Naomi Elaine Campbell

Sie revolutionierte dIe Modelwelt und schaffte es als erste Farbige auf das Cover der britischen „Vogue“

Das Wochenende war minutiös geplant: Am Freitag Abend um 18 Uhr landete der gecharterte Privatjet auf dem Flughafen Baden-Baden, danach ging es direkt mit der Limousine zum „Brenners Park Hotel und Spa“. Als Ehrengast wurde Topmodel Naomi Campbell am folgenden Tag als „Beauty Idol 2016“ mit dem „Gala Spa Award“ ausgezeichnet. Der glamourösen Verleihung lauschte die Britin, die relativ gut Deutsch versteht, ohne Übersetzungshilfe – und in Turnschuhen. Hatte sie auf dem Roten Teppich das Blitzlichtgewitter noch gewohnt eloquent in High Heels absolviert, schlüpfte sie, an ihrem Tisch angekommen, direkt in bequeme Turnschuhe – eine Fußverletzung zwang sie dazu. Aus diesem Grund war sie tags zuvor auch aus München eingeflogen, da sie sich dort in die heilenden Hände von Promi-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt begeben hatte. Geladene Gäste der 20. Preisverleihung schwärmten noch Tage später von ihrer Begegnung mit dem Model: Cool, aber auch warmherzig und offen sei sie gewesen.

„Sie ist unser „Beauty-Idol“ nicht nur wegen ihres Erfolges, sondern auch wegen ihres Engagements bei zahlreichen sozialen Projekten.“

(Frank Marrenbach)

Im Laufe ihrer einzigartigen Modelkarriere zierte Naomi Campbell bisher weit über 500 Titelbilder. Die gebürtige Londonerin war das erste dunkelhäutige Model, das es auf das Cover der amerikanischen „Time“, der französischen „Vogue“ sowie der brasilianischen „Vogue“ schaffte und gehörte in den 1990er Jahren zu der legendären Generation der Supermodels. Aus der Riege um Claudia Schiffer, Christy Turlington, Linda Evangelista, Tatjana Patiz und Cindy Crawford ist Naomi die einzige, die auch mit mittlerweile 46 Jahren immer noch weltweit über die Laufstege schwebt und oft für große Fotoshootings gebucht wird. Zu ihren ehemaligen Mitkonkurrentinnen pflegt sie heute ein freundschaftliches Verhältnis: „Wir telefonieren zwar nicht täglich miteinander. Aber wenn ich wüsste, dass ich wirklich Hilfe bräuchte, könnte ich sie jederzeit anrufen“, verriet sie dem Magazin „Vanity Fair“.

Es sind ihr Ehrgeiz und Wille, die Naomi seit Kindesbeinen antreiben: Berühmt werden, Erfolg haben, den eigenen Weg gehen. Und: von einem besseren Leben träumen. Das sind die Ziele der jungen Naomi Campbell, die im Londoner Stadtteil Lambeth aufwächst. Mutter Valerie ist Tänzerin und kommt aus Jamaika, ihren jamaikanisch-chinesisch stämmigen Vater hat Naomi nie kennen gelernt. Dafür lernt sie mit noch nicht einmal acht Jahren Bob Marley, einen Landsmann ihrer Mutter, kennen. Zusammen mit anderen Kindern tanzt sie sich durch sein Musikvideo zu „Is this love?“.

Von da an, so scheint es, ist die junge Naomi mit dem Glamour-Virus infiziert: Mit 14 Jahren bricht sie die Schule vorzeitig ab und beginnt stattdessen eine Ausbildung an der Londoner Schauspielschule „Italia Conti Academy of Theatre Arts“. Zu einem Abschluss kommt es jedoch auch hier nicht. Nur ein Jahr nachdem sie mit ihrer Ausbildung begonnen hat, kreuzen sich im Londoner Covent Garden die Wege der nun 15-jährigen Naomi und der Model-Agentin Beth Boldts: Während Naomi shoppen möchte, spricht Boldt sie an, ob sie nicht Lust hätte, fotografiert zu werden. Begeistert sagt Naomi zu und wird von „Synchro Models“ umgehend unter Vertrag genommen, erste Aufnahmen für die britische „Elle“ folgen.

