„Für uns ist ein neues Zeitalter angebrochen“

emotional pur im Gespräch mit Thomas Mack

emotional pur im Gespräch mit dem Geschäftsführenden Gesellschafter des Europa-Park, Thomas Mack, über die Herausforderung der neuen Wasserwelt, virtuelle Realitäten, Klavierspielen, Familienzusammenhalt und die Entwicklung des Europa-Park zur Kurzreisedestination

Der Europa-Park ist Inbegriff eines erfolgreichen Freizeitparks. Welche Rolle spielt der Europa-Park als internationaler Tagungsort?
Thomas Mack: Der Europa-Park ist ja schon immer mehr als ein Freizeitpark. Wir sind ein großer Hotelstandort und ein hochprofessionelles Konferenzzentrum. In diesem Bereich entwickelt sich unglaublich viel bei uns. Gerade auch, wenn der Park geschlossen hat, spielen Tagungen eine ganz große Rolle. Unser Tagungs- und Konferenzzentrum ist eine wichtige Säule des Unternehmens Europa-Park geworden und wir sind da absolut konkurrenzfähig auf internationaler Ebene. Wir haben beispielsweise beim Cloudfest mehrere tausend Tagungsteilnehmer aus der ganzen Welt.

Was unterscheidet den Europa-Park von anderen Tagungsorten?
Mack: Der Kunde hat es bei uns relativ einfach. Er hat einen einzigen Ansprechpartner für alle Themen – von der Tagungslogistik oder technischen Fragen bis hin zum Rahmen- und Showprogramm mit Künstlern und natürlich auch den Hotelzimmern. Wenn man beispielsweise sieht, was für eine topmoderne Halle wir mit der neuen Europa-Park-Arena gebaut haben, ist das schon eindrucksvoll. Wir haben ohnehin sehr viele Tagungsmöglichkeiten in allen Größen – mit 60 Locations von 30 bis über 3.000 Quadratmetern. Alles ist verbunden zwischen den Hotels und dem Confertainment-Center und wird über unseren EP-Express angefahren. Eine solche, in sich geschlossene Tagungsstätte mit angeschlossenem Freizeitpark gibt es nirgendwo sonst auf der Welt. Auch beim Essen sind wir exzellent aufgestellt. Fast 1.300 Tagungen und Events im Jahr sprechen ja eine klare Sprache.

„Wir fragen unsere Besucher, was sie wollen und versuchen, daraus zu lernen“

Mit der neuen Wasserwelt ab 2019 und dem sechsten Hotel wird der Europa-Park eindeutig zur eigenständigen Reisedestination. Wer sind die größten Konkurrenten?
Mack: Mittlerweile sind weniger Freizeitparks die Mitbewerber, sondern eher Kurzreiseziele wie Mallorca oder Fuerteventura. Reiseziele, die mit Billig-Airlines gut zu erreichen sind, konkurrieren mit uns. Die Menschen haben eigentlich fast immer Zeit für einen Kurzurlaub. Da fällt dann die Entscheidung: Europa-Park oder ein bis zwei Stunden mit dem Flugzeug in die Wärme  fliegen.

Was wird sich für den Europa-Park durch die neue - europaweit einzigartige – Wasserwelt ändern?
Mack: Für unsere Familie ist es ein Riesenschritt. Es ist die größte Einzelinvestition in der Firmen- und Familiengeschichte. Aber klar ist auch, wir werden den Europa-Park in jedem Falle intensiv weiterentwickeln. Wir haben einen hohen Wiederholeranteil und müssen diesen Besuchern immer etwas Neues bieten. Es gibt eine Paralellentwicklung neben dem Wasserpark auch im Europa-Park.

Insgesamt werden wir uns damit wesentlich stärker zur Kurzreisedestination entwickeln, die Gäste sollen noch länger bleiben, weil das Angebot erheblich vergrößert ist. Dabei hilft der Wasserpark natürlich enorm. Vielleicht bleiben die Gäste dann eine Woche im Europa-Park, eingebettet in die schöne Landschaft des Schwarzwalds. Wir sind ja auch ein Motor für die Region. Da erwarten wir insgesamt einen erheblichen Sprung nach vorne. Die Kombination Europa-Park und Wasserwelt ist aus unserer Sicht perfekt.

Die Wasserwelt „Rulantica“ mit einem riesigen Invest von rund 150 Millionen Euro ist auch ein Projekt der neuen Generation im Familienunternehmen Europa-Park. Was bedeutet das für Sie?
Mack: Mein Bruder Michael und ich sind ja schon früh in die Verantwortung hier im Unternehmen gekommen. Der große Schritt Wasserpark ist vielleicht zu vergleichen damit, wie damals unser Vater und Großvater den Europa-Park gegründet haben. So stelle ich mir das jedenfalls vor. Der neue Wasserpark kostet uns alle sicherlich viel Kraft, aber wir freuen uns sehr darauf. Wir spüren die Verantwortung für die Gäste, aber auch für unsere vielen Mitarbeiter. Allein für das Wassererlebnis-Resort werden über 550 neue Mitarbeiter eingestellt. Für uns ist ein neues Zeitalter angebrochen, wir können sehr viel selbst gestalten, das macht wirklich Spaß. Wir werden mit dem Wasserpark zum Ganzjahresbetrieb.

