Ein Tag für zwei Sekunden

MackMedia Filme

von Christoph Ertz

   

Mit modernen Medienprojekten eröffnet Michael Mack dem Europa-Park neue Geschäftsfelder // Holger Tappe und sein
Unternehmen Ambient Entertainment sind der passende Partner // Ed Euromaus wird zum 3D-Kinoheld // Blick hinter die Kulissen
einer Partnerschaft, die auch auf einem Schneckenrennen basiert – einem Schneckenrennen in Zeitlupe

Ed Euromaus als Filmheld? Zudem auch die anderen Park-Charaktere Edda Euromausi, Böckli, Louis und Eurofant in Trickfilmabenteuer
verwickeln und so dem Europa-Park ein ganz neues Aktionsfeld eröffnen? Davon träumte Michael Mack, Geschäftsführung Europa-Park, schon seit geraumer Zeit. „Doch lange schien es zu aufwendig für uns“, erklärt Mack, der als Geschäftsführer von MackMedia für moderne Medienprojekte verantwortlich ist. Als visionärer Motor beschreitet er neue Wege, um den Europa-Park verstärkt auch außerhalb des Parks erlebbar zu machen – so beispielsweise über einen eigenen YouTube-Channel, Apps und Computerspiele.

Auch der Traum von Ed Euromaus und ihren Freunden als Filmhelden ist längst animierte Realität. Sogar in 3D und 4D jagen die Europa-Park-Charaktere über die Leinwand: Im Winter 2011 wurde erstmals „Das Geheimnis von Schloss Balthasar“ im „Magic Cinema 4D“, dem 4D-Kino des Europa-Park, gelüftet. In dem 15-minütigen 4D-Film mit vielen spannenden Effekten erkunden Ed Euromaus und ihre Freunde die Katakomben des alten Gemäuers und stoßen dabei auf längst vergessen Geheimnisse. Als erster deutscher Freizeitpark produzierte der Europa-Park damit einen Animationsfilm mit eigenen Figuren. 2015 gesellte sich der nächste Film-Clou hinzu: „Das Zeitkarussell“ führt die Freunde zu „Meister Mack“ und seiner ersten Holzachterbahn.

Der Kurzfilm ist auch eine liebevolle Hommage an das Lebenswerk von Park-Gründer Franz Mack. Die Zahlen dieser bisherigen Film-Produktionen sprechen bereits eine deutliche Sprache des Erfolgs: „Das Geheimnis von Schloss Balthasar“ wurde schon von mehr als 2,5 Millionen Kinogängern gesehen, „Das Zeitkarussell“ zählt gegenwärtig rund eine Million Zuschauer. Zudem ist die Premieren-Produktion auf DVD und Bluray erhältlich und läuft sogar in Freizeitparks im Ausland und auf Kreuzfahrten. Ed Euromaus erobert also tatsächlich Wohnzimmer und viele andere Bereiche außerhalb des Parks, so wie von Michael Mack vorausgedacht.
Allerdings wäre dieser Erfolg ohne den passenden Partner kaum denkbar. „Erst die relativ neue 3D- sowie 4D- Technik und dass wir dafür jemand in Deutschland gefunden haben, ermöglichen unser Engagement in diesem Bereich“, betont Mack. Die Spur zum passenden Partner führt nach Hannover zu Holger Tappe und seiner Firma Ambient Entertainment – dem renommiertesten deutschen Unternehmen für „Computer generated Imagery“ (CGI), wie Fachleute rein am Computer entwickelte Filme nennen.

 Holger Tappe (links) und Michael Mack diskutieren ein gemeinsames Filmprojekt.

Vor einem Jahrzehnt brachte Ambient mit „Back to Gaya“ den ersten deutschen CGI-Film heraus, auch der bisher erfolgreichste deutsche 3D-Animationsfilm, „Konferenz der Tiere“, stammt von der Produktionsfirma aus der niedersächsischen Landeshauptstadt. „Ich kannte ‚Back to Gaya‘ sogar“, berichtet Mack. „Aber ich wusste nicht, wer dahinter steckte.“ Darauf machte ihn eines Tages ein Vertriebsmitarbeiter aufmerksam, unmittelbar griff er zum Telefon – und fand am anderen Ende der Leitung einen Fan des Europa-Park: „Auf dem Weg in den Skiurlaub im Süden hatte ich mit meiner Familie schon Station in Rust gemacht“, erzählt Holger Tappe. „Ich sagte zu Michael Mack: Wenn ich abends meinen Kindern von dem Anruf erzähle, werden sie das nicht glauben".

