Begegnung mit Wolfram Kons

Gespräch mit RTL-Moderator Wolfram Kons über die Kinderarmut in Deutschland, internationale Hilfsprojekte für Kinder und die neue technische Dimension von VR-Coastern

von Horst Koppelstätter

   

Sie leiten die RTL-Stiftung „Wir helfen Kindern“. Wie wichtig ist für Sie das Engagement für Kinder?
Wolfram Kons: Wir waren vier Jungs zuhause, ich bin es gewohnt, viele Kinder um mich herum zu haben. Ich bin selbst zweifacher Vater geworden. Die Stiftung „Wir helfen Kindern“ ist ein großes Glück für mich. Fernsehen kann viel mehr sein als nur Einschaltquoten und Geldverdienen. Wir bei RTL sagen: Wir müssen uns engagieren, wir geben von unserem Erfolg etwas an die Gesellschaft zurück und ich darf das seit 20 Jahren umsetzen. Für mich ist das sinnstiftend und macht mich demütig. Ohne diese nachhaltige Hilfe für Kinder wäre mein Leben viel, viel leerer.

   

Das Aushängeschild dieser Aktionen ist ja der große RTL-Spendenmarathon, der seit vielen Jahren im November 24 Stunden Gelder für benachteiligte Kinder sammelt. Was passiert mit diesem Geld, können Sie uns ein Beispiel nennen?
Kons: Wir können wirklich voller Überzeugung sagen: Jeder Cent kommt an, und zwar eins zu eins. Alle Kosten, wie Kamerateams, Studio, Personal und Reisen zahlt komplett der Sender RTL. Alle prominenten Partner und Paten kommen ohne Honorar zu uns. Das sind Leute, die mit einem großen Herz dabei sind. Die Stiftung hat eine sehr professionelle Spenden- und Wirkungskontrolle. Um Beispiele zu nennen: Wir haben in ganz Deutschland RTL-Kinderhäuser, die wir gemeinsam mit anderen Partnern betreiben. Aber wir als Fernsehleute können nur wachrütteln, informieren, sensibilisieren und Gelder sammeln. Danach brauchen wir Profis, die das im Alltag umsetzen. Die wichtigste Arbeit leisten die, die täglich direkt mit den Kindern arbeiten, beispielsweise mit Schwerstbehinderten. Ich bewundere diese Menschen zutiefst.

Welche Kinder kommen in die RTL-Kinderhäuser?
Kons: Das sind Kinder, die Not leiden. Es kann eine Behinderung sein, es kann aber auch der Mangel an Liebe und Zuwendung sein, manche Kinder sind allein. Es geht aber auch um Bildung, Hausarbeitenbetreuung oder um vernünftige Ernährung. Viele Kinder bekommen bei uns zum ersten Mal mittags etwas Vernünftiges zu Essen. Wir haben in Deutschland nach wie vor einen alarmierenden, dramatischen Zustand:
Es gibt viel zu viele Kinder, die unter Kinderarmut leiden. Jedes fünfte Kind in Deutschland bekommt nicht die Zuwendung, die es verdienen würde. Wir kümmern uns um Sport-, Musik- und Tanzangebote für Kinder. 

Aber es geht auch um schwerstbehinderte Kinder, wie in der Einrichtung „Nestwärme“ in Trier. Da sorgen wir mit dem tollen Paten Mario Götze dafür, dass die Eltern ihre Kinder an einem guten Platz wissen und selbst mal – und sei es nur für einen halben Tag – durchatmen können. Auch schwerstbehinderte Kinder haben da viel Freude.

   

Und Projekte im Ausland?
Kons: Wir haben viele Projekte im Ausland, etwa eine weltweite Kooperation mit der Christoffel-Blindenmission und den Lions. Da geht es darum, Kinder, die nicht sehen können, mit einer kleinen Operation zu sehenden Kindern zu machen. Mit unter 100 Euro bekommt ein Kind sein Augenlicht zurück. Das wird ein lernendes, ein sich bewegendes, spielendes, glückliches Kind. Ich habe selbst erlebt, wie in Brasilien einem kleinen Mädchen nach der Operation die Pflaster von den Augen genommen wurden und sie zum ersten mal ihre Mutter gesehen hat. Das sind Momente, die ich in meinem Leben nie mehr vergessen werde. Wir haben gemeinsam mit der Organisation Care im größten Flüchtlingslager der Welt, in Dadaab an der Grenze zwischen Somalia und Kenia, Brunnen gebohrt, um Wasser dorthin zu bekommen und dann Schulen gebaut, um Kindern eine Chance zu geben, etwas zu lernen. In diesem Lager leben 600.000 Menschen. Da lässt sich mit ver- gleichsweise wenig Geld sehr viel erreichen.
   