Wie sehen Sie Ihre Rolle für den gesamten Europa-Park?
Mack: Jedes Familienmitglied hat ja seine Schwerpunkte, aber letztlich sind wir nur als geschlossene Familie stark. Das hebt uns auch von vielen Mitbewerbern ab. Ich bin mit meinem Bruder und meiner Schwester in der achten Generation. Jeder hat andere Fähigkeiten. Ich verantworte innerhalb der Familie die Hotels und die Gastronomie, das Marketing, Veranstaltungen, aber auch das Entertainment. Das ist mein Herzblut. Aber wir vertreten uns ja auch gegenseitig, letztlich ist jeder für alles verantwortlich. Es ist schön zu wissen, dass jeder in der Familie unterschiedliche Stärken hat. Dadurch ergänzen wir uns sehr gut. Jeder steht aber gleichzeitig in der Gesamtverantwortung.

Wie wichtig ist das reale persönliche Erleben im Europa-Park neben neuen Trends in der virtuellen Welt mit VR? Der Europa-Park ist ja auch weltweiter Trendsetter für Virtual Reality ...
Mack: Ich finde die neue Technologie, die vor allem mein Bruder Michael vorantreibt, große Klasse. Gerade bei älteren Fahrgeschäften haben wir die große Chance, diese mit neuem Leben zu erfüllen. Dennoch ist klar, es wird immer so bleiben, dass eine Familie gemeinsam Dinge im Europa-Park erleben kann. Das ist für uns enorm wichtig. Unsere Zielgruppe ist die Familie. Wir wollen nicht nur Teenager erreichen, sondern alle Menschen vom dreijährigen Jungen bis zu den Großeltern. Das ist unsere ganz große Stärke. Dafür hat schon unser Großvater die Weichen gestellt. Die virtuelle Realität wird die tatsächliche Achterbahn nie ersetzen. Ich glaube, das physische und gemeinsame Erleben in der Familie ist enorm bedeutend für unseren Erfolg. Wir wollen deshalb diese zukunftsweisende Technologie nutzen, haben tolle Erfahrungen gemacht, werden aber nicht jede Achterbahn damit ausstatten. Der Opa muss auch künftig noch seinem Enkel beim Achterbahnfahren in die leuchtende Augen schauen können. Das geht nicht mit einer virtuellen Brille. Mir ist deshalb trotz Handy und Social Media nicht bange um die Zukunft des Europa-Park. Die Erinnerungen an den Parkbesuch virtuell nach Hause nehmen, ist super. Aber das Internet wird den Parkbesuch nie ersetzen.

Was macht den Erfolg der Europa-Park-Hotels aus?
Mack: Wer eines unserer Hotels selbst erlebt hat, spürt das sehr schnell. Man taucht als Gast in eine komplett andere Welt ein, genau genommen in ganz verschiedene Welten. Wir sitzen jetzt hier im Colosseo quasi in Italien und trinken einen Cappuccino und schauen über das Flüsschen Elz zum Hotel Bell Rock in eine neuenglische Welt wie in Boston. Allein die Thematisierung der Hotels ist einzigartig und gibt es so deutschlandweit, vielleicht sogar in der ganzen Welt, nicht. Wir sind das größte Hotelresort an einem Standort in Deutschland. Die Qualität zieht sich konsequent durch. Das beginnt beim Check-In und geht bis zu den aufwendig gestalteten thematischen Zimmern, auch Kunst spielt eine große Rolle. Ebenso  ndet sich die typische, für jedes Land charakteristische Gastronomie, das ist uns wichtig. Die Hotels sind sehr authentisch, von der Ausstattung mit Originalmaterialien bis zum Essen nach Original-Rezepten. Ob in Spanien die Tapas oder in Italien eine Pizza, das muss alles richtig gut sein. Wir haben italienische Pizzaiolos eingestellt, die dann wirklich die italienische Mentalität zu uns an den Oberrhein bringen. Das unterscheidet uns von allen anderen. Es ist die hohe Qualität bis ins letzte Detail.

Oft wird ja auch die Freundlichkeit der Mitarbeiter von den Gästen hervorgehoben. Wie schwer ist es, gute Mitarbeiter zu finden?
Mack: Die Mitarbeitersuche ist die größte Herausforderung der Zukunft. Wir haben glücklicherweise eine sehr geringe Fluktuation, wir bieten sehr viel für unsere Mitarbeiter. Wir haben ein eigenes Schulungszentrum, unsere Europa-Park-Akademie bietet den Mitarbeitern jeden Tag neue Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Es gibt eine Vielzahl von Freizeitangeboten für Mitarbeiter von der Laufgruppe bis zu Fitnesstreffs. Unser Team fühlt sich sehr wohl im Park. Das hat aber auch etwas mit Führung zu tun, wir pflegen einen sehr kollegialen Führungsstil. Dieser Spirit im Familienunternehmen löst letztlich dann auch die Freundlichkeit der Mitarbeiter aus.