So kam zusammen, was noch in weiterer Hinsicht zusammenpasst: „Wir sind genauso detailverliebt wie der Park“, sagt Tappe. Die Produktion von Ambient erstreckt sich in einem Backsteingebäude über drei Etagen. Was dort sogleich ins Auge fällt, sind Flachbildschirme – überall Flachbildschirme. Meist stehen auf den Schreibtischen gleich zwei nebeneinander. Ausgerüstet mit Tastatur, Maus und speziellen Software-Programmen erwecken rund 70 Mitarbeiter Figuren und Szenen zu ihrem Animationsleben. Beinahe jeder hat eine ganz eigenständige Aufgabe: So sorgt eine ausgebildete Kostümbildnerin für die passende Kleidung. Andere Mitarbeiter gestalten die Grundlagen der 3D-Modelle. Die Figuren erhalten sogar so etwas wie Muskeln, damit ihre Konturen möglichst real wirken. Vor allem aber werden so genannte Gelenkpunkte einprogrammiert, mit denen sie in den weiteren Schritten bewegt werden können.

Welche Farbe, ja welcher Hauttyp passt zu einem familientauglichen Frankenstein? Auch solchen Fragen geht jemand detailliert nach – so detailliert, dass sich in den Augen der Computer-Figuren Gesichter und Szenen spiegeln, die sie in Augenschein nehmen. Bis zu drei Monate kann es dau- ern, bis eine Figur in all ihren Facetten festgelegt ist. Gerade Ed Euromaus durchlief eine aufwendige Geburt: „Am Anfang war sie zu klein und zu kindlich“, berichtet Michael Mack. „Es gab sie in etwa 20 Formen.“ Schließlich erblickte Ed Euromaus das Licht ihrer Animationswelt als ein Teenager in T-Shirt und Jeans. „Wir haben beispielsweise auch sehr lange darüber diskutiert, wie der Abnutzungsgrad ihrer Kleidung sein soll“, erklärt Holger Tappe.
Die gesamte Tüftelei an einem Animationsfilm gleicht einem Schneckenrennen – einem Schneckenrennen in Zeitlupe. Etwa einen Tag braucht es, damit in der Bildproduktion zwei Sekunden des späteren Films entstehen.

Als visionärer Motor beschreitet Michael Mack neue Wege,
um den Europa-Park verstärkt auch außerhalb des Parks erlebbar
zu machen.

"Und die ganze Vorarbeit etwa mit der Finanzierung ist darin noch gar nichteingerechnet“, sagt Tappe. Der Mitgründer und Geschäftsführer von Ambient ist derjenige, der die Fäden in dem verschlungenen Entwicklungspfad zusammenhält. Tappe, geboren 1969 in Hannover, hat sich mit der Produktionsfirma einen Traum erfüllt. Die Star-Wars-Filme weckten in ihm bereits als Kind eine wahre Filmleidenschaft. Eine Erbschaft nutzte er dann ab 1999 zur Produktion des Erstlings „Back to Gaya“. Die Realisierung von Animationsfilmen ist allerdings in jedem Land außerhalb der USA ein gewagtes Unterfangen: „Jeder Deutsche geht im Schnitt 1,5 Mal im Jahr ins Kino. In den USA leben etwa viermal so viele Einwohner – und die gehen auch noch sechsmal im Jahr ins Kino“, erläutert Tappe. „Allein schon aufgrund ihres viel größeren Heimatmarktes haben amerikanische Produktionen ganz andere Möglichkeiten. Der Zuschauer erwartet aber stets die gleiche Qualität.“

 Das Zeitkarussell« zählt gegenwärtig rund eine Million Zuschauer.

Mit dem Europa-Park hat Ambient nun einen starken Partner zur Seite, dies bestätigt sich auch beim aktuellen Trickfilm-Spaß der Tüftler: „Happy Family“. Basierend auf einer Geschichte von Bestseller-Autor David Safier wird darin eine mit sich selbst unglückliche Familie von einer Hexe in Monster verwandelt: Als Vampir, Frankensteins Monster, Mumie und Werwolf raufen sie sicher wieder zusammen. Die MackMedia ist Co-Produzent. Eine eigenständige zehnminütige 4D-Vorgeschichte des Familienabenteuers wird zuerst im Park zu bewundern sein, ehe die 3D-Version in Spielfilmlänge in die Kinos kommt. „Vom ersten Moment an war der Grundstein für eine tolle Partnerschaft gesetzt“, sagt Michael Mack. Daraus dürften in den kommenden Jahren noch etliche weitere spannende Projekte gedeihen. Der Traum von Ed Euromaus als Filmheld steht für Michael Mack und Holger Tappe erst am Anfang seiner Möglichkeiten.

   

"Sehr viel Potenzial"


Michael Mack im Interview über die Möglichkeiten neuer Medien für den Europa-Park
  
Was fasziniert Sie an Animations-Filmen?
Michael Mack: Die Film- und Videoproduktion hat mich schon immer fasziniert. Als wir unseren ersten Image-Film über den Europa-Park produziert und zum ersten Mal einen Blick hinter die Kulissen erlaubt haben, hat noch niemand daran geglaubt, dass sich VHS-Kassetten oder später DVD‘s durchsetzen könnten. Wir waren auf diesem Gebiet die Vorreiter unter den deutschen Freizeitparks. Unser erster eigener 4D-Film „Das Geheimnis von Schloss Balthasar“ war 2011 gleich ein riesiger Erfolg. Mittlerweile ist er in 14 Ländern zu sehen. Auch sein 2015 erschienener Nachfolger „Das Zeitkarussell“ konnte an den großen Erfolg anknüpfen. Darauf bin ich sehr stolz. Und dann kommt 2017 ja noch „Happy Family“ nach dem Drehbuch von Erfolgsautor David Safier: unser erster Kinofilm. Wir produzieren den Film gemeinsam mit Ambient Entertainment und zeigen bereits ab dem Saisonstart am 19. März einen eigenständigen 4D-Kurzfilm dazu. Richtig spannend finde ich dann aber den 360° Ansatz: Ich kann alles, was auf dem Zeichenbrett entsteht, digital nachbauen und auf vielfältigste Art und Weise einsetzen: sei es als Game, als App, als Serie oder eben auch wie bei „Happy Family“ auf der Youngstar-Achterbahn „Pegasus Coastiality“!
  
Welche Potenziale ergeben sich dadurch für den Europa-Park?
Mack: Unser Ziel ist es, MackMedia weiter als Medienunternehmen zu etablieren. So können wir Standort-unabhängig unsere Bekanntheit, unsere Marke und natürlich auch unsere Charaktere stärken. Die Koproduktion eines Kinofilms wie „Happy Family“ stellt dabei natürlich einen wichtigen Schritt dar. Wir setzen auch auf die Synergien, die wir bei der Vermarktung unserer 4D-Filme in andere Freizeitparks nutzen können. Doch nicht nur Filme sind eine große Chance, über den Parkbesuch hinaus auch in den Wohn- und Kinderzimmern unserer Gäste präsent zu sein. 2016 erscheint bereits unser zweites Game „Cannon Flight“, ein Jumping-Game mit Ed Euromaus und seinen Freunden. Der Europa-Park JUNIOR CLUB bietet darüber hinaus eine Online-Spiel- und Lernplattform für Kids, bei der wir viel Wissenswertes über Europa vermitteln und Interaktivität fördern. Einen weiteren großen Markt konnten wir mit unseren VR-Rides erschließen. Das Prinzip, jede Achterbahnfahrt mit Hilfe einer VR-Brille individuell gestalten zu können, ist genial. In der VR- Technik steckt noch sehr viel Potenzial, das wir in den nächsten Jahren ausbauen wollen. Allerdings ist natürlich auch der umgekehrte Weg spannend und digitale Inhalte im Park analog umzusetzen wie das bei „Arthur“ der Fall ist.
  

Und welche Pläne und Ideen haben Sie noch aus dem Bereich „Neue Medien“ für die kommenden Jahre?
Mack: Das ist natürlich ein weites Feld. Neben unseren Filmen auf DVD und Bluray werden die sozialen Netzwerke immer wichtiger. Wir sind schon gut aufgestellt, werden unser Team aber in den nächsten Monaten noch weiter ausbauen, um zielgerichtet auf allen Kanälen mit unseren Besuchern kommunizieren zu können. Wir wollen einfach ein noch breiter aufgestelltes Medien-Unternehmen für die gesamte Familie werden, welches einen vom Europa-Park bekannten Qualitäts-Anspruch garantiert. Ein Besuch im Europa-Park soll immer auch in den eigenen vier Wänden weitergehen. Hier haben wir längst noch nicht alle Mittel ausgeschöpft.