Drei Fragen ...

... zum Thema Trendfarben an Häuserfassaden.

von Ute Bauermeister

   

Fragen an Axel Venn, Professor für Farbgestaltung, Wahrnehmungswissenschaften und Trendscouting.

Aus einer Umfrage der Lack- und Druckfarbenindustrie geht hervor, dass Gelb die neue Lieblingsfarbe für Häuserfassaden ist. Wie erklären Sie sich, dass die Dominanz der Farbe Weiß als Fassadenfarbe zu Ende geht?
Axel Venn: Dass Gelb die neue Lieblingsfarbe bei den Häuserfassaden geworden ist, kann ich nur bestätigen. Schade nur, dass die Palette von Dottergelb bis Limonen-Gelb reicht. Hauptsache auffallend! Die sonnengelbe Hauswand muss zehn Jahre bleichen, damit sie überhaupt ansehbar ist. Ich vermisse schlichte helle, leicht vernebelte, getrübte Nuancen. Dumm, wenn die Fassade um Aufmerksamkeit heischt und auf diese Weise so manche Architektur ins Zwielicht setzt.


Vor allem junge Menschen haben Mut zur Farbe, wie kommt das?
Venn: Junge Menschen betrachten Farben als das probateste und aufregendste Mittel zur Veränderung. Nur das, was veränderbar ist, ist auch „in“. Farben sind für sie die wahren Zukunftsereignisse. Ob „in“ oder „out“ entscheidet in vielen Fällen das Kolorit. Kein Signal ist von solch entscheidender Bedeutung wie die Farbe.


Welche Farben sind die „richtigen“ an Häuserfassaden?
Venn: Es sind immer die authentischen: Die leicht getrübten sind meines Erachtens gut und auch die hellbis mitteltonigen sind ok. Fassadenfarben müssen bei strahlendem Sonnenschein und trüben Wintertagen ihre Kraft beweisen. Keine Mallorca- Töne in Bochum. Fassaden müssen allen Menschen gefallen, nicht nur dem Hausherrn oder Architekten. Grün wird häufig zu giftig angerührt und das Hauswand-Rot erinnert an die Geschmacklosigkeit von sonnenfern gewachsenen Treibhaustomaten. Schöne Fassaden sind stets das Resultat eines Kompromisses von du und ich oder sie und wir.

   

Foto: iStockphoto

Axel Venn
ist Professor für Farbgestaltung, Wahrnehmungswissenschaften und Trendscouting.