovialer, blumiger, das war auch imponierend. Heute spreche ich gerne Französisch, aber als Schüler war es gar nicht so einfach, die Sprache zu lernen. Das versuche ich jetzt auch, meinen Kindern mitzugeben. Unsere Haushälterin ist auch wieder aus dem Elsass. Natürlich verbinde ich später Frankreich mit vielen schönen Ausflügen, mit sehr gutem Essen, das damals noch viel besser war als in Deutschland. Mittlerweile haben wir Deutsche aufgeholt. Das Elsass steht für mich für unbeschwerte Zeiten mit der Familie, mit den Eltern, das sind sehr schöne Erinnerungen, auch Flammkuchen und Schnecken, das gab es bei uns nicht. Ich habe in Colmar in einem internationalen Studiengang studiert und da dann auch die Sprache gelernt.

Was bedeutet Ihnen das Amt des französischen Honorarkonsuls und welche Aufgaben haben Sie zu bewältigen?
Mack: Es ist eine Fortschreibung der Familiengeschichte. Mein Vater hatte als Schüler in einem europäischen Malwettbewerb zum Thema „Verkehr verbindet Europa“ den ersten Preis gewonnen. Er schätzte Frankreich von Anfang an, hat viele Freundschaften und Kooperationen geschlossen. Nicht nur der Künstler Tomi Ungerer war regelmäßig bei uns, auch der Drei-Sterne-Koch Emile Jung vom legendären Restaurant „Crocodile“ in Straßburg hat uns geprägt. Viele Politiker, wie der früherer Minister André Bord, waren Freunde der Familie. Er hat zahlreiche französische Auszeichnungen wie Legion D`Honneur oder Palmes Académiques erhalten und ist bestens vernetzt. Eigentlich hatte ich für meinen Vater angefragt, ob er in Verbindung mit seinem 70. Geburtstag Honorarkonsul Frankreichs werden könnte. Es sollte anders kommen.

Der neue französische Präsident Emmanuel Macron hat die Devise einer Verjüngung ausgegeben und so wurde ich mit knapp 40 zum Honorarkonsul ernannt, was eine große Ehre für mich ist. Schön war für mich, dass mein Papa gleich zugestimmt hat und sagte: „Du machst das für uns. Ich habs aufgebaut und Du pflegst diese Tradition weiter.“ Frankreich ist für uns extrem wichtig. Ich werde neue Kontakte nach Frankreich knüpfen in der Wirtschaft, Kunst oder Digitalisierung. Als Honorarkonsul der Regierungsbezirke Freiburg im Breisgau und Tübingen gehört es zu meinen Aufgaben, die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit der beiden Nationen weiter voranzutreiben. Französische Staatsbürger können mich bei Fragen jeglicher Art konsultieren. Zudem engagiere ich mich bei der Durchführung der so wichtigen Europawahl für in der Region lebende Franzosen.

Wie kam es zur Begegnung mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron?
Mack: Neulich habe ich einen Satz gehört, der das gut trifft: Der Horizont ist nicht das Ende, sondern erst der Start. Ich hatte das schon länger angeschoben und es hat dann tatsächlich geklappt, obwohl zunächst alle sagten, es wird nie möglich sein, den französischen Präsidenten zu treffen. Präsident Macron hat am gleichen Tag wie ich Geburtstag und ist ein Jahr älter. Vieles ist machbar, wir wollen die europäische Idee weiterleben und da spielt Frankreich eine Schlüsselrolle. Wir haben hier mit meinem Vater, meinem Onkel und meinen Geschwistern etwas aufgebaut am Oberrhein, was lange keiner für möglich gehalten hätte. Es soll ja auch darum gehen, dass wir mit unserem Unternehmen Impulse für das benachbarte Elsass geben. Die Arbeitslosigkeit – vor allem auch bei Jugendlichen – ist bei 19 Prozent. Das liegt dem Präsidenten Macron sehr am Herzen und allen unseren elsässischen Freunden auch. Unsere ganze Familie steht hinter diesem Band der Freundschaft nach Frankreich.

Die Republik Frankreich ernannte Michael Mack (mit der Botschafterin Frankreichs in Deutschland, Anne-Marie Descôtes) zum Honorarkonsul der Regierungsbezirke Freiburg im Breisgau und Tübingen.

Wie war die Begegnung mit dem Präsidenten persönlich für Sie?
Mack: Natürlich war ich auch ein bisschen aufgeregt. Das ist schon ein großer Apparat um den französischen Präsident. Es war ein erhebender und außergewöhnlicher Moment für mich, dass Macron sich ausgesprochen dafür bedankte, was wir für Frankreich tun. Er hat mir nach den Gesprächen das Du angeboten. Ein sehr persönlicher Moment.

Welche der Projekte des Europa-Park würden denn in die Fortschreibung des deutsch-französischen Élysée-Vertrages passen?
Mack: Ich glaube, in Frankreich ist man weiter bei der Fortschreibung des Élysée-Vertrages als bei uns. Projektideen haben es bei uns mitunter nicht ganz leicht. Das zeigt sich ja auch an der Idee der Seilbahnverbindung über den Rhein. Wir haben nach den lokalen Protesten das Projekt jetzt mal fünf Jahre auf Eis gelegt. In jedem Falle war die Begeisterung gerade auf der französischen Seite riesengroß.

In der täglichen Kooperation zwischen Frankreich und Deutschland liegt mitunter im Detail einiges im Argen. Vielleicht geht es uns Deutschen einfach zu gut im Augenblick. Das Elsass will, dass der Europa-Park und die Unternehmerfamilie dort mehr engagiert sind. Wir brauchen mehr Verbindungen, wir brauchen ein wirtschaftliches Zusammenwachsen. Hier sind alle Chancen für eine enge Freundschaft, für eine gemeinsame Region. Wir haben da noch viele Ideen.

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Waren Sie beim Thema Seilbahn über die sehr emotionale Kritik auf deutscher Seite, die vielfach im Ton unter der Gürtellinie lag, überrascht?
Mack: Ja, das war für uns überhaupt nicht nachvollziehbar. Besonders auch persönliche Angriffe auf unsere Familie. Aber ein bisschen ist es wie damals, als die Idee Europa-Park geboren wurde. Da gab es auch viel Gegenwind. Wir haben einen langen Atem. Neue Ideen für die Kinder von Morgen werden sich durchsetzen. Das ist deutsch-französische Freundschaft, es geht nicht um die Bereicherung einer Familie.

Können Sie uns noch etwas zur Freundschaft mit Luc Besson sagen …
Mack: … ich hatte damals schon den Wunsch, ins Animationsgeschäft einzusteigen. Frankreich ist bekannt für Animationsfilme und Luc Besson ist der Beste. Ich war auch dort hartnäckig, bis ich Luc Besson persönlich getroffen habe. Heute verbindet uns eine Freundschaft und wir haben zwei große gemeinsame Attraktionen mit Arthur und Valerian umgesetzt. Luc Besson hat uns weitergebracht, er ist unglaublich professionell. Er hat gesagt, Europa muss auch von Unternehmen nach vorne gebracht
werden, nicht nur von der Politik. Wie recht er hat!

Was würde Ihr verstorbener Großvater, Franz Mack, heute empfinden, wenn er sehen könnte, wie die deutsch-französische Freundschaft heute gelebt wird im Europa-Park und allgemein am Oberrhein?
Mack: Die deutsch-französische Freundschaft hat er ja noch erlebt und sie würde ihn heute noch mehr begeistern. Immerhin war mein Opa nach dem Zweiten Weltkrieg in Gefangenschaft in Frankreich und wurde dort sehr gut behandelt. Er hegte nie einen Groll gegen Frankreich. Er wäre sehr überrascht von dem Tempo, das wir heute vorlegen. Er hat gesagt: Wenn man gut in der Qualität ist, kommt das andere von alleine. Er würde sagen: Mach nicht so viel und verzettle Dich nicht. Er hat gesagt, es ist genau so schwierig, den Europa-Park weiterzuführen, wie ihn aufzubauen. Er wäre auch insgeheim stolz auf seine Familie, seine Söhne und seine Enkel und Urenkel.

Das Interview führte Horst Koppelstätter