Die Gastronomie trägt maßgeblich zum Erfolg des Europa-Park bei, warum ist hohe Qualität so wichtig und sind Sie selbst vom Erfolg des Feinschmecker-Restaurants „Ammolite“ überrascht?
Mack: Ehrlich gesagt, ja. Wir wollten mit dem Ammolite etwas Neues kreieren. Der Michelin-Stern war zunächst in weiter Ferne, allerdings hatten wir alle Grundlagen dafür geschaffen: vom tollen jungen Koch Peter Hagen-Wiest mit seiner Mannschaft bis zum Service. Dass dann letztendlich nach so kurzer Zeit ein Michelin-Stern kam und ein Jahr später der zweite, hat uns komplett überrascht. Ich hatte schon ein bisschen Sorge, wie wird das in der Feinschmeckerszene wahrgenommen, wenn ein Freizeitpark ein Fine-Dining-Restaurant anbietet. Unsere Ziel war, sehr gut zu kochen. Wir sind der einzige Freizeitpark weltweit mit einem Zwei-Sterne- Restaurant.

Das färbt doch dann auch auf die anderen Restaurants ab ...

Mack: Ja klar, das ist ein schöner Effekt, dass das Ammolite geholfen hat, die Gastronomie grundsätzlich weiter zu verbessern, aber vor allem auch das Bewusstsein der Gäste zu stärken. Wir haben schon vor dem Ammolite eine sehr gute Qualität abgeliefert, aber das war einfach nicht so bekannt bei den Gästen. Es gibt immer noch das Klischee, im Freizeitpark gibt es nur Currywurst und Hamburger. Das ist eben bei uns nicht so. Die gute Gastronomie trägt übrigens auch dazu bei, neue Zielgruppen für uns zu erschließen. Beispielsweise im Konferenzbereich, über den wir gesprochen haben. Unsere Küche ist auch ein Zugpferd für die gesamte Hotellerie. Beispielsweise das Dinner-Show-Menü von Sternekoch Peter Hagen-Wiest ist ein riesengroßer Erfolg.

Sie tragen zusammen mit Ihrem Vater Roland, Ihrem Onkel Jürgen und Ihrem Bruder Michael die Gesamtverantwortung für den Europa-Park. Bald kommt Ihre Schwester Ann-Kathrin dazu. Wagen Sie eine Prognose, wo der Park in zehn Jahren stehen wird?
Mack: Unser Unternehmen ist ja in den vergangenen Jahrzehnten immer Schritt für Schritt gewachsen. Wir fragen unsere Besucher, was sie wollen, und versuchen, daraus zu lernen. Gerade mit dem neuen Wasserpark werden wir noch sehr viel lernen müssen, aber das ist Teil unserer Philosophie. Wir wollen sukzessive wachsen. Mein Traum ist, dass wir in zehn Jahren eine noch stärkere Kurzreisedestination sein werden und viele Gäste ihren Urlaub mit der gesamten Familie hier verbringen.

Wenn Sie mal Stress haben und viele Dinge gleichzeitig zu lösen sind, was baut Sie da auf und gibt Ihnen Kraft? Wie schaffen Sie es, die Stärke zu bewahren, um solch einen harten Job als Unternehmer zu meistern?
Mack: Mein Vater sagt ja immer: „Sieht nicht aus wie Arbeit, ist aber Arbeit ...“ Da ist viel Wahres dran. Wir arbeiten dort, wo andere Urlaub machen. Letztlich ist es unsere Lebensaufgabe, diesen Park zu entwickeln. Natürlich kostet das viel Kraft. Wir tragen große Verantwortung und sind auch das Gesicht des Unternehmens. Aber es gibt schon auch Ausgleich. Ich habe eine junge Familie mit meiner Frau und zwei kleinen Söhnen. Die geben mir viel Kraft. Es ist doch wunderbar mit dem älteren Sohn, der knapp drei ist, täglich mit dem Elektrowagen durch den Park zu fahren. Er kennt schon alle Achterbahnen und würde am liebsten mit der Wodan fahren. Das ist unheimlich schön auch für die Kinder, wer hat schon einen Freizeitpark zuhause. Ich mache gerne Sport und setze mich auch mal abends sehr gerne eine halbe Stunde ans Klavier. Das gibt mir Kraft, bringt mich wieder runter und lockert die Gedanken. Und noch ein Vorteil: Ich kann meine Kinder tagtäglich sehen, wir wohnen ja im Park. Andere Unternehmer sind die ganze Woche unterwegs. Klar brauchen wir auch Ruhezeiten, aber das klappt schon, inzwischen sind wir ja zu viert in der Geschäftsführung, mit meiner Schwester bald zu fünft und können uns gut vertreten.

Das Gespräch führte Horst Koppelstätter