Balanceakt auf der Riesenkugel

Beim Bau des neuen „Eurosat – CanCan Coasters“ kommen auch Industriekletterer zum Einsatz

Max Wörner ist schon auf die Europäische Zentralbank in Frankfurt und den Fernsehturm in Stuttgart geklettert – aber der Auftrag im Europa-Park stellt etwas ganz Besonderes für den Industriekletterer aus Stuttgart dar. „Ich war bereits als Kind Fan des Europa-Park“, sagt der Inhaber der Spezialfirma Aermax. An mehreren Tagen zum letzten Winteranfang stieg Wörner zusammen mit weiteren Industriekletterern im Park auf die bis zu 37 Meter hochragende Dunkelachterbahn Eurosat. Sie lösten rund 250 Platten aus der 1989 eröffneten Silberkugel, um das Einsetzen des neuen „Eurosat – CanCan Coasters“ mit Hilfe eines Krans zu ermöglichen. Dieser Klettereinsatz war durchaus kompliziert: „Schon nach wenigen Platten wurde die Konstruktion instabil und alles begann zu vibrieren“, sagt Wörner. Außerdem mussten die Kletterer in der für viele Menschen schwindelerregenden Höhe mitunter mit Schweißbrennern hantieren. Nur so ließen sich etliche der nach fast 30 Jahren festgerosteten Verstrebungen lösen und bis zu 400 Kilogramm schwere Fragmente abbauen. Allen Schwierigkeiten zum Trotz konnten die Höhenexperten ihre Arbeit aber noch vor dem eingeplanten Termin beenden.

Wörner ist 28. Schon als Jugendlicher begeisterte er sich fürs Klettern. Und bereits vor zehn Jahren gründete er Aermax – eines von höchstens 20 Unternehmen in Deutschland, die Klettern mit Ingenieurs-, Planungs- sowie Koordinationsleistungen verbinden. Wenn Wörner in die Höhe steigt, trägt er etwa zehn Kilo am Leib. Neben Werkzeugen zählt auch ein Notfallset zur Ausrüstung. Doch was vom Boden aus äußerst waghalsig erscheint, ist für Wörner Alltag und bis auf ein Restrisiko kalkulierbar. Er und seine Mitarbeiter hängen jeweils an zwei Seilen – eines davon hält sie bei der Arbeit, das andere sichert im Notfall. Außer kleineren Blessuren wie eingeklemmten Fingern ist noch nie etwas passiert. Rund 100 Einsätze haben die Kletterprofis im Jahr. Sie warten Windräder, entfernen bei Bäumen die Kronen oder befestigen die Kabel von Strommasten. Manchmal steigen sie zu Montagearbeiten auch in tiefe Schächte. „Natürlich muss man schwindelfrei sein“, erklärt Wörner. Aber in erster Linie sei die Arbeit Handwerk. Der besondere Einsatz im Europa-Park ist noch nicht zu Ende. Wörner und seine Leute werden nochmal auf die markante Silberkugel klettern, um sie nach dem Aufbau des „Eurosat – CanCan Coasters“ im Innern wieder zu schließen. Dann wird ihr Balanceakt sogar noch zur Puzzlearbeit: Denn die entnommenen Bauteile müssen wieder exakt an die gleiche Stelle gesetzt werden.

Weitere Informationen:
www.aermax.de

Für Max Wörner (Zweiter von rechts) war der Kletter-Einsatz im Europa-Park etwas ganz Besonderes.