Nennen Sie mal eine Zahl: Was kommt an Spenden zusammen?
Kons: Wir haben in den vergangenen 20 Jahren mehr als 143 Millionen Euro gesammelt. Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich, neben der großen Spenden- Marathon-Sendung haben wir ja auch während des gesamten Jahres Aktionen.

Auch Papst Franziskus beteiligt sich an einem Projekt.

Es gibt ja eine ganze Reihe Prominenter, die die Aktionen unterstützen ...
Kons: ... oh, das sind sehr viele. Shakira ist ebenso dabei wie Königin Silvia von Schweden mit ihrer Tochter Madeleine, Hollywoodstar Ben Stiller, Steffi Graf, Xavier Naidoo oder Jogi Löw. Als wir mit Shakira in Kolumbien in einem Elendsviertel waren, haben sich innerhalb kürzester Zeit mehr als 10.000 Menschen versammelt, um Shakira zuzujubeln. Liz Mohn hilft uns beim Schwerpunkt Schlaganfälle bei Kindern – auch das ist ein ganz wichtiges Thema. Doch der eigentliche Star der Hilfe sind nicht die Prominenten, auch nicht der Papst, der jetzt die Schirmherrschaft über ein Projekt übernommen hat, der eigentliche Star ist die Hilfe selbst und sind die Kinder, denen es danach besser geht. Nur dafür machen wir das alles.

Und was war das für ein Projekt mit Papst Franziskus?
Kons: Wir werden 2016 in seiner Heimatstadt Buenos Aires in einem der schlimmsten Elends- viertel eine Schule für Kinder gemeinsam mit der Schwester und dem Neffen von Papst Franziskus bauen. Ich habe den Papst in Rom getroffen und er hat mich gebeten, ihn über den Fortgang auf dem Laufenden zu halten. Er hat uns noch etwas sehr Persönliches mit auf den Weg gegeben, seine päpstliche Kopfbedeckung, den Pileolus, das ist das weiße Käppchen, das er trägt. Es wurde beim RTL- Spendenmarathon versteigert.

   

Was gefällt Ihnen im Europa-Park besonders?
Kons: Ich war total beeindruckt von der Fahrt mit dem VR-Coaster. Das ist weltweit einmalig, während einer Achterbahnfahrt zusätzlich in eine völlig neue virtuelle Welt einzutauchen. Ich bin ja kein wirklich belastungsfähiger Coaster-Junkie. Aber dieser Ride hat mich total geflasht. Ich sehe da eine völlig neue technische und wirtschaftliche Dimension der nächsten Unternehmergeneration: Der Europa-Park ist für mich ein großes europäisches Familienfest. Jeder Tag dort erwärmt dein Herz und lässt dich zum Kind werden. Wenn es etwas gibt, was von der Sonne geküsst wird, dann ist es dieses Stückchen Erde in Rust. Noch sind meine Jungs erst ein und drei Jahre alt. Also, liebe Europa-Park-Familie: Bitte bleibt so gastfreundlich und innovativ – ich werde Euch mit meiner Familie noch viele, viele Jahre besuchen.
   
   


Wolfram M. Kons

  
wurde vom Dalai Lama geehrt, hat mit Tom Cruise Stunts absolviert und mit Steffi Graf
Kindern in Afrika geholfen. Der RTL-Moderator ist bekannt als Wachmacher der Nation
bei „Guten Morgen Deutschland“, als Stimme bei „Ice Age 4“ und durch die längste
Spendensendung im deutschen TV, den RTL-Spendenmarathon. Kons, 1964 geboren,
studierte Jura, bevor er beim SWF in Freiburg und bei Radio Gong in München seine
Karriere als Journalist, Reporter und Moderator begann. Er ist seit 25 Jahren bei RTL
als Moderator tätig. Seit 1996 startet Wolfram Kons jedes Jahr im November den RTL-
Spendenmarathon. Die längste Charity-Sendung im deutschen Fernsehen ist die
wichtigste Spendenaktion von „RTL – Wir helfen Kindern“. Für einen Tag stellt RTL sein
komplettes Programm um, damit über 24 Stunden für Not leidende Kinder gesammelt werden
kann.

    


www.rtlwirhelfenkindern.de