Digitale Bildung

Gespräch mit Stephanie zu Guttenberg über Smart Camps an Schulen, den Vergleich mit den USA, verpasste Chancen in Deutschland und ihre Leidenschaft für Achterbahnen

Roland Mack mit Stephanie zu Guttenberg

emotional pur sprach mit der engagierten Unternehmerin bei ihrem Besuch im Europa-Park.

Was können wir in der digitalen Bildung für Kinder und Schüler von den USA lernen?
Stephanie zu Guttenberg: Wir brauchen nicht nur die Computer, sondern wir brauchen die Ausbildung zu den Geräten. Nur, wenn alle wissen, wie die Technik sinnvoll in den Unterricht integriert wird, macht das Sinn. Sonst landen die Computer ungenutzt im Keller. Im Vergleich zu den USA sind wir 20 Jahre zurück bei diesem Thema …

… Sie organisieren ja Digitalisierung-Camps für Schüler und Kinder, aber eigentlich brauchen wir auch Digi-Camps für Lehrer …
zu Guttenberg: … genau. Das machen wir auch. Sie müssen verstehen, wie sinnvoll es ist, digitale Medien in den Unterricht zu integrieren. Es gibt viele tolle Möglichkeiten, die die tägliche Arbeit erleichtern und Prozesse vereinfachen.

Wo genau sind die Defizite?
zu Guttenberg: Deutschland steht im internationalen Vergleich auf der digitalen Bremse und verpasst Chancen – im privaten, schulischen, geschäftlichen und unternehmerischen Bereich. Viele Länder – auch in Europa – sind uns voraus. Das Digitale ist unsere vierte Kulturtechnik: Lesen, Schreiben, Rechnen, Digitales. Auf allen Kontinenten werden derzeit neue Impulse aus der digitalen Welt freudig und neugierig begrüßt, aufgenommen und umgesetzt. Bei uns dominiert hingegen eine große Zurückhaltung, eine diffuse Angst und eine große Verunsicherung gegenüber allem, was technisch und digital daher kommt. Mit einer solchen Haltung auf allen Ebenen des Lebens und im Business hängen wir jedoch ganze Generationen in Deutschland systematisch von der internationalen Entwicklung ab. Wir vergeben Chancen, die Menschen anderenorts spielerisch, positiv und leichtfüßig wahrnehmen.

Stephanie zu Guttenberg

Es geht ja auch ganz konkret bei den Jugendcamps um den digitalen Führerschein für junge Menschen, was sind da die maßgeblichen Themen?
zu Guttenberg: Privatsphäre, Datenschutz, Hacking, Fake News. Wie lerne ich zu erkennen, was ist richtig, was ist falsch. Wichtig ist auch, wie benehme ich mich im Netz. Nur, weil wir im Netz sind, dürfen wir andere nicht beleidigen. Das dürfen wir auf der Straße auch nicht. Wir denken auch in die Zukunft: Es geht darum zu verstehen, was ist eigentlich das Internet. Wie kann ich es als Wirtschaftsraum verstehen. Wie generieren
sich Berufsbilder dank und mit der neuen digitalen Welt. Wie lässt sich Geld verdienen damit. Wie funktionieren Zahlsysteme, wie kann ich übers Internet Produkte platzieren. Das müssen junge Menschen grundlegend lernen und erfahren. Was macht ein Blogger? Das kann man alles bei uns lernen.

Sie sind auch Unternehmerin und haben sich an dem Start-up „BG3000“ beteiligt. Was hat Sie bewogen, da unternehmerisch reinzugehen?
zu Guttenberg: Ich hatte schon unternehmerische Erfahrung auch vor dem Start-up, aber für mich ist ausschlaggebend, dass ich in vielen Jahren in Amerika bei meinen eigenen Kindern gesehen habe, was möglich ist und in Deutschland verschlafen wurde. Ich versuche mit beizutragen, diese Dinge besser zu machen. Wir bringen digitale Bildung in die Schulen und machen das in den Smart Camps für Schüler kostenlos.

Wie gefällt Ihnen als Halb-Schwedin der skandinavische Bereich im Europa-Park?
zu Guttenberg: Ich habe den Fischhandel, den Hafen, Wikinger und Drachen entdeckt. Da freut sich mein skandinavisches Herz.

Sehen Sie Ansätze einer Kooperation mit dem Europa-Park bei den Smart Camps?
zu Guttenberg: Ich glaube, dass wir alle viel besser lernen, wenn es uns Freude macht. Das ist der Schlüssel, den Europa-Park mit ins Boot zu holen. Wir haben auch bei ernsten Themen Spaß. Lernen und Unterhaltung lassen sich doch super verbinden! Da werden wir vieles und viele Leute erreichen. 30.000 Schüler in Deutschland waren schon in unseren Digital-Camps.

Sie sind eine überzeugte Europäerin, weshalb?
zu Guttenberg: Ich bin eine Vollblut-Europäerin. Das ist meine Heimat. Obwohl ich deutsch-schwedisch bin, ist meine Heimat Europa. Die Vielfalt der Menschen, der Kulturen und Sprachen, die Tiefe der unvorstellbar reichen und großartigen Geschichte ist für mich unglaublich wertvoll. In den USA erlebt man viele andere tolle Dinge, aber Europa ist unvergleichlich und sehr schützenswert. Die Stärke Europas liegt in der Unterschiedlichkeit der einzelnen Regionen und Sprachen.

Noch zu Ihnen persönlich: Welche Musik mögen Sie?
zu Guttenberg: Musik ist für mich immer stimmungsabhängig. Ob Schubert, Mozart, Prince oder Electro. In den 80ern gab es großartige Musik. Prince finde ich immer noch cool! Musik ist international verständlich. Gute Musik stirbt nicht aus. Übrigens auch bei jungen Menschen.

Wie ist es mit dem Achterbahnfahrten?
zu Guttenberg: Da bin ich ein großer Freak. Ich fahre alles. Der „Silver Star“ hier ist super cool. In Amerika bin ich auch oft und viel gemeinsam mit meinen Kindern Achterbahnen gefahren. Hier im Europa-Park fällt die Liebe zum Detail auf. Ich habe schon viele Parks in meinem Leben gesehen und ich glaube hier im Europa-Park ist die große Stärke, dass das Unternehmen familiengeführt ist. Das spürt man einfach.

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