Ein Lächeln der Geschichte

Gespräch mit dem früheren slowenischen Ministerpräsidenten Alojz Peterle

Aljoz Peterle wurde im Mai 1990 nach den Parlamentswahlen Ministerpräsident von Slowenien.1991 rief er die Unabhängigkeit des Landes von Jugoslawien aus, danach folgte der Zehn-Tage-Krieg, in welchem die territorialen slowenischen Streitkräfte die jugoslawische Armee bezwingen konnten. Bei den Europawahlen 2004, 2009 und 2014 des Europäischen Parlaments wurde Peterle für die Partei „Neues Slowenien“ gewählt.

Treffen mit Alojz Peterle im Europa-Park: Der frühere Ministerpräsident Sloweniens besticht durch seine Herzlichkeit. Den Europa-Park besucht er oft und ist ein großer Fan geworden.

Sie waren eine der Schlüsselpersonen bei der Unabhängigkeit Sloweniens. Wie dramatisch war der Weg in die Demokratie?
Alojz Peterle: Das ist schon eine unglaubliche Geschichte. Ich hätte nie im Traum daran gedacht, dass ich einmal Ministerpräsident von Slowenien werden könnte. Dann kam es so und ich bin ins kalte Wasser gesprungen, um diese Aufgabe zu meistern. Es war ein historischer Augenblick und eine riesige Herausforderung, in die Demokratie zu starten. Wir haben dafür gekämpft und alles schien aussichtslos. Alle haben gesagt, das ist unmöglich. Träumt nicht, seid Realisten. Als wir dann gewonnen hatten bei der Wahl, mussten wir unsere Versprechen auch verwirklichen. Das waren wirklich dramatische Zeiten. Damals war Krieg, Jugoslawien hat uns angegriffen. Aber die Zeit war gekommen für die Demokratie und Selbstständigkeit.

Wo haben Sie Ihre Kräfte hergenommen damals, um das Unmögliche zu schaffen?
Peterle: Wir hatten eine Vision, Strategie, Mut und ein gutes Team sowie die plebiszitäre Unterstützung der Bürger.

Wo sind die größten Gefahren für Europa?
Peterle: Kurzsichtigkeit und nationaler Egoismus. Ohne gemeinsame Nenner geht nichts weiter.

Europa ist ein Friedensprojekt, weshalb?
Peterle: Die Väter Europas haben den Menschen ins Zentrum gestellt. Das ist Friedensarbeit und beginnt beim Respekt für die Menschenwürde und damit auch Respekt für verschiedene Identitäten. Auch Minderheiten werden respektiert. Der Nachbar ist ein Freund.

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Warum gibt es keine Alternative zu Europa?
Peterle: Ich habe ein geteiltes Europa erlebt. Das war schrecklich. Die Idee des Friedens und der Zusammenarbeit in Europa ist weit mehr, als nur ohne Pass über die nationalen Grenzen zu fahren. Europa ist auf Menschenwürde gebaut. Wir müssen diese Werte und Grundideen weitertreiben. Wir dürfen nie mehr in die alte Situation mit Feinden, Grenzen, unterdrückten Minderheiten, Kriegen und anderen Problemen kommen. Die europäische Idee ist zurzeit geschwächt. Aber wer starke Nationen will, braucht dennoch ein starkes Europa. Je mehr wir als europäische Union zusammen machen, desto besser ist es für jeden einzelnen Staat. Europa wird auf lange sicht stehen, auch wenn wir jetzt in einer politischen Krise sind. Die Menschen in Europa werden mehrheitlich die europäische Idee vorantragen. Weltweit sind wir nur mit einem funktionierenden Europa konkurrenzfähig.

Seit 2004 ist Slowenien EU-Mitglied, was hat dies für Ihr Land bewirkt?
Peterle: Wir haben einen Traum verwirklicht und in vielen Bereichen einen riesigen sprung nach vorne gemacht. in eu- ropa fühlen wir uns wohl. unsere identität ist respektiert und wir genießen die Vorteile wie wirtschaftliche stärke und sicherheit. seit wir eu-Mitglied sind, war slowenien wirt- schaftlich noch nie so stark. unsere studenten studieren in Berlin, Brügge, München oder Paris, wo immer sie wollen. jugoslawien war eine Diktatur. jetzt atmen wir.

Was kann der Europa-Park zur Verständigung in Europa beitragen?
Peterle: Der Europa-Park ist der Ort, wo ich mich am europäischsten fühle. Ich sehe viele zufriedene Besucher aus Deutschland, der Schweiz, aus Frankreich, Italien, natürlich auch Slowenien und aller Welt. Das sind junge Leute, ältere Menschen und sehr viele Familien. Für mich ist das ein Ort der Kreativität. Hier funktioniert Europa im besten Sinne des Wortes. Es ist eine europäische Idee. Ich sehe unglaublich viele glückliche Menschen hier mit guter Laune, die immer wieder hierher kommen. Was gibt es schöneres! Hier verbinden sich Kultur, Wirtschaft und Spaß. Ein wunderbares Modell. Es ist die beste Mischung der Ideen, die ich kenne.

Sie lieben Musik. Wie kann Musik die Menschen verbinden?
Peterle: Am einfachsten und am schnellsten und vielleicht am tiefsten. Musik geht ohne Sprache. Ich bin mal nach Indien eingeladen worden, um eine politische Rede zu halten. Aber da gab es schon so viele Redner, dass ich mich spontan entschlossen habe, ein Stück auf meiner Mundharmonika zu spielen. Es war eine Veranstaltung mit sage und schreibe mehr als einer Million Menschen, die zugehört haben. Eine unglaublich hohe Zahl. Musik muss nicht übersetzt werden.

Musik spricht ohne Sprache. Musik erreicht die Seele. Musik ist Emotion. Ich habe meine Mundharmonika, die übrigens von hohner aus Baden-Württemberg stammt, immer dabei. Ich konnte schon im Europaparlament spielen oder auch in Berlin beim Weltkulturfestival, aber auch für Helmut Kohl, Margaret Thatcher und andere berühmte Politiker. Für Helmut Kohl, den Architekten der internationalen Anerkennung Sloweniens, habe ich ein Volkslied aus Slowenien gespielt, da ging es um ein Mädchen, das seinen geliebten im Krieg verloren hat. Das hat Helmut Kohl sehr berührt. Er hatte ein gutes Gefühl für die Geschichte.

Peterle im Europa-Park mit Roland Mack.

Was schätzen Sie persönlich am Europa-Park?
Peterle: Die Familie Mack ist ein Musterbeispiel für einen Familienbetrieb. Hier wird das Unternehmen jeden Tag bis ins Details gelebt. Die Familienbetriebe in ganz Europa sind von unglaublich großer Bedeutung. Da hat Deutschland eine Vorreiterrolle. Ohne Familienunternehmen wäre die Wirtschaftsstruktur in Deutschland lange nicht so stark. Mittelständische Unternehmen können auch viel besser mit Krisen umgehen als große Konzerne. Natürlich braucht man auch Konzerne. Familienbetriebe bedeuten aber eine persönliche Philosophie, Atmosphäre, Kreativität und innovation. Das funktioniert unter den Mitarbeitern, aber auch zwischen den Generationen.

Ich möchte noch sagen: Europa-Park, Chapeaux!