Wo jeder zum Superheld wird

Mit dem neuen VR-Spektakel "YULLBE" hat der Europa-Park ein Entertainment der Zukunft geschaffen / Michael Mack hatte die Idee dazu

Jeder kann ein Superheld sein. Vielleicht nicht im wirklichen Leben – aber als Besucher von „Yullbe“, der neuen Virtual-Reality-Attraktion des Europa-Park. Sie stellt ein ganz neues Format der Familienunterhaltung dar, nun soll „Yullbe“ auch weltweit verkauft werden. Die 600 Quadratmeter große Attraktion ist zwischen der Wasser-Erlebniswelt Rulantica und dem 4-Sterne-Superior-Hotel „Krønasår“ zu finden. Dort beginnt das Abenteuer bereits beim Einkleiden. Der Besucher wird zum Avatar. Dieser Begriff stammt ursprünglich aus der indischen Mythologie. Im Hinduismus gilt ein Avatar als ein Gott, der in menschlicher Gestalt zu den Menschen herabsteigt. Daraus ist spätestens seit David Camerons Filmhit „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ eine populäre Kunstfigur in der virtuellen Welt geworden. Avatare agieren in computergenerierten Animationen als stellvertretende Figuren. In „Yullbe“ nehmen sich die Spieler von Kopf bis Fuß als Avatare wahr. Dafür werden die Spieler mit Rucksack-PC , Hand- und Fußtrackern sowie VR-Helm ausgestattet („Full Body Tracking“).
Avatare werden wahr
Damit können sie sich frei bewegen und tauchen in virtuelle Welten ein, die nicht nur vor ihren Augen erscheinen. Vielmehr agieren die Avatare in dieser Fantasie so, als wäre sie tatsächlich Realität. Der Kunstbegriff „Yullbe“ (gesprochen: „Julbi“) leitet sich vom Englischen „You‘ll be“ ab – also auf Deutsch: „Du wirst sein“. Dies beschreibt schon anschaulich, um was es geht: Die Benutzer der Attraktion sind, während sie diese nutzen, andere Personen in einer anderen Wirklichkeit. Ihre Bewegungen werden in Echtzeit in die virtuelle Realität übertragen, das heißt: Laufen die Gäste nach links oder nach rechts, laufen ihre Avatare ebenfalls nach links oder rechts. Und berührt der Avatar etwas in der virtuellen Welt, so bekommt der Nutzer sogar das Gefühl vermittelt, tatsächlich etwas zu spüren. „Wenn Du das zum ersten Mal machst, schaust Du Dir Deine Hände und Füsse an und denkst: Verrückt, das bin ja ich!“, erklärt Marcus Ernst vom MackNext LA B, der das VR-Spektakel mitentwickelt hat. Beteiligt an „Yullbe“ sind von der Europa-Park-Gruppe MackNeXT und „VR Coaster“ in Kooperation mit international führenden Designern und Technologieherstellern wie dem britischen Unternehmen Vicon, das bereits mehrfacher Oscar- und Emmy-Gewinner ist. Der Spezialist für „Motion Capture-Technologie“, mit der man Bewegungen von echten Menschen oder Tieren auf virtuelle Figuren übertragen kann, hat unter anderem bei Kino-Blockbustern wie „Star Wars“ oder „Der Herr der Ringe“ mitgearbeitet.

Michael Mack (rechts)

Michael Mack hatte die ersten Ideen

„Aber ohne Michael Mack gäbe es „Yullbe“ nicht“, erläutert Ernst. Der geschäftsführende Gesellschafter des
Europa-Park hatte die ersten Ideen zu der Attraktion. Der kreative Antreiber vieler bahnbrechender Ideen für die gesamte Freizeitbranche ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass der Europa-Park zu den „Digital-Champions“ in Deutschland gehört. Das bestätigt eine groß angelegte Studie im Auftrag der Zeitschrift „Focus Money“. Auf einer Skala von null bis 100 hat der Europa-Park dabei die volle Punktzahl erreicht. Er ist damit Branchensieger unter den Themen- und Freizeitparks. „Ich bin fest davon überzeugt, dass Freizeitparks an einer weiteren Digitalisierung nicht vorbeikommen“, erklärt Michael Mack. „Nur so ist
Wachstum möglich. Wir können mit den digitalen Medien das Erlebnis Europa-Park weit über dessen physische Grenzen hinaus verlängern. Die überaus positive Rückmeldung unserer Gäste bestätigt uns in diesem Trend.“ Die neue Attraktion „Yullbe“ ist für Mack „die Unterhaltung der Zukunft“. Damit könne man nicht nur Geschichten erzählen, sondern sogar ganze Welten zum Leben erwecken und erlebbar machen.

VR erstmals als Familienspaß
Die Kapazität der Attraktion ab einem Mindestalter von 14 Jahren ist darauf ausgelegt, dass Gruppen von bis zu acht Personen gemeinsam und insgesamt bis zu 32 Nutzer gleichzeitig ein fantastisches Abenteuer erleben können. Für ihren virtuellen Trip können die Besucher gegenwärtig unter anderem mit „Mission Rulantica“ für 30 Minuten in die Phantasie der sagenumwobenen Insel „Rulantica“ eintauchen. Eine weitere Besonderheit der Attraktion ist, dass sie in Gemeinschaft erlebbar ist. „Bisher ist Virtual Reality (VR) meist etwas, das man nur alleine erleben kann“, erklärt der Entwickler Ernst. „Bei „Yullbe“ lösen acht Personen in einem Team ein großes Rätsel. Im Europa-Park geht es ja bei allen Attraktionen darum, Zeit gemeinsam zu erleben.“ Somit zeigt „Yullbe“ sogar noch: Auch Superhelden benötigen eine Familie. Doch Individualisten müssen auf den Abenteuertrip in die digitalen Sphären selbstverständlich nicht verzichten – für sie ist eine eigene „Yullbe“-Sparte geschaffen worden. Sie heißt „Yullbe Go“, während sich der Bereich für Familien und Gruppen „Yullbe Pro“ nennt. In „Yullbe Go“ meistern bis zu 60 Personen in der Stunde jeweils alleine zehnminütige beziehungsweise in der Extended-Version auch längere VR-Abenteuer. Dafür wird nur eine VR-Brille benötigt und schon ist man etwa in der Welt von „Traumatica“, wo jede Menge Monster nach der Herrschaft trachten. Wird die Menschheit die Herausforderung bestehen? Dafür braucht es eben jene Superhelden, in die sich jeder verwandeln kann.

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