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Zeitlose Stilikone

Der große Durchbruch gelingt Campbell im August 1988: Als erstes farbiges Model überhaupt ziert sie den Titel der „Vogue“. Der Startschuss für eine Weltkarriere, die bis heute andauert. Unvergessen bleiben Bildserien, in denen Starfotografen wie Peter Lindbergh und Herb Ritts Naomis Körper als mythische Figuren und Skulpturen eindrucksvoll ins Szene setzten. Drei der größten Künstler der 1990er Jahre holten Naomi für ihre Musikvideos vor die Kamera: Michael Jackson für „In the Closet“, George Michael für „Freedom“ und Madonna für „Erotica“. Aber auch als Sängerin konnte die Vielbegabte punkten: Ihre Single „Baby Woman“ verkaufte sich 1995 über eine Million mal.

Die vielfältige Naomi probiert sich immer wieder gern neu aus: In der mit einem Golden Globe prämierten TV- Serie „Empire“ war sie zu sehen, im Kinofilm „Zoolander 2“ drehte sie im vergangenen Jahr an der Seite von Ben Stiller und Owen Wilson. So ist es nicht verwunderlich, dass ihr Vermögen mittlerweile auf etwa 127 Millionen Euro geschätzt wird. Einen nicht unbeachtlichen Teil spendet das kinderlose Model für Charity-Organisationen, und rief 2005 ihre eigene „Fashion for Relief“-Gala ins Leben, deren Einnahmen sie unter anderem für die Hinterbliebenen von Hurricane Katrina oder den Erdbebenopfern von Haiti spendete. Doch auch ein erfolgreicher Mensch neigt hin und wieder zu Ausbrüchen aus der so schönen Modewelt: 2007 musste sie einen fünftägigen Strafdienst bei der New Yorker Müllabfuhr antreten, weil sie ihrem Hausmädchen ein Telefon an den Kopf geworfen hatte. Standen die Paparazzi Schlange um ein Bild von Naomi im Straßenkehrer-Look zu schießen, überraschte sie diese, indem sie - gekonnter Selbstinszenierung sei Dank – jeden Tag in Designer-Roben den Dienst verrichtete.

Trotz Anti-Agressions-Training wurde sie jedoch 2008 von einem Londoner Gericht erneut zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt, da sie Polizisten am Flughafen Heath- row attackiert und das Kabinenpersonal beleidigt hatte. 2010 behauptete ihr Fahrer, Naomi habe ihn attackiert. Blickt das Model auf ihre Karriere zurück, ist sie glücklich und dankbar über all die Chancen, die sich ihr er- möglicht haben. Könnte die Mittvierzigerin heute der jungen Naomi einen Tipp geben, lautete dieser: „Hör auf Deine Mutter!“ Sie war es, die ihre Tochter immer wie- der unterstützte und bekräftigte, den Weg des Modelns zu verfolgen.
Während im „Brenners Park Hotel & Spa“ die Gäste an der Bar noch ausgelassen feierten, ruhte die Ausgezeichnete längst in ihrer Suite. Denn: Ausschlafen war Naomi Campbell an ihrem ersten Baden-Baden Wochenende vergönnt, die Charter-Maschine hob bereits am Sonntag um 7 Uhr wieder in Baden-Baden ab.

1970

Naomi Elaine Campbell wurde am 22.05.1970 in Streatham bei London geboren. Mit 15 Jahren wird sie während des Einkaufens von Beth Boldt, einer Model-Agentin, angesprochen. Kurz darauf Vertrag mit der Agentur „Synchro-Models“.

1988

erscheint Naomi Campbell als erstes farbiges Model auf dem Cover der VOGUE. Sie schaffte es bis heute auf über 500 Titelseiten. Neben dem Modeln auch als Sängerin und Schauspielerin erfolgreich.

2005

gründet das kinderlose Model die Charity-Veranstaltung „Fashion for Relief“ und sammelt seither unermüdlich Spenden für Hinterbliebene von Naturkatastrophen.

Pia